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🐰❤️🐌 = P❤️M

Meine Gedichte 4

Auf halbem Weg.

Gestern war ich noch jung.
Bin nicht alt.
Mittendrin.
Im Juli.
Kindheit fĂŒr immer geschlossen.
Mit Stacheldraht umzÀunt.
Das Alter beginnt zu blĂŒhen.
Lockt mit WĂ€rmedecke und fehlender Rente.
Zwischen der Schaukel auf dem Spielplatz
und dem Bett im Altersheim bröckelt meine Sandburg.
Die nÀchste Sandburg steht irgendwann auf meinem Grab.
Aber die Statistik ist noch auf meiner Seite.
Halbes Glas getrunken.
Der Rest schmeckt schal.
Kann nicht zurĂŒckkehren.
Gefangen im Zenit.
Aus KindheitstrÀumen wurden Depressionen.
Hoffnung peitscht mich den unbekannten Weg nach vorn.
Vieles im Leben hab ich versĂ€umt 
und mich zulange am Strand der Freuden gebrĂ€unt. 
Die Zeit ist vertrĂ€umt. 
LebenstrĂ€ume sind nun mit Stacheldraht umzĂ€unt 
und fĂŒr immer verschlossen.

Pascale Anhalt

 Teilzeitherz.

Soeben hat es noch geschlagen. 
Leidenschaft strömte hindurch. 
Heute frĂŒh zum Abschuss freigegeben. 
Kugeln flogen durch den Zaubergarten. 
Gezielt aus dem Hinterhalt. 
In vertrauter AtmosphĂ€re. 
Von Einschusslöchern durchsiebt, 
hĂ€ngt es nun am Fleischerhaken und blutet aus. 
Dicht an dicht neben anderen zerfetzten MĂ€nnerherzen. 
Tiefgefroren bei -20 Grad Celsius im KĂŒhlhaus. 
Traumland bald umwuchert mit Narbengewebe. 

 Pascale Anhalt

Nur noch mit einem Fernglas.

Ich sitze am Ufer
und schaue durch ein Fernglas.
Sehe Dich ganz nah
auf einem Felsen stehen.
Die Gezeiten und StĂŒrme
haben unsere Insel zerbrochen.
Zwischen uns schufen die Jahre
ein weites und tiefes Eismeer.
Kann Dich ohne Fernglas
nicht mehr sehen.
Der Wind weht unsere Worte
durch ein Labyrinth.
 Kann Dich nicht mehr hören und verstehen.
Nur mit einem Panzerkreuzer kann ich
auf unseren TrÀnen zu Dir fahren.
 Pascale Anhalt

Hexenjagd.

Das Feuer brannte heiß.
Flammen loderten empor.
In ihnen schrie ein Frauenkörper,
gefesselt an einem Kreuz.
Ihre Seele war der Teufel.
Sie hatte rotes Haar.
Menschen tanzten um das Feuer.
Jubelten vor GlĂŒck.
Im Namen der Kirche.
Im Namen der Bibel.
Im Namen Gottes.
Ein Geistlicher streckte ihr ein Kreuz entgegen.
Er sprach ein Gebet. 
Ihr schrei verstummte.
Ihrem Darsein wurde verziehen.
Ihr Körper zerfiel zu Asche.
Man betete um ihre Seele.
Im Namen der Gerechtigkeit.
Im Namen des Glaubens.
Im Namen des Guten.

1997
Pascale Anhalt

Steine.

Sie wissen nicht
das sie leben.
Sie spĂŒren nicht
ihren Atem.
Sie sehen nur
mit den Augen und
sprechen mit dem Mund.
Sie hören keinen Schrei.
Sie reden,
aber sagen nichts.
Vielfalt ist ihr Feind und
der Denkhorizont eng.
Ihr Geist wurde nie geboren.
Sie leben unbewusst.
Steine.

1997
Pascale Anhalt

Das Ende.

TrÀume sind zerstört.
NĂ€chte werden kalt.
Fehler wurden begangen.
Schreie blieben unerhört.
 Keine Hoffnung mehr.
Unser Leben ist gestorben 
und TrÀnen wurden geweint.
Einsamkeit steht vor der TĂŒr.
Kommt schleichend in mein Leben.
Ich fĂŒhle keine Reue.
Die Zeit war unser Feind.
Öffnete langsam das Tor der Trennung.
Das neue Jahr wird
   ohne Dich beginnen.

1997
Pascale Anhalt


 Ein leben lang AlbtrĂ€ume.

Nacht fĂŒr Nacht
treibst Du
die Angst
in meine TrÀume.
Meine Sehnsucht nach Dir
liegt hinter den Fassaden
und im Staub der Straßen von 
Berlin.
U-Bahnfahrt
durch den TrÀnenhimmel
aus Stahlbeton.
Nacht fĂŒr Nacht
suche ich
nach den Resten meines Vertrauens,
dem Du lachend
 die Kehle durchgeschnitten hattest.
Es war Liebesmord!
Du bist die Mörderin,
doch meine GefĂŒhle sitzen ein Leben lang
im GefÀngnis.

2007
Pascale Anhalt

Eure Straßen.

 Eure Straßen sind nicht meine.
Asphalt riecht nach LĂŒge.
Wege fĂŒhren nach nirgendwo.
Regeln fĂŒr eurer Leben sind jĂ€mmerlich
Und das Licht spiegelt sich im Nichts.
Mein Herz brennt.
Tod in den Augen.
Nahe an der Freundschaft im Hinterhof.
Das Fenster ist weit geschlossen.
Das Glas ist trĂŒbe und matt.
Die Vögel auf dem Asphalt singen nicht fĂŒr euch
Und sie singen nicht fĂŒr mich.
Sie singen das Lied der LĂŒge
Und fliegen nach nirgendwo,
Denn Sie folgen euren Straßen.

  Pascale Anhalt
Siegen, 10-13.10.2001

Die Liebe.

Faulriechender Karieszahn,
verdeckt unter einer goldenen Zahnkrone.
Hoffnungen.
Eiter am Wurzelwerk,
zerstört die ganze Zahnreihe.
Ich habe Angst
vor der Wahl,
die keine mehr ist.
Jeder Herzschlag rĂŒckt mich
weg von Dir,
hin zu ihr.

(unvollendet/Entwurf)
Pascale Anhalt

Kinderzimmer.

Ich stehe hier,
allein
in seinem Kinderzimmer.
Dieses Zimmer wird es
bald
nicht mehr geben.
Seine Freunde lÀcheln mir zu,
die Kuscheltiere und TeddybÀren.
Ich weine ihnen zurĂŒck!
Ich stehe hier,
allein
in unseren Kinderzimmer.
Dieses Zimmer wird es
bald 
nicht mehr geben.
Als ich diese WĂ€nde mit Farbe anstrich,
sagte sie noch
"Ich Liebe Dich!",
was davon ĂŒbrig bleibt
sind TrÀnen!
Ich stehe hier,
allein 
in meinem Kinderzimmer.
Dieses Zimmer wird es
bald
nicht mehr geben.
Eure Zeichen stehen auf Neuanfang,
in ein besseres Leben.
Meine Zeichen stehen auf Untergang,
denn mit meinen TrÀnen löse ich mich auf.
Bald
wird es mich nicht mehr geben!

FrĂŒhling 2014
Pascale Anhalt

Unser Haus.

Der Alltag
trug die Dachziegel
nach und nach
in die weite Ferne und
Stress
regnete durch das
offene Dach.
Der Streit begann 
die TĂŒren und Fenster
abzumontieren,
sodass Diebe
Deine GefĂŒhle klauten.
MissverstÀndnisse kamen
in den Keller
und ließen die WĂ€nde modern.
TrÀnen
flossen in das Kabelwerk
und ein Kurzschluss
brannte das Haus nieder.
Was von unserem Haus
ĂŒbrig blieb
war eine Sandburg.
Eine Sandburg auf dem
Spielplatz,
erbaut von uns Kindern.
Wenn der Tag heute
zuende geht
und die Sonne morgen
ohne Euch 
aufgeht,
dann tritt uns das Schicksal
in die Sandburg. 

FrĂŒhling 2014
Pascale Anhalt

herzSTILLSTAND.

Ich möchte mit dem Finger
die Uhr 
rĂŒckwĂ€rts drehen
und Deine Ohren
wieder fĂŒr meine
Worte öffnen.
Defektes SprachĂŒbersetzungsgerĂ€t
produzierte 
Verkennung und Irrtum.
Unser vernarbtes
Herz
hörte dann auf zu schlagen.
Stents und ein Bypass
konnten
es nicht mehr retten.
Unsere MissverstÀndnisse
verklumpten zu einer Thrombose.
Liebe floss nicht mehr hindruch 
und Zellen begannen abzusterben.
Doch ich möchte so gern
mit dem Finger
die Uhr rĂŒckwĂ€rts drehen
und Deine NĂ€he 
befreien,
die du hinter einem
Kokon eingewebt hattest.
Bei jeder Befreiungsaktion
eröffneten Deine ScharfschĂŒtzen
das Feuer.
An unseren Zungen 
hÀngen Steine,
zentnerschwer.
Wegbereiter
fĂŒr die Stille,
welche unsere Bilder
von der Wand gerissen hat.
Ich möchte mit dem Finger
die Uhr
rĂŒckwĂ€rts drehen
und Deine Liebe zu mir
neu entfachen.
Sie sitzt im Rollstuhl,
querschnittsgelÀhmt
bis in die Ewigkeit.
Ich möchte
...den Stöpsel
aus dem See des Scheiterns ziehen,
der mit meinen 
TrÀnen und Fehlern
gefĂŒllt ist.
...Hand in Hand mit Dir
im Standesamt stehen
und noch einmal
"Ja" sagen!
Doch die Wohnung ist gekĂŒndigt
und das Umzugsunternehmen bestellt.
Unsere TrÀume
liegen auf dem SperrmĂŒll.
Morgen kommt der LKW 
und
fÀhrt drei zerbrochene Herzen in
zwei StÀdte.

Sommer 2014
Pascale Anhalt

Sonnenblume.

Hilflos
sitze ich vor Deinen lieben Worten,
die vor Jahren geschrieben.
GlĂŒck und eine tiefe Zuneigung
waren unser Band,
wie es dort in Tinte steht.
Jedes dieser Worte zÀhlt
nicht mehr.
Sie erinnern an unsere Liebe und die Vorfreude
auf ein gemeinsames Leben,
das es nun nicht mehr gibt.
Ich suche den Ort,
an dem sich der Sinn
hinter den Zeilen versteckt hÀlt.
Mit den Buchstaben
verklebe ich den Riss
in unserer Titanic.
Warum haben wir 
den Eisberg nicht kommen sehen
und sind ausgewichen?
Aus LiebesschwĂŒren
werden Scheidungspapiere
und
aus ZukunftsplÀnen
zwei AdressÀnderungen.

Sommer 2014
Pascale Anhalt

Einer wird immer fehlen.

Barfuß
stehe ich auf
nasser Straße.
Die Freiheit verwischt
unser Herz,
das wir zu dritt mit Straßenkreide
auf
einer LĂŒge malten.
Ich kann den Schmerz
nicht von Dir nehmen.
Ein Aufwachen
zwischen Mama und Papa
wird es nicht mehr geben.

Einer wird immer
fehlen.

"Der Traumzauberbaum"
hat keine BlÀtter mehr.
Die CD ist zerbrochen.

Die Familiensonne
ist untergegangen.
Der Trennungsmond
weist mir den Weg
in die Nacht.
Er bringt Distanz
und mir ein Leben
unter einer löchrigen BrĂŒcke.
Unentwegt tropft
die LibertÀt.
Unsere HerzenswÀrme
verbindet ein
rostiges Gleis,
auf dem ich jedes Wochenende
zu Dir pendele.
Deine Eltern schweigen.
Es schreien
die Paragraphen und GesetzesbĂŒcher.

Einer wird immer
fehlen.

Mit meinem TrÀnenschlauch
gießt Du
Dein welkendes Vertrauen,
das nun im verbrannten
Elterngarten wuchert.
Einst
blĂŒhte dort fĂŒr Dich
die Gemeinsamkeit.

Einer wird an Eurem
Abendbrotstisch immer
fehlen.

Papa!

Siegen, Sommer 2014
Pascale Anhalt

One-Way-Ticket

Zug des Lebens
rollt
unaufhaltsam Richtung
vorwÀrts.
Niemals fÀhrt er
zurĂŒck.
HĂ€lt nur einmal
an jeder Station.
Einige Passagiere
lösen ein
1.Klasse-Fahrschein
als Freund.
Nur wenige 
bleiben ein
Leben weit.
Andere Passagiere steigen
an der
nĂ€chsten Haltestelle 
wieder aus,
ohne ein Wort,
ohne ein "Auf Wiedersehen".
Der Zug schließt seine
TĂŒren
und fÀhrt weiter.
Er hĂ€lt 
niemals 
zwei Mal an der gleichen
Station.

Erstfassung Juni 2010
August 2014
Pascale Anhalt

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