Ich finde es irgendwie erschreckend, dass sich die menschliche Psyche an schwere Krisen zu gewöhnen scheint.
Besonders bizarr empfinde ich eine Situation, die meine Großmutter im 2. Weltkrieg erlebte und über die sie mir berichtete, als ich ein kleines Kind war: Viele Bomber, die ihre tödliche Ladung über Braunschweig abwarfen, flogen über die Stadt Peine. Während meine Großeltern gemütlich in ihrem Schrebergarten saßen, Bienenstich aßen und Kaffee tranken, flogen die Bomber nach Braunschweig. Mir ist bewusst, dass sie die Bomber am Himmel nicht stoppen konnten und keinen Einfluss auf das Weltgeschehen hatten, aber dennoch ist es komisch zu hören, wie normal das Leben weiter verlief, während ein paar Kilometer weiter hunderte Menschen in ihren Häusern verbrannten. Im Laufe einer Krise (z.B. Krieg) scheint der Mensch abzustumpfen und seine Empathie, sofern vorhanden, zunehmend zu verlieren.