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Dienstag, 29. Juni 2021

Eintrag 454

In eigener Sache meines Blogs


An dieser Stelle möchte ich kurz ein paar Grundsätze formulieren, die ich für wichtig empfinde.

Datum und Uhrzeit eines Blogeintrags

Beide Parameter haben nicht immer etwas damit zu tun, wann ein Eintrag von mir geschrieben wurde. Ich schreibe oft an den Wochenende ein paar Einträge vor und lege dann Tag und die Uhrzeit fest, an denen ein Text veröffentlicht wird. Da es bei diesem Bloganbieter die Möglichkeit gibt ein Veröffentlichungsdatum manuell festzulegen, entscheide ich meistens in einem Abstand von 3-4 Tagen meine Texte im Blog zu veröffentlichen. Diese Funktion gewährleistet, dass die Einträge in gleichen zeitlichen Intervallen im Blog erscheinen können.

Negative Kommentare unter meinen Einträgen 

Zuerst das Positive: Ich muss eigentlich nur sehr wenige Kommentare löschen, weil sie beispielsweise beleidigend sind. 

Dennoch schreibe ich an dieser Stelle mal etwas Grundsätzliches zu diesem Thema: Wer meinen Blog grundsätzlich nicht mag, der muss ihn nicht lesen! So einfach kann die Welt sein. Kein Mensch wird gezwungen meinen Blog anzuklicken. Wer meinen Blog trotzdem anklicken möchte, der stöbert in meinen Onlinetagebuch herum und wird mit meinen Erlebnissen und Gedanken konfrontiert. Ich freue mich stets über sachliche (!) Kritik und andere Meinungen. Die Kommentarfunktion kann also gern genutzt werden.

Mit dem Pascale kann man jedoch nicht alles machen, auch ich habe meine Grenzen. Wenn jemand der Meinung ist anonym (!) schreiben zu müssen "...dann häng Dich doch einfach auf!" (Kontext), nur weil er/sie einen Blogeintrag nicht mag, der sollte sich nicht wundern, wenn ich solch Unverschämtheiten kommentarlos lösche. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, wurde diese Satz am 19.06. als "Kommentar" unter dem Eintrag 451 hinterlassen. Ich habe ihn jedoch erst später gesehen und sofort gelöscht. Solche Sätze zeigen, dass einem Kommentator oder einer Kommentatorin einfach nichts substantielles zum Thema einfällt.

Ich finde es eh schon dubios, so aus dem "OFF" heraus anonym zu schreiben. Ist dieser Kommentar dann auch noch beleidigend oder herabwürdigend, dann lösche ich diesen Klamauk einfach. Ich erwarte nicht, dass jemand seinen vollen Namen hier im Blog nennt. Aber ein Vorname wäre schon sinnvoll, damit man auf "Augenhöhe" miteinander kommuniziert. Meinen Namen kennt ihr doch auch, warum also diese Geheimnistuerei bei den Kommentarnamen? 

Bei sämtlichen Kommentaren macht für mich jedoch der Ton die Musik. Und wenn der Ton nicht stimmt, wird gelöscht. Fertig!

Samstag, 26. Juni 2021

Eintrag 453

Der Frühling 2021 ist nun zu Ende. Erst kurz vor Schluss zeigte er sich von seiner "heißen" Seite und bescherte dieser Region sehr warme Temperaturen.

Der Sommer hat begonnen und ich bin gespannt, ob er sich in diesem Jahr von seiner eher milden zeigt oder ob er "ins Wasser" fällt. Ich hoffe sehr, dass es viele warme Wochen geben wird und sich die Regentage in Grenzen halten. Ich freue mich auf viele schöne Spaziergänge mit meiner Freundin😍

Hallo Sommer 2021!


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Dienstag, 22. Juni 2021

Eintrag 452

Kleiner Brand im Haus

Vor über einer Woche geschah Folgendes: An einem frühen Nachmittag hörte ich permanente "Pieps-Geräusche", deren Quelle nicht allzu weit entfernt liegen musste. Die ersten Minuten habe ich diese Geräusche ignoriert, weil ich dachte, es handelt sich um irgendeinen Wecker oder ein anderes, technisches Hausgerät eines Nachbarn. 

Nach über 5 Minuten wurde ich dann doch etwas unruhig und wollte schauen, woher dieser Ton kam. Nach einem Gang durch das Treppenhaus stellte ich fest, dass dieses Geräusch aus einer Wohnung im Haus kam. Es roch (noch) nicht nach rauch, daher vermutete ich ein defektes Küchengerät oder Ähnliches. Ich klingelte an der relevanten Türe, doch es öffnete niemand. Reflexartig klingelte ich an der gegenüberliegenden Türe, weil ich mich vergewissern wollte, dass alles ok ist und es nicht brennt. Das dort wohnende Pärchen öffnete mir und ich erzählte meine Eindrücke. Inzwischen kam Leonard mit dazu, der an diesem Wochenende bei mir war.

Nach einem kurzen Gespräch wollten wir den "Hausmeister" aufsuchen, der 2 Häuser weiter wohnt. Wir vermuteten einen defekten Rauchwarnmelder. Auf dem Weg dorthin roch es jedoch an einer Stelle stark nach Rauch, obwohl es windig war und man kein Rauch sah. Der Hausmeister war nicht da, also musste eine Entscheidung her. Entweder den Sachverhalt ignorieren oder die Feuerwehr anrufen mit einer eher defensiven Schilderung am Telefon. Eine andere Alternative gab es in dieser Situation nicht. Wäre der permanente Rauchgeruch nicht gewesen, dann wäre alles gut. Aber es roch nach verkohltem Papier, auch wenn nichts zu sehen war. Der Rauchgeruch war vermutlich aus der Lüftungsanlage gekommen, wie ich später vermutete. Das Pärchen rief bei der Feuerwehr an. Nach Schilderung der Situation kamen nach wenigen Minuten 2 Löschfahrzeuge, ein Einsatzleiterwagen und ein Polizeiauto (das ist vermutlich Standard bei Anrufen aus Mietshäusern). 

Während der Mann des Pärchens und ich dem Einsatzleiter kurz die Lage schilderten, war die Straße abgesperrt und sämtliche Löschpumpen waren angeschlossen. Es wurde extra am Telefon erwähnt, dass es noch nicht feststeht, ob es überhaupt brennt. Es schwang die große Sorge mit, zu viel Tam Tam um nichts gemacht zu haben. Aber: Der Einsatzleiter roch auch diesen Brandgeruch und er wollte mit einem Kollegen über eine Leiter auf dem Balkon gehen, um nach einer möglichen Brandursache zu schauen. Ob er das tatsächlich gemacht hat, konnte ich nicht weiter beobachten. 

Das Ergebnis der Gesamtsituation: Auf dem Herd wurde eine schmorende Zeitung festgestellt, die dann von einem anderen Kollegen, der die Türe öffnete, schnell gelöscht wurde. