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Dienstag, 30. März 2021

Eintrag 425

Pascale,
der Hilferuf eines (fast) alten, weißen Mannes

-Ironischer Kommentar 
eines "Zurückgebliebenen"
über den modernen Zeitgeist-


Einleitende Hintergrundinformation: 
Der "alte weiße Mann" ist in gewissen politischen Kreisen das Synonym für einen engstirnigen, konservativen Menschen. In öffentlichen Diskussionen wird dieser Begriff oftmals als gezielte Diffamierung und Schmähung genutzt. Ich vermute, dass diejenigen Diskutanten, die diesen Begriff zur Diffamierung nutzen, selbst engstirnig sind...

Seit Monaten schaue ich kaum noch Nachrichten, obwohl ich eigentlich ein gesellschaftlich sehr interessierter Mensch bin. Ich merke, dass einige Nachrichtensprecher mit dem "Gendern" begonnen haben. Diese Pseudo-Wortkonstrukte, welche eine Gleichstellung der Geschlechter in der Sprache bewirken sollen, sind für mich eine Zertrümmerung der deutschen Sprache aus ideologischen Gründen. Eine seit Jahrhunderten gewachsene Sprache soll offenbar dem modernen politischen Zeitgeist angepasst werden. Wer es wagt, nicht zu gendern, gilt in einigen politischen Kreisen als konservativ und diskriminierend. Viel schlimmer ist es für mich, dass ich es sehr anstrengend finde diesen Nachrichtensprecher*innen zuzuhören und deswegen einige TV-Formate nicht mehr schaue.

Alles was in meiner Kindheit und Jugend noch als wirtschaftlich wichtig galt (Kohle-, Stahl-, Automobilindustrie) gilt im modernen politischen Zeitgeist als "Teufelszeug". Hat nicht bis in die 80ér Jahre die Kohle-, Stahl- und Automobilindustrie die Bundesrepublik Deutschland wirtschaftlich "groß" gemacht? Besteht nicht ein wesentlicher Teil des Wohlstands der "jungen Generation" aus genau dem eben genannten "Teufelszeug"? Haben nicht (ältere) Väter im 3-Schichtsystem im Stahlwerk den Buckel krumm gemacht, damit ihre Kinder studieren können und eine bessere (materielle) Zukunft haben? Als "Dank" demonstrieren viele Kinder dieser Arbeiter gegen die Arbeitsplätze des Vaters.

In was für einer Zeit leben wir, 
in der bis in die Lebensmittel hinein 
Rassismus interpretiert wird?

Straßen, deren Namen Jahrzehnte keinen Menschen interessiert haben, sollen auf Druck aus einer bestimmten politischen Richtung umbenannt werden, nur weil sie nicht ins moderne Weltbild passen. Dieses Vorgehen erinnert mich an diktatorische Regime. Straßennamen sind oftmals aus der Historie heraus entstanden. Es ist natürlich zwingend notwendig sich mit der Geschichte unseres Landes kritisch auseinanderzusetzen. Dies gelingt jedoch nicht durch das "Ausradieren" oder die "Löschung" von Straßennamen, weil ich zwanghafte Umbenennungen für ein totalitäres Verhaltensmuster halte, das ich als Demokrat ablehne. Eine breite und offene Diskussion über die Namensträger findet somit nicht mehr statt. Eine Mahnung und kritische Erinnerungen sind nicht mehr gegeben, wenn es die Namen auf den Straßenschildern nicht mehr gibt.

Ein ähnliches totalitäres Verfahren findet man in "politisch korrekten" Kinderbüchern. Offenbar haben die Verantwortlichen wenig Vertrauen in die Generation der Kinder. Schwingt die Sorge mit, dass Kindergedanken "vergiftet" werden können, wenn die Kleinen ein altertümliches Wort lesen? 

Seit wenigen Jahren erlebe ich eine Gesellschaft, die sich immer weiter zersplittert. Viele politische und sexuelle Gruppen wollen (zu Recht) gleichgesellt und akzeptiert werden. Einen Teil dieser Menschen ist aber nicht bewusst, dass der Kommunikationsstil, den sie zu ihrer Zielerreichung nutzen, ausgrenzend ist und somit ihrem Ziel der Toleranz vollkommen widerspricht (Doppelmoral). 
 
Es gibt tatsächlich nicht wenige Menschen, die mir als "alten weißen Mann" eine Meinung zum Thema Rassismus absprechen würden, nur weil ich das Merkmal "alt und weiß" trage. Und noch schlimmer: Obwohl ich aufgrund meiner deutschen Herkunft rassistische Äußerungen erlebt habe, seien diese nicht vergleichbar mit negativen Äußerungen eines "weißen Deutschen" gegenüber anderer Ethnien. In meterlangen Sätzen wird diese absurde Haltung ideologisch begründet. Für mich ist eine Tat eine Tat und eine negative Äußerung eine negative Äußerung. Egal von wem und gegen wen sie gerichtet ist. Aus meine Sicht gibt es keine Diffamierung 1. und 2. Klasse. Komischerweise haben viele dieser Ideologen auch eine Meinung zum Thema Aktien & Börse, obwohl sie keine Aktien haben und noch nie eine Börse von innen gesehen haben. 

Dieses eben beschriebene Denkschema ist widersprüchlich und in einem hohen Maße ausgrenzend sowie meinungsverachtend. 

Und nun zu Pascale, dem (fast) alten weißen Mann😜
Ich fühle mich als Mann mittleren Alters in dieser Gesellschaft zunehmend fremd und unverstanden. Wo ist die Sensibilität dieser anmaßenden Ideologen gegenüber dem überwiegend (älteren) Teil der Bevölkerung, welcher teilweise nicht mehr seine Meinung sagen möchte, weil er Sorge hat in irgendein Fettnäpfchen zu treten? In fast jeder Formulierung lauert eine Pseudo-Diskriminierung, die genutzt wird, um den Formulierer irgendwo zu denunzieren. 

Menschen wie ich, die in den 70ér-/80ér-Jahren oder früher sozialisiert wurden, verstehen dieses Tam-Tam immer weniger, das um die Sprache, Straßennamen, Kinderbücher oder Lebensmittelbezeichnungen geführt wird. Wer fragt die ältere Generation, wie sie mehrheitlich zu diesen Dingen steht? Wo ist die gleichberechtigte (sachliche!!!) Debatte zwischen den Generationen und politischen Gruppen?

Führt dieser moderne ideologische Zeitgeist nicht dazu, dass wichtige Diskussionen in einer Demokratie nicht mehr stattfinden, weil Menschen Angst haben etwas Falsches (politisch nicht korrektes) zu sagen? Wenn eine freie Rede nicht mehr möglich ist (aus Angst vor Denunziation), um seinen Standpunkt zu vertreten, dann ist ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie gefährdet (freie Meinungsäußerung). Über solch ein politisches Klima freuen sich kleine totalitäre Parteien, die einfache Antworten auf komplexe Fragen anbieten. Niemand sollte sich dann über einen möglichen "Erfolg" dieser Parteien bei Wahlen wundern. 

Abschließen möchte ich meine Gedanken mit folgendem Artikel. Er greift die berechtigte Kritik von Wolfang Thierse an der "Identitätspolitik" auf, für die Thierse innerhalb der SPD heftig kritisiert wurde.


Geschrieben Februar-März 2021

Sonntag, 28. März 2021

Eintrag 424

Wenn das Bier dein bester Freund wird, 

dann gehst Du leise unter

 -Meine Erfahrungen als Angehöriger, Freund oder Bekannter-

(Fortsetzung meines Eintrags 401)

Im Laufe meines Lebens hatte ich einige Erfahrungen mit alkoholkranken oder -gefährdeten Personen. Dieser Eintrag ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein persönlicher und gefilterter Erfahrungsbericht ohne Nennung von Namen oder Ähnlichem. Die einzige namentliche Erwähnung ist mein Vater. Ich werde schildern, warum ich oft nicht der Pascale sein konnte, der ich eigentlich bin.

Zuerst zu meinem Konsum: Ich würde meinen Alkoholkonsum (im Jahresschnitt) als mäßig bis gering einstufen. Es gibt Abende, an denen ich schon Lust auf ein paar Bier etc. habe und diese auch genieße. Ich habe jedoch nicht das Verlangen danach mir mehrmals im Monat die "Kante" zu geben. Ich kann nach einem schönen Abend ein Ende finden und ins Bett gehen. Ich würde mich als einen reinen Genuss-"Konsumenten" bezeichnen, der auch mal, wie jetzt aktuell, mehrere Monate gar nichts (!!!) trinken kann. Mein letztes Bier war irgendwann im Spätsommer 2020 (den Zeitpunkt weiß ich gar nicht mehr so genau) mit meiner Freundin in einem Restaurant.

Einen kleinen Einblick über die Gefährlichkeit dieser Krankheit (ja, es ist eine schwere Krankheit !!!) und die Vielschichtigkeit des Themas gibt folgende Quelle:

https://www.klinik-friedenweiler.de/blog/ab-wann-ist-man-alkoholiker/

Ich habe in meinem Leben einige Menschen kennengelernt, die in diese Kategorie des Erkrankten hineinpassen oder kurz davor sind. Obwohl sich diese Personen in unterschiedlichen Altersklassen befinden, habe ich eine Beobachtung gemacht, die ein gemeinsames Merkmal aufweist: Die Stimmungsschwankung!

Es gibt Menschen, die haben in einem alkoholisierten Zustand eine Tendenz zu einer "festen" Stimmung, wie z.B. Geselligkeit, Fröhlichkeit, Jähzornigkeit, Aggressivität, Sentimentalität, Traurigkeit, die Suche nach Nähe oder Selbstmitleid. 

Und dann gibt es Menschen, die können an einem Abend durch einige dieser genannten Stimmungen hin und her schwanken. In den meisten Fällen reicht ein banaler Satz oder eine harmlose Situation aus, die der Betrunkene auf sich bezieht und die Stimmung dann kippen lässt. Für die Anwesenden einer geselligen Runde wirken diese radikalen Verhaltensänderungen bizarr. Oftmals reicht es auch nicht aus, auf den Betrunkenen gut einzureden. Dieser fühlt sich, warum auch immer, bestätigt und nicht selten nimmt ein Abend, der schön begann, einen unschönen Verlauf. 

So eine Stimmungsschwankung sagt zunächst nichts darüber aus, ob ein Mensch alkoholabhängig ist. Auch Leute, die sich nur einmal im Jahr auf einem Fest betrinken, können jähzornig werden. Es macht für mich als Freund oder Angehörigen aber einen gewaltigen Unterschied, ob ich so ein Theater einmal im Jahr erlebe oder mehrmals im Monat.

Im Laufe der Jahre habe ich für mich festgestellt, dass ich mit Menschen, die viel und regelmäßig Alkohol trinken, nur schwer umgehen kann, denn man erlebt sie zu häufig in bizarren Situationen. Es treten unangenehme Charakterzüge zum Vorschein, die sich im Suff noch verstärken. All das macht in mir viel Freundschaft oder Nähe kaputt. 

Es ist beklemmend zu erleben wie man einem Menschen, den man mag, gern "helfen" möchte, dies aber nicht geht. Anstatt meine Nettigkeit und Hilfsbereitschaft zuzulassen, wurde ich gedemütigt und bloßgestellt. Oftmals wurde meine Hilfe nicht als solche erkannt, sondern als störend empfunden, weil sie im Grunde einen Spiegel vorhielt, in den der Erkrankte nicht blicken wollte. Ich habe mich innerlich oft verbiegen müssen, um einen Betrunkenen in seiner negativen Stimmung zu "besänftigen". Wie oft habe ich für meinen Vater oder andere Personen gelogen, um nicht erklären zu müssen, dass sie besoffen ihren Rausch ausschlafen? Wie oft musste ich als Kind und als Erwachsener leise durch die Wohnung schleichen in der Hoffnung, dass der Betrunkene nicht aufwacht und weiter trinkt? All das war für mich belastend, aber wie es mir in diesen Situationen erging, hat damals selten einer nach gefragt.

Eine Sauforgie fing oft ganz harmlos an und entpuppte sich erst im Laufe des Abends als solche. Es war schon als Kind so: Wenn ich wusste, dass mein Vater nur EIN Bier trinken wollte, war der Abend gelaufen. 

Und die "Drehbücher einer Sauforgie" verliefen ähnlich, ob bei meinem Vater, im Freundeskreis oder darüber hinaus. Wenn ich weiß, dass eine alkoholgefährdete oder -kranke Person in meinem Umfeld (mit starken Stimmungsschwankungen) trinken möchte, dann ändere ich mein Verhalten. Zuerst versuche ich die Situation zu unterbinden, in dem ich für Ablenkung sorge. Dies gelingt mir nicht oft. Wenn die erste Bierdose zischt, dann beginnt der Vorspann eines surrealen Films. 

Es gibt wenige Abende, an denen ich auch mal ein paar Bier trinke. Es gibt aber sehr viele Abende, an denen ich keine Lust auf Alkohol habe. Doch wie verhielt ich mich, wenn ein Alkoholiker in meinem Umfeld unbedingt trinken wollte? Ich versuchte, wenn mir die Stimmungen der Person bekannt waren, entweder bis zu einem gewissen Pegel mitzutrinken (damit ich nicht als Spielverderber dastand) oder gar nicht zu trinken. ABER: Plötzlich spielte ich in einem Film mit, in dem ich gar nicht mitspielen wollte, weil ich am Ende wusste, wie dieser Film (oftmals) endet. Ich versuchte mich der jeweiligen Stimmung anzupassen und nahm meine Wünsche zurück. Diese unbewusste Anpassungsstrategie hatte sich oft bewährt, weil ich mäßigend auf die Umstände einwirken konnte. Wenn ich meine Wünsche in irgendeiner Form durchsetzen wollte, dann verlief solch ein Abend unschön. Ab einem gewissen Punkt spielte es keine Rolle mehr, was ich tat. Ob ich ja sagte oder nein, ob ich das Bier holte oder nicht, ob ich ins Bett ging oder blieb. Es war zu spät! 

Ich wusste genau, dass ich im Laufe des Abends an irgendeinem harmlosen Mist "Schuld" war. Und ich wusste genau, dass ich eigentlich nichts mehr tun konnte. Es gab für mich nur noch 2 Optionen. Entweder ich erduldete die Demütigungen oder ich ging. Wenn ich auf einer Party war und es sich um einen Freund handelte, dann konnte ich gehen. Es gab jedoch auch Umstände (auch bei meinem Vater), bei denen man nicht so einfach gehen kann. Wenn der Rausch ausgeschlafen war, gab es mir gegenüber meistens eine Entschuldigung oder man konnte sich an nichts mehr erinnern. Es wurde aber kein Gedanke daran verschwendet, das Trinken zu unterlassen oder rechtzeitig aufzuhören, anstatt sich bis zum Umfallen zu besaufen.

Die eigentliche Hoffnung in all meinen bizarren Situationen bestand im Grunde lediglich darin, dass ich die betroffene Person milde stimmen wollte. Wurde eine Alkoholabhängigkeit auch nur im Entferntesten thematisiert, reagierten die Personen meistens jähzornig oder belustigt. Mir wurden dann sofort Grenzen aufgezeigt, so nach dem Motto "Wenn es Dir nicht passt, dann geh doch....", die mich in meiner Vermutung nur noch bestätigten. Lieber beendet man eine Freundschaft als sich einem Problem zu stellen. Also ruderte ich zurück und gab zu oft "klein bei". Dieses "Klein-beigeben" war, rückblickend betrachtet, ein Fehler. Eigentlich hätte ich im Gegenzug meine Grenzen aufzeigen müssen, zumindest um meine Selbstachtung zu bewahren.

Der Suchtkranke lebt im Grunde einen hemmungslosen Egoismus aus, der jedoch krankheitsbedingt fungiert. Solange das Bier schmeckt wird vom Umfeld verlangt, sämtliche bizarren Situationen zu ertragen. Bei einem Raucher müssen andere Menschen in der Umgebung passiv mitrauchen, ob sie wollen oder nicht. Bei einem Alkoholkranken muss das Umfeld die Launen ertragen, ob es will oder nicht. Der Alkoholiker kommt gar nicht erst auf die Idee, dass sein Verhalten im Suff (oftmals) eine Zumutung sein könnte.

Da sich das Umfeld in einer emotionalen oder materiellen Abhängigkeit befindet (bei Familien), dauert es sehr lange, bis dem Suchtkranken Grenzen aufgezeigt werden. Bis dahin wird zu viel Lebenszeit verschwendet und psychische Schäden in Kauf genommen. Zu lange wird das Thema "Alkoholismus" tabuisiert, weil ein "Ausstieg" einen unangenehmen Prozess der Auseinandersetzung mit sich und der Familie beinhaltet. Im Grunde ist die radikale Abstinenz in den meisten Fällen die einzige Rettung für den Erkrankten. All die Wünsche wie "es reicht aus, wenn ich weniger trinke" oder "es gibt Menschen, die ein Leben lang gesoffen haben und heute noch leben" sind Augenwischerei und Selbstbetrug. Anfang der 80ér Jahre wäre mein Vater möglicherweise noch zu retten gewesen, hätte wir als Familie nicht zu sehr auf das "Prinzip Hoffnung" gesetzt, sondern mit ihm hart geredet. Dies wäre zumindest ein wichtiger Schritt gewesen, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Eine weitere bittere Erkenntnis: Am Ende kann sich der Suchtkranke nur selbst helfen, in dem er sich seine Krankheit eingesteht, bevor die Organe kaputt sind. Und auch das reicht nicht aus, weil er sich Hilfe holen muss. Viele Alkoholkranke sterben nur deshalb, weil sie ihre Krankheit lieber ins Lächerliche ziehen anstatt sich eine vermeidliche Schwäche einzugestehen. Der Gang zu einem Facharzt wäre der lebensrettende Weg. Bis zum Tod oder einem organischen Zerfall dauert es oftmals viele Jahre, daher wird das Problem anfangs nicht erkannt. Es ist offenbar bequemer weiter zu saufen und sich (körperlich) und die Angehörigen (emotional) weiter leiden zu lassen, als sich in eine Kur zu begeben. Mein Vater lehnte eine Kur ab, weil er glaubte, meine Mutter könnte während dieser Zeit einen neuen Mann kennenlernen. Eigentlich lehnte er aus Selbstmitleid diese für ihn lebensrettende Kur ab, gab es aber nicht zu.

