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Samstag, 29. Mai 2021

Eintrag 444

Dünnes Porzellan

Gelegentlich wird mir bewusst, welches "Glück" ich hatte, als Arbeitnehmer in der "Zeitarbeit" ohne Jobverlust durch die Pandemie gekommen zu sein. In dieser schweren Wirtschaftskrise waren und sind "externe Arbeitskräfte" besonders von der Arbeitslosigkeit betroffen. 

Dank meiner guten Bewertung von Kunden (für die ich als Sachbearbeiter in der Buchhaltung gearbeitet habe) und engagierter Arbeitsvermittler meines Arbeitgebers, ist es mir bisher gelungen, relativ schnell einen Folge-Arbeitseinsatz zu erhalten. So etwas ist nicht selbstverständlich, besonders nicht in Zeiten, die für Zeitarbeiter eher ungünstig sind. 

Tief in mir sitzt stets die Sorge, dass mir dieses arbeitstechnische "Glück" irgendwann abhanden kommen könnte. Auch wenn ich vielleicht 10 Jahre jünger aussehe als ich bin, aber in meinem Lebenslauf ist mein tatsächliches Alter vermerkt. Ich habe Angst, dass ich für den Arbeitsmarkt nicht mehr jung genug sein könnte, denn aufgrund der vielen Jobsuchenden ist die Konkurrenz für eine angemessen bezahlte Arbeitsstelle sehr groß. Einige Bewerbungen im letzten Jahr, die ich "auf gut Glück" abgesendet hatte, bestätigen mich in meiner Vermutung. Ich erhielt entweder eine Absage oder keine Antwort. Obwohl ein Arbeitnehmer in der Zeitarbeit ein sehr hohes Maß an Flexibilität und eine große Arbeitsmoral vorweisen muss, um erfolgreich zu sein, wird dieser Status allgemein nicht sehr positiv angesehen.

Ich "feiere" meinen kleinen "Alltag" Woche für Woche auf ganz dünnem Porzellan und blende dabei aus, dass alles ganz schnell zu Ende sein könnte, wenn sich die gesamtwirtschaftliche Lage nicht bald deutlich bessert. Eine längere Arbeitslosigkeit kann ich mir, aufgrund meiner hohen monatlichen Fixkosten, nicht leisten. Daher freue ich mich stets, wenn laufende Arbeitseinsätze verlängert werden oder ich schnell wieder für einen neuen Einsatz gebucht werde.

Mittwoch, 26. Mai 2021

Eintrag 443

Wieder ein paar Kilo zugenommen

Als ich im Herbst 2019 von Berlin nach Siegen zog, habe ich in den Monaten danach bis zu 12 Kilo abgenommen und mich mit dem reduzierten Gewicht wohl gefühlt. 

Seit dem ich im Homeoffice sitze, bewege ich mich deutlich weniger, weil die Fußwege zur Bahn usw. wegfallen. Ferner esse ich die ein oder andere Mahlzeit mehr, weil es sich, zeitlich betrachtet, endlich wieder lohnt zu kochen. All das hat in der Summe dazu geführt, dass ich wieder ein paar Kilo mehr auf der Waage sehe als noch im Winter. 

Ich wiege jedoch immer noch 6 Kilo weniger als vor dem Umzug 2019, worüber ich froh bin.

Sonntag, 23. Mai 2021

Eintrag 442

Der April und Mai waren eher verregnet, aber dennoch kommt allmählich das frühlingshafte Wetter in dieser Region in die Gänge. Die warmen Tage überwiegen die kalten und ich sitze, wenn es nicht regnet oder stürmt, nun öfter auf meinem Balkon, um meinen Feierabend an der frischen Luft zu genießen. Die Sonne hat deutlich an Kraft gewonnen und sie spendet viel Wärme, wenn es nicht windig ist. Die Luft duftet nach "Frühling".

Ich möchte bald noch zwei bepflanzte Blumenkästen kaufen und sie in die auf dem Balkon fest installierten Blumen-Behälter einlegen. Bei sonnigem Wetter hole ich meinen neuen Elektro-Grill hervor und möchte mit meiner Freundin oder Leonard auf dem Balkon grillen. Es wird wirklich höchste Zeit den Balkon zu nutzen, sollte das Wetter es zulassen.

Donnerstag, 20. Mai 2021

Eintrag 441

Seit ein paar Tagen habe ich ein neues "Hobby" für mich entdeckt: Als ich einen Großteil meiner alten Uni-Bücher (Höhere Mathematik, VWL, BWL, Statistik) in mein neues Bücherregal einräumte, lockte es mich in diesen Büchern herumzustöbern. 

Schnell fand ich gefallen daran mir ein paar alte Aufgaben noch einmal genauer anzuschauen. Es dauerte genau 2 Minuten bis ich mir Stift & Block holte und damit begann, einige Aufgaben aus der Differential-Rechnung und Kurvendiskussion zu lösen😂. Warum auch immer, aber ich finde das klare Schema der Kurvendiskussion (Ableitung, Monotonie, Extrema, Wendepunkte, Grenzwertbetrachtung usw.) bereits seit meiner Fachoberschulzeit 1997 interessant. In meinen vielen dicken Büchern und diversen Matheordnern schlummern hunderte dieser und ähnlicher Aufgaben herum.

Die Uni-Zeit war ein wichtiger zeitlicher Bestandteil meines Lebens. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, diese Bücher in mein Wohnzimmer zu holen. Mir geht es nicht darum mein (erfolgloses) Studium nochmal Zuhause "nachzuholen". Ich habe lediglich große Freunde daran gefunden, für ein oder zwei Stunden pro Woche (nach der Arbeit) ein paar mathematische Konstrukte nachzuvollziehen oder gar selbständig zu lösen. Es ist so, als absolvierte ich eine Art "mathematisches Gedächtnistraining", wie andere Menschen sich an einem Kreuzworträtsel erfreuen. 

Eigentlich war ich in der Schule und an der Uni nicht sehr mathe-affin. Doch jetzt, in meinem leicht fortgeschrittenen Alter, suche ich noch einmal eine neue, geistige Herausforderung. Ich bin gespannt, ob sich dieses Interesse zu einem kleinen Hobby steigert oder wieder abflaut.

Montag, 17. Mai 2021

Eintrag 440

Aufgrund der Pandemie habe ich meine Mutter, die seit vielen Jahren mit ihrem Lebenspartner in Spanien lebt, sehr lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe sehr, dass ich sie in diesem Jahr wiedersehen kann. Bis dahin versuche ich, 1-2 Mal in der Woche, mit Whatsapp-Videos die Kommunikation so realistisch wie möglich zu gestalten. Wir reden dann einfach über den Alltag, das Kochen oder was auch immer uns gerade in den Sinn kommt. 

Es war ein sehr großer Fehler zuzulassen, dass wir uns zwischen 1995 und 2015 so selten gesehen haben. Fast all unsere ohnehin sehr wenigen Treffen fanden in Deutschland statt. Diese Jahre sind in der Mutter-und-Sohn-Beziehung "verloren", weil wir diese Lebenszeit kaum für Treffen genutzt haben. Was mir bleibt ist zu versuchen, die noch vorhandene Zeit mit ihr, so gut es geht mit Leben zu erfüllen. Aus diesem Grund möchte ich probieren, irgendwann in der zweiten Jahreshälfte, ein Treffen hinzubekommen.

Donnerstag, 13. Mai 2021

Eintrag 439

Wenn Äpfel und Birnen vertauscht werden
- Ironischer Kommentar-

Es ist immer wieder interessant zu lesen, wie einige Menschen an die Grenzen ihrer geistigen Vorstellungskraft gelangt sind und für diesen Zustand des "Nicht-Wahrhaben-Wollens" andere verantwortlich machen. 

-Ich versuche kurz ein Bild zu skizzieren- 

Wenn beispielsweise ein Damm (Corona-Maßnahmen) dafür sorgt, dass ein Dorf nicht überflutet wird (Tote oder dauerhaft Erkrankte durch Corona), dann kann ich doch den Bürgermeister oder den Gemeinderat (Regierung), welche diesen Damm haben bauen lassen, nicht für diesen Zustand der Nicht-Überflutung verantwortlich machen. Obwohl ständig hohe Wellen an diesen Damm drücken (Infektionen finden dennoch statt), gibt es Bürger, die sagen, dass dieser Damm völlig überflüssig ist oder nichts nützt, weil es ja keine überfluteten Straßen gibt (Vorsorge-Paradoxon).

Andere Flutkatastrophen (Corona-Katastrophen wie z.B. in Indien, USA oder Brasilien) werden nicht zur Kenntnis genommen oder verharmlost. Weil der Damm nicht gut aussieht (Auswirkungen des Lockdowns auf die Wirtschaft) oder man die Maßnahmen nicht einsehen will, wird gegen ihn demonstriert und versucht Löcher in ihn hineinzubohren (Massen-Partys in Parks usw.). 

Der Bürgermeister und Gemeinderat haben versprochen, dass dieser Damm nur solange steht, bis genügend Sandsäcke vor den einzelnen Häusern stehen (Impfschutz). Viele Bürger wollen keine Sandsäcke vor ihren Häusern, aber auch keinen Damm. Die Nachrichten der letzten Monate sind sowieso übertrieben oder gar Fake...

-Bild Ende-

Auch wenn dieses Bild nur eine gedankliche Skizze darstellt und somit unvollständig ist, so soll es die Absurdität des Verhaltens einiger Mitmenschen aufzeigen. Nach über einem Jahr Pandemie sind doch fast alle Bürger der Maßnahmen überdrüssig und jeder wünscht sich sein "normales" Leben zurück. Wer findet die Masken im Gesicht schon sexy? Ich würde auch lieber mit meiner Freundin in einem Restaurant sitzen und Cocktails trinken. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir auch differenziertere Maßnahmen gewünscht, die ein etwas normaleres Leben zuließen.

Dennoch kann man als klar denkender Mensch doch nicht ernsthaft glauben, die Maßnahmen seien nur erfunden (!) worden, um die Bürger zu unterdrücken (!). Und es kann doch niemand wirklich denken, dass das Virus für einen erheblichen Teil der Menschen keine gesundheitlichen Folgen habe (bis zum Tod oder Langzeitschäden) oder wir ohne irgendwelche Maßnahmen gut durch die Pandemie gekommen wären.

Auch wenn ich den Frust vieler Menschen über ihre wirtschaftliche und seelische Not voll nachempfinden kann, so ist es nicht sinnvoll "Ursache und Wirkung" zu vertauschen. Die Ursache für all das persönliche und gesellschaftliche Elend ist die Ausbreitung des Virus und sind nicht die Maßnahmen, welche eine Ausbreitung verhindern. Für eine Gesellschaft sind zusätzliche (!) zig-tausend Tote und Langzeitkranke ein massiver Schaden, ganz abgesehen von dem familiären Leid, der in den Statistiken nie erfasst wird. Viele zehntausend Menschenleben wurden durch die Maßnahmen vermutlich gerettet, doch leider ist diese Tatsache nicht genau zu beweisen. 

Das Virus hat während der letzten Monate deutlich gezeigt, dass es sich schnell und massiv ausbreitet, wenn es ein Schlupfloch findet und die Gegebenheiten dafür günstig sind. 

Das Virus ist egoistisch und verhandelt nicht!

-Fazit-

Wer trotz aller bekannten Fakten keine Maske tragen und keinen Abstand einhalten will, sich aber dennoch über die Maßnahmen beschwert, der hat nicht begriffen, dass er durch sein Verhalten selbst ein Teil des Problems ist. 

Und er verhält sich so, 
wie das Virus, 
nämlich egoistisch!

Geschrieben im April 2021

Montag, 10. Mai 2021

Eintrag 438

Langsam grauer

Die Zeiten meines dunklen Haarwuchses neigen sich allmählich dem Ende entgegen, wie ich im Spiegel sehe.😏

Wenn ich mir einen 3-Tage-Bart wachsen lasse, wie ihn meine Freundin an mir mag, dann sind meine Barthaare am Kinn nicht nur grau, sondern schneeweiß (Dies ist auf dem obigen Bild ansatzweise erkennbar). Würde ich mir meine Seitenhaare nicht abrasieren, so wie ich ich es seit 20 Jahren tue, dann sähe man auch meine graue Schläfe. An meinem Oberkopf sind auf dem ersten Blick die dunklen Haare noch deutlich in der Mehrzahl.

Ich rasiere mir übrigens meine Seitenhaare nicht wegen meiner grauen Schläfen ab, sondern weil ich mich mit diesem Haarschnitt wohl fühle. Das Alter kann man nicht aufhalten. Ich nehme es so, wie es kommt.

Freitag, 7. Mai 2021

Eintrag 437

Mein Balkon
-Ein neues "Zimmer" für den Sommer-

Zugegeben, vielleicht ist das Wort "Zimmer" ein bisschen zu weit gefasst. Ich habe mir jedoch fest vorgenommen den Balkon, bei schönem Wetter, als Aufenthaltsort im Freien öfter zu nutzen.

Mein Balkon liegt in der obersten Etage. Dies bedeutet, dass ich im Vergleich zu den Wohnungen unter mir keine Überdachung habe, die vor Regen schützt. Somit ist mein Aufenthalt nur dann möglich, wenn die Sonne scheint oder es zumindest nicht regnet. Ich habe zwar eine Markise, die ein paar wenige Regentropfen aushält. Markisen sind jedoch grundsätzlich ein Sonnenschutz und sollten, zumindest bei stärkeren Niederschlägen, eingerollt werden.

Letztes Jahr habe ich meinen Balkon nur sehr selten genutzt. Dies lag weniger am schönen Sommerwetter 2020, sondern einzig und allein an der Tatsache, das ich keine Gartenmöbel hatte. Auf die Dauer war es mir zu aufwendig meinen kleinen Küchentisch ständig raus und rein zu tragen.

Meine Freundin hat mich dankenswerterweise (!) motiviert, mir Gartenmöbel zu kaufen. Da ich vermutlich einen großen Teil des Sommers 2021 arbeitstechnisch Zuhause verbringen werde, bot es sich an, den Balkon schön zu gestalten. Ihre Vorschläge fand ich so gut, dass ich sie 1:1 umgesetzt habe. Ich freue mich immer über ihre Inspirationen und Vorschläge.

Nun kann ich endlich mit meiner Freundin, meinem Sohn oder allein, viele sonnige Stunden auf dem Balkon verbringen.

Dienstag, 4. Mai 2021

Eintrag 436

Wie mir mein Arbeitgeber mitteilte, wird mein laufender Arbeitseinsatz als Kreditor, der ursprünglich als Kurzeinsatz vorgesehen war, um einige Wochen verlängert. Es freut mich zu hören, dass der Kunde mit meiner Arbeit zufrieden ist. Wie lange der Einsatz insgesamt dauern wird, ist weiterhin offen. Ich fühle mich in diesem Unternehmen sehr wohl und die Tätigkeiten, die ich ausführe, machen mir großen Spaß. 

Samstag, 1. Mai 2021

Eintrag 435

Interview 11

April 2021


Hallo Pascale. Hallo!

Du lebst jetzt 1,5 Jahre in Siegen. Hast Du Dich weiterhin gut eingelebt? Da ich bereits viele Jahre in dieser Stadt wohnte, bevor ich Ende 2014 für 5 Jahre nach Berlin zog, fiel mir die "Eingewöhnung" nicht schwer. Siegen hat sich während meiner Abwesenheit nicht groß verändert.

Hast Du Dich in der Wohnung vollständig eingerichtet? Leider noch nicht. Ein paar Küchen-Möbel und große Küchengeräte hatte ich sehr preisgünstig von den Vormietern abgekauft. Eigentlich wollte ich mir im März/April 2020 weitere Möbel anschauen und liefern lassen, doch leider hatte die Pandemie dem Vorhaben damals ein Strich durch die Rechnung gemacht. Ich mag es die Möbel, die ich kaufe, vor dem Kauf zu sehen. Besonders Schränke und Sofas möchte ich grundsätzlich gern in voller Größe begutachten, bevor ich ich sie bezahle. Meine "Einrichtungseuphorie" war im Sommer 2020, wo die Läden weitgehend wieder geöffnet hatten und ich die Möbel hätte sehen können, aus irgendwelchen Gründen leider nicht sehr groß. Wenn ich mir Möbel kaufe, dann gleich mit Lieferung und Montage. 

Meine Freundin hat mich (dankenswerterweise!!!) zwischenzeitlich gut motiviert mit der Einrichtung der Wohnung fortzufahren. Ich bin jetzt ein Stück vorangekommen und möchte mein Vorhaben in Kürze fortsetzen.😀

Im letzten Interview (August 2020) hattest Du eine Neuigkeit in Deinem Leben angedeutet. Du hast eine Freundin? Ja! In einigen Blogeinträgen habe ich bereits auf diese wunderbare Neuigkeit hingewiesen, nun kann ich auch im Rahmen eines Interviews darauf eingehen. 

Ich liebe sie aus vollem Herzen und es fühlt sich richtig und echt an. Wenn ich ihre Hand halte, dann schlägt mein Herz höher und ich bekomme Gänsehaut. Wenn sie mich anlächelt und ich ihre Nähe spüre, dann scheint in mir die Sonne. Sie liebt mich so, wie ich bin, mit all meinen Stärken und Schwächen. Liebe kann ich schwer in Worte fassen. Es ist einfach nur wunderbar, dass es sie in meinem Leben gibt.