Für mich ist es nicht ganz unwichtig, wie sich ein Mensch im Rausch verhält und ob er an einem Abend schnell aufhören kann zu trinken. Mein Vater bspw. konnte nach einem Bier nicht mehr aufhören und wurde für sein Umfeld, verhaltenstechnisch betrachtet, eine Zumutung. 

Im Laufe meines Lebens habe ich mich einige Male zu sehr in den Strudel dieser Krankheit (als Freund oder Angehöriger) hineinbegeben. Die betreffenden Personen wissen tief im Innersten eigentlich auch, dass ich ihnen nur helfen wollte. Bis zu einem gewissen Punkt ertrage ich unschöne Situationen. Ist dieser Punkt jedoch überschritten, dann muss ich mich selbst schützen und lasse los. Ich habe viel Verständnis für Menschen, die in eine Sucht geraten sind. Leider wird meine diesbezüglich "gutmütige" Art als "Dämlichkeit oder Schwäche" interpretiert. So nach dem Motto: "Pascale wehrt sich nicht, mit dem kann man es ja machen...". Einige Menschen mussten jedoch erleben, dass sie hier "schief gewickelt" waren, denn auch ich kann konsequent sein. Meine Konsequenz kommt erst mit Verzögerung, weil ich abwarte, ob sich die Dinge noch ändern.  

Wer meine Anwesenheit nicht möchte (und so etwas merke ich schnell), der braucht sich nicht darüber wundern, dass ich dann plötzlich aus seinem Leben verschwinde. Ich habe nur ein Leben zu leben und ich verbringe meine kostbare Lebenszeit lieber mit Menschen, die meine Anwesenheit zu schätzen wissen. 

Mir tut es Leid, dass einige Leute aus meiner Vergangenheit dieses Schicksal ereilt hat, aber ihr Verhalten (Demütigungen, Beleidigungen, hemmungsloser Egoismus), welches aus dieser schweren Krankheit resultiert, wollte ich nicht länger ertragen. 

Schließen möchte ich mit 2 Textzeilen des Liedes "Alkohol" von Herbert Grönemeyer.

"...(Alkohol) das Drahtseil, auf dem du, auf dem du stehst.
"...(Alkohol) ist das Schiff mit dem du, mit dem du untergehst..."

Besser kann man diese Krankheit künstlerisch kaum besingen.

Geschrieben im Januar 2021

Freitag, 26. März 2021

Eintrag 423

Hellhörig

Einer der wenigen Eigenschaften, die mir an meiner gemieteten Wohnung nicht gefällt ist die Hellhörigkeit. Die Bauweise dieses Wohnkomplexes besteht vermutlich aus dünnen Zwischenwänden, die vor vielen Jahrzehnten gängig waren.

Die Hellhörigkeit fällt besonders dann auf, wenn mein Nachbar herumflucht. Er scheint vermutlich irgendein Online-Spiel zu spielen und hat dabei Kopfhörer auf (soviel konnte ich heraushören😂). Was mich etwas "stört" ist seine ständige Flucherei und derben Schimpfwörter, die sich zigfach am Abend wiederholen. 

Was die allgemeine Hellhörigkeit betrifft, so bin ich hier nicht pingelig, weil meine Nachbarn Leonard und mich vermutlich auch hören werden, wenn wir laut sprechen (was selten vorkommt). Im Grunde hält sich alles noch im Rahmen, denn ich habe schon ganz andere Wohnungen bewohnt, in denen die Geräuschkulisse der Nachbarn viel deutlicher zu hören war als in dieser Wohnung. 

Ich folge dem Motto "Leben und leben lassen". Da auch ich gelegentlich (unabsichtlich) lauter bin, können meine Nachbarn dann auch mal lauter sein. Ich habe auch keine Lust einen Nachbarschaftsstreit wegen ein paar Schimpfwörter vom Zaun zu brechen. Dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade. In diesem Zusammenhang könnte mir mein "Lärm" mit Leonard vorgehalten werden (Kinder sprechen und spielen nicht immer leise). So ein Hin und Her führt zu nichts, denn oft kommt ein Wort zum anderen und führt nur zu nervenaufreibenden Diskussionen. Ich habe so ein Tam-Tam zwischen einem Kumpel und seinem Nachbarn erlebt, daher sehe ich das ganz easy. 

In diesem Haus wohnen mehrere Mietparteien räumlich eng zusammen und jeder möchte sich ungezwungen in seiner Wohnung bewegen. Aus diesem Grund ist bei diesem Thema Sensibilität wichtig. 

Dienstag, 23. März 2021

Eintrag 422

Vor ein paar Wochen habe ich es endlich mal geschafft meinen Fernseher mit dem Internet zu verbinden. Bisher sah ich darin keine Notwendigkeit, weil ich sowieso sehr wenig TV gucke und mir die Zusatzangebote nicht viel nutzen. 

Es gibt jedoch eine App, die ich sehr gern nutze, weil ich mit ihr Musik hören kann (Youtube). Warum immer den Laptop einschalten, um Elvis oder Depeche Mode zu hören? Jetzt kann ich auch mal Lieder in einer viel besseren Qualität genießen, wenn ich in der Küche bin. Die TV-Boxen sind deutlich besser als die des Laptops. Irgendwann werde ich meine kleine Musikanlage aus dem Keller holen und aufbauen. Doch bis dahin lausche ich den Klängen meiner Lieblingsbands vom TV aus.

Freitag, 19. März 2021

Eintrag 421

Pascale 1983 
Leonard 2021

Manchmal versuche ich Leonards und meine Kindheit zu vergleichen. Ich vergleiche dann sein aktuelles Alter mit dem jeweiligen Jahr aus meiner Kindheit.

Leonard ist jetzt 9 Jahre alt. Wir schreiben das Jahr 1983, in dem ich 9 Jahre alt war. Die Neue-Deutsche-Welle (99-Luftballons, Bruttosozialprodukt, Sonderzug nach Pankow) schwappte durch die Charts und Hits wie "Sunshine Reggea" (Laid Back) oder "Karma Chameleon" (Culture Club) wurden auf dem Pausenhof mitgesungen.

In diesem Jahr kam ich von der 3. in die 4. Klasse, verließ die Kinderbetreuungsstätte im Flurweg (in der ich viele Jahre meiner Kindheit verbrachte) und fuhr zum ersten Mal allein mit der U-Bahn vom "Zwickauer Damm" bis in die "Karl-Marx-Straße", um meine Eltern im damaligen Quelle-Warenhaus zu besuchen. (Meine Mutter arbeite dort in der Lebensmittabteilung an der Kasse, mein Vater war Abteilungsleiter und Einkäufer für Herrenbekleidung).

Ich kam von der F- in die E-Jugend der Fußballmannschaft des TSV-Rudow, in dem ich eine eher mäßige Fußballkarriere als "linker Verteidiger" hinlegte. Mitte der 80ér Jahre verließ ich diesen Traditionsverein wieder, weil mir das Interesse am Vereinssport verloren ging. 

Ich spielte leidenschaftlich gern mit Star-Wars-Figuren, traf mich nachmittags mit meinem Kindergartenfreund Stefano oder meinen Schulfreunden (Phillip, Sylvia, Matthias) und verlor zum ersten Mal meinen Wohnungsschlüssel. 

Den Sommerurlaub verbrachten wir, wie fast jedes Jahr, bei meinem dänischen Zweig der Familie (Meine Tante hatte einen Dänen geheiratet). Wir wohnten in dem familieneigenen Sommerhaus am Strand und ich erlebte schöne Sommertage mit meinen dänischen Cousinen.

Im TV lief in den Sommerferien das ZDF-Ferienprogramm. An die Sendungen Captain Future, Manni der Libero, Fünf Freunde oder TKKG erinnere ich mich gern zurück.

An das Jahr 1983 erinnere ich mich noch sehr gut, wenn auch nur in Auszügen. Diese frühen Lebensjahre sind für ein Kind sehr prägend. Leonard wird sich an fast alles, was ich ihm heute sage, noch als Erwachsener erinnern. 

Es dauert nicht mehr lange, dann wird Leonard vermehrt seine eigenen Wege gehen. Entscheidend wird sein, wie stark unser Vater-und-Sohn-Band gefestigt ist. So ein Band wird Teenager-Launen und unnötige Zankereien aushalten müssen. Ich versuche Leonard das Vertrauen zu geben, dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jeder Lebenslage bei mir klingeln kann. 

Interessant ist zu erleben, dass man als Elternteil mit seinem Kind "mitwächst". Man tut die Dinge einfach, die während einer Kindererziehung auf einen zukommen. Auch wenn die Teenagerjahre nicht leicht sein werden, so bin ich guter Dinge, dass wir das irgendwie meistern.

Mittwoch, 17. März 2021

Eintrag 420

Grundsätzliche Überlegungen 
zur gelingenden Integration

Ich stelle mir gelegentlich die Frage, warum Menschen in ein Land eingewandert sind, das sie im Grunde gar nicht zu mögen scheinen und über das sie nur schimpfen?

In meinen Überlegungen beziehe ich mich auf Aus- und Einwanderung im Allgemeinen bzw. weltweit. Jeder wird seine ganz individuellen Gründe haben, seine Heimat zu verlassen und sein Glück in einem anderen Land zu versuchen. (Aus-)Wanderung ist legitim und liegt seit Jahrtausenden in der Natur des Menschen. Ich vermute jedoch, dass es nicht wenige "Wanderer" gibt, die sich nicht ganz im Klaren darüber sind, welch individuelle Bereitschaft erforderlich ist, um sich erfolgreich in dem "neuen" Land zu integrieren. 

Folgende Voraussetzungen (innerliche Bereitschaft) sollte ein Einwanderer mitbringen, damit seine Integration besser gelingen kann:

1. Interesse an der Sprache, Kultur und Geschichte des Landes
2. Die Bereitschaft sich in die bestehende Gesellschaft integrieren zu wollen
3. Die Anerkennung der Gesetze, Werte und Normen des Landes
4. Die Bereitschaft in einer offenen, demokratischen und gleichberechtigten Gesellschaft leben zu wollen (Was auch die Meinungsfreiheit und die Kritikfähigkeit anderer gegen einen selbst impliziert).

Wer diese eben genannten Punkte nicht mitbringt, der bildet aus meiner Sicht eine innerliche Abwehrhaltung gegen seine Integration und fühlt sich fremd. Dies kann dann dazu führen, dass Zugewanderte eine Zuflucht in ihrer eigenen Community suchen, sodass Parallelgesellschaften entstehen.

Integration bedeutet für mich nicht, dass jemand seine Identität aufgeben muss. Wenn ich bspw. nach Spanien, Italien oder Frankreich auswandern würde, dann kann ich dennoch gelegentlich in ein deutsches Restaurant gehen oder mit Freunden deutsch sprechen. Schwierig wird es jedoch, wenn ich gar nicht bereit wäre in ein spanisches Restaurant zu gehen oder nicht spanisch lernen möchte. Und noch schwieriger wird es, wenn ich innerlich voraussetze, dass sich die spanische Gesellschaft für mich ändern muss und sich mir anpasst.

Wenn dasjenige Land, in das ich einwandern möchte, Integrations- und Sprachkurse anbietet, dann ginge ich auch dorthin, damit ich einen Einstieg in die eingewanderte Gesellschaft finden würde.  

Was mich jedoch grundsätzlich nachdenklich stimmt ist die Tatsache, dass allein die Debatte über dieses Thema in einigen politischen Kreisen tabuisiert wird. Diese Tabuisierung hat verschiedene Ursachen, die jedoch den Rahmen dieses Eintrages überschreiten würde.

Mir ist bewusst, dass noch weitere Faktoren für eine gelingende Integration eine Rolle spielen können. Meine Überlegungen sind rudimentär und oberflächlich gehalten.

Schließen möchte ich meine Gedanken mit einem hervorragenden Gastbeitrag des Autors Ahmad Mansour aus der Onlineausgabe der Zeitung "Die Zeit". Er (selbst Zuwanderer) beschreibt, warum die Integration eine Bringschuld der Zuwanderer ist.


Meine Schlussfolgerung: 

Eine Demokratie kann nur stark sein und wachsen, wenn man gesellschaftskritische Themen, auch wenn sie unbequem sein mögen, offen diskutiert. Andernfalls spielt man undemokratischen und autoritären Kräften in die Hände, die nur darauf warten solche Themen aufzugreifen, um sie für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Sonntag, 14. März 2021

Eintrag 419

Fortan möchte ich versuchen, auf eine etwas ausgewogenere Ernährung zu achten. Eigentlich koche ich schon längere Zeit fleischarm und eher gemüselastige Gerichte. Auf mein Brot lege ich meistens Käse und kaum Wurst. In den Kochtopf kommt überwiegend Gemüse und selten Fleisch. Vielleicht werde ich in Zukunft noch etwas mehr Fisch essen. 

Mein Hauptänderungspunkt besteht darin, dass ich versuchen möchte morgens regelmäßiger zu Frühstücken und abends frisch (keine Fertiggerichte) zu kochen. Dies wird mir nicht an jedem Tag gelingen, aber ich werde es zumindest versuchen. 

Mittwoch, 10. März 2021

Eintrag 418

Neuer Arbeitseinsatz

Aufgrund eines technischen Problems hat sich der Einsatzbetrieb dazu entschlossen dasjenige Projekt, für das ich eingesetzt war, zu überarbeiten und die Prozesse neu zu organisieren. Da ich als Zeitarbeitskraft für den Betrieb nicht gerade günstig bin, werden die Sachverhalte bis auf Weiteres intern betreut. Mein Arbeitseinsatz endet somit sehr kurzfristig.

Ich bin guter Dinge, dass ich in Kürze einen Folge-Einsatz erhalten könnte. Bereits am heutigen Nachmittag wartet auf mich ein Vorstellungsgespräch, auf das ich mich sehr freue.

Update (20.00 Uhr)

Das Vorstellungsgespräch verlief gut. Es ist mir gelungen meine fachlichen Kenntnisse zu vermitteln und den Kunden von mir zu überzeugen. Im Laufe des Gesprächs erfuhr ich, dass es sein könnte, dass der Einsatz aufgrund verschiedener Umstände nicht sehr lange dauert. Dies wird sich jedoch erst im Laufe der Zeit herausstellen. Kunden legen sich bei der Einsatzdauer im Vorfeld sowieso selten fest, daher ist dies für mich nichts Neues.

Abends klingelte das Telefon und mein Arbeitgeber überbrachte mir die erfreuliche Nachricht, dass ich eine Zusage bekomme. Am Montag beginnt die Einarbeitung. In diesen Zeiten der Wirtschafskrise bin ich froh, dass ich unkompliziert einen neuen Folge-Einsatz ergattern konnte. Ich freue mich sehr über diese neue Herausforderung.

Montag, 8. März 2021

Eintrag 417

Während der Zeit im Homeoffice lohnt es sich zeitlich für mich, mittags oder abends zu kochen. Wenn ich gegen 16.00 meinen Feierabend einläute, dann ist der Weg in die Küche nicht weit und es lohnt sich ein paar Kartoffeln zu schälen und eine Bratwurst in die Pfanne zu legen. 

Arbeite ich im Büro und komme erst nach 2,5 Stunden Fahrt nach Hause, so bin ich müde und wenig hungrig. Ich esse zwar eine Scheibe Brot, bevor ich ins Bett gehe, aber ich habe keine große Lust mehr "aufwendig" zu kochen. Aus diesem Grund habe ich während der letzten Wochen 3-4 Kilo zugenommen. Ich liege jedoch immer noch deutlich unter meinem "höheren" Gewicht, welches ich auf der Waage hatte, bevor ich nach Siegen zog. 

Freitag, 5. März 2021

Eintrag 416

Aufgrund eines innerbetrieblichen Sachverhaltes werde ich mein bisheriges Aufgabengebiet weitestgehend wieder abgeben und dafür ein neues Tätigkeitsfeld in der Buchhaltung erhalten. Da es sich hier um Papierbelege handelt, die es zu bearbeiten gilt, ist eine temporäre Anwesenheit im Einsatzbetrieb erforderlich. 

Meine Arbeit im Homeoffice wird zwar nicht abrupt enden, aber nur noch tageweise stattfinden. Nach bisheriger Planung werde ich weiterhin (zumindest mittelfristig) 1-2 Tage pro Woche von Zuhause aus arbeiten können. Im Moment scheint es so, als habe ich noch die Gestaltungsfreiheit mir die Wochentage im Homeoffice auszusuchen. Ob dies so bleibt, ist offen. In der kommenden Woche bin ich (nach bisheriger Planung) Montag und Freitag Zuhause. 

Dienstag, 2. März 2021

Eintrag 415

In dieser Region ist das Wetter in diesen Tagen vorfrühlingshaft mild. Wenn die Sonne scheint, dann wirkt sie kräftiger als noch vor ein paar Wochen. 

Auch an sonnigen und wolkenlosen Tagen weht meist noch ein kühler Wind. Es ist aber schön zu erleben, dass der Winter allmählich Abschied feiert und sich mehr und mehr der Frühling durchsetzt. Allgemein betrachtet wirken die meisten Menschen fröhlicher und entspannter, wenn man sie beim Spazierengehen sieht. Vermutlich freuen sie viele Menschen, nach dem langen und trüben Winter, endlich etwas Vorfrühlingswetter genießen zu können.