Seht ihr Euch oft? Wir sehen uns, so oft es uns möglich ist.😍

Ist mit Deiner Arbeit alles ok? Ja, es ist soweit alles ok. Ich arbeite weiterhin als Sachbearbeiter in der Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung an verschiedenen Einsatzorten. In diesen schweren Zeiten auf dem Arbeitsmarkt bin ich äußerst froh, dass ich weiterhin von Kunden über meinen Arbeitgeber für verschiedene Arbeitseinsätze "gebucht" werde.

Hast Du inzwischen ein Auto? Nein. Ich habe zwar seit dem 19. Lebensjahr einen Führerschein und bin über die Jahre hinweg gelegentlich gefahren. Auch wenn ich mir immer mal wieder überlegt habe ein gebrauchtes Auto anzuschaffen, aber gerade hier in Siegen lohnt sich ein Auto nicht. Ich verfüge nur über einen begrenzten finanziellen Spielraum, den mir mein Lohn zulässt. Ein Auto in der Anschaffung und im Unterhalt rechnet sich auch deswegen nicht, weil meine Arbeitseinsatzorte oft 100 Kilometer vom Wohnort entfernt liegen und mein Arbeitgeber die Fahrkarte bezahlt. Der Verschleiß eines eigenen Fahrzeuges über diese Strecken wäre zu groß. 

Wie geht es Deinem Sohn? Mit ihm ist soweit alles in Ordnung. Die Pandemie mit all ihren Einschränkungen verkraftet er allgemein gut. Wenn es bei mir beruflich passt, dann betreue ich ihn auch gelegentlich im "Homeschooling", wenn die Schulen geschlossen sind. Ich muss jedoch eingestehen, dass es für mich eine gewisse Herausforderung bedeutet, auf der einen Seite Leonard bestmöglich bei den Schulaufgaben zu helfen und auf der anderen Seite zeitgleich eine gute Leistung im Arbeitsleben abzuliefern. Für ein paar Wochen ist das praktikabel, aber über mehrere Monate ist das schon eine gewisse Zumutung. Die Pandemie lässt sich leider nicht auf Knopfdruck abschalten, sie wird wohl noch eine Weile andauern.

Leonard wird in diesem Jahr 10 Jahre alt. Er hat seit einem Jahr nur unregelmäßigen Schulunterricht. Ich hoffe sehr, dass er keine Lern-Lücken behält. Wenn er auf die weiterführende Schule kommt, dann werden die Lehrer dort sicher nicht den Lernstoff der zweiten und dritten Klasse wiederholen. Ich bin gespannt, wie es bei ihm weitergeht. Leonard scheint eine gewisse mathematische Begabung zu haben. Er erkennt schnell Muster in den Aufgaben und kann Lösungsansätze kombinieren. 

Wie geht es Deiner Mutter? Sie lebt mit ihrem Lebenspartner weiterhin glücklich in Spanien. Ich rufe beide mindestens einmal in der Woche über Whatsapp-Video an. Sie wird in diesem Jahr 81 Jahre alt und ich hoffe, dass ich sie in 2021 wieder sehen kann. Im Laufe der letzten 10 Jahre habe ich gemerkt, wie wichtig es ist keine Lebenszeit zu verschwenden. Man lebt nur einmal und auch die Angehörigen leben nur einmal. Ich bereue es, dass ich sie während der letzten 20 Jahre nicht öfter besucht hatte. Aus diesem Grund halte ich engen Kontakt und freue ich mich, wenn ich meine Mutter hoffentlich in 2021 wiedersehen kann.

Was meinst Du mit "keine Lebenszeit zu verschwenden"? Als ich jung war fühlte es sich so an, als hätte ich unendlich viel Zeit im Leben. Ich spürte als Teenager die Leichtigkeit des Lebens, die auch ein fehlendes Zeitgefühl inne hat. 

Und dann erlebte ich im Bekannten- und Familienkreis sehr oft, das sich Menschen, die sich im Grunde mögen, wegen Banalitäten streiten und jahrelang kein Wort miteinander reden. Wenn ich darüber nachdenke, dann finde ich dieses bewusste Schweigen absurd. Meistens führten kommunikative Missverständnisse und eine fehlende Bereitschaft, diese zu lösen, zum Streit. Vielleicht entwickelte ich, aufgrund dieser Erfahrungen, in eigenen Konfliktsituationen meine diplomatische Art? Möglich. Und Ruck Zuck kennt man einen betagten Menschen und fragt sich, wo all die Jahre geblieben sind. 

Mit welchem Typ Mensch kommst Du nicht gut aus? Menschen, die sich für unfehlbar halten und zu keiner Selbstkritik bereit sind (Selbstgerechtigkeit) bleiben für mich, umgangstechnisch betrachtet, harte Brocken. Wenn jemand von sich überzeugt ist, dann ist das in Ordnung. Es gibt jedoch nicht wenige Menschen, die ständig die Schuld bei dem anderen suchen und nicht einmal auf die Idee kommen, dass auch sie bei einem Problem eine Mit-Schuld tragen könnten.

In meinem Leben habe ich einige Male Suchtkranke erlebt, die auch nicht einfach zu "händeln" sind. Aufgrund ihrer Erkrankung sind sie sehr ich-bezogen und erkennen nicht, dass ihr Verhalten für das Umfeld gelegentlich eine Zumutung sein könnte. Sie setzen voraus, das man ihr (bizarres) Verhalten als gegeben hinnimmt. Das Thema "Sucht" wird tabuisiert und sobald man auch nur im Entferntestens darauf hinweist, wird es belächelt oder vehement abgestritten. 

Weiterhin habe ich Schwierigkeiten mit Menschen, die eine gewisse ideologische Doppel-Moral an den Tag legen. Jeder soll einen Standpunkt haben und diesen auch vertreten. Es gibt jedoch Menschen, bei denen der "Zweck die Mittel heiligt". Ich bin Demokrat und ein großer Freund des Rechtsstaats. Für mich ist ein Verbrechen ein Verbrechen, egal von wem es begannen wird. Es gibt jedoch politische Kreise, die ein Verbrechen oder eine andere Tat relativieren, wenn sie von Menschen aus ihren Reihen ausgeübt wird. In diesen Kreisen liegt die "Moral" auf ihrer Seite und ein demokratischer Diskurs ist somit schwer bis unmöglich. 

Welche Charaktereigenschaften magst Du an Menschen nicht? Eigentlich komme ich mit fast allen menschlichen Charakterzügen aus, aber es gibt tatsächlich einige wenige, mit denen ich schwieriger umgehen kann.

Selbstgerechtigkeit, Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit (wenn diese dauerhaft ein normales Maß übertrifft), Jähzornigkeit oder Unberechenbarkeit. Mit "Unzuverlässigkeit" meine ich Menschen, die ständig ihre Meinung ändern und auf die man sich gar nicht oder nur selten verlassen kann. 

Welche berühmte Persönlichkeit würdest Du treffen wollen und warum? Wenn ich auf die Schnelle eine aussuchen müsste, dann ist es "Martin Luther King". Ich bewundere bis heute seinen Mut, unter den damaligen Umständen eine gewaltfreie (!) Aufhebung der Apartheid zu fordern. 

Bist du noch ein politisch denkender Mensch? Ich bin ein sozial-konservativer Demokrat, der ein großer Freund der Rechtsstaatlichkeit geworden ist. Mit meinem früheren (linken) politischen Leben habe ich längst abgeschlossen. In diesen Kreisen herrscht nicht selten eine gewisse Doppel-Moral, mit der ich gar nicht umgehen kann. 

Natürlich habe ich weiterhin ein großes Interesse an gesellschaftlichen Themen. Ich bin jedoch nicht mehr der "Prediger", der mit einem Tapeziertisch in den Fußgängerzonen steht und versucht die Menschen zu indoktrinieren (kleine ironische Anmerkung). Im Moment bildet keine der Parteien im Bundestag meine politische Meinung in großen Teilen ab, sodass ich mich wahrscheinlich bemüßigt fühlen werde, nicht zur Wahl zu gehen. Das ist meine Meinung. Jeder, der wählen gehen will, soll zur Wahl gehen. 

Wenn Du ein Lebensmittel wärest, welches wäre es? Ich wäre gern eine Tomate😅 , weil ich wüsste, dass ich den Menschen etwas gesundes zukommen ließe. 

Welches Getränk trinkst Du zur Zeit am Liebsten? Ganz klar Filterkaffee! Mal abgesehen vom Filterkaffe, trinke ich gern Tomaten- und Gemüsesäfte. 

So lieber Pascale. Vielen Dank für das Interview. Bitte, sehr gern.

Geschrieben über mehrere Tage im April 2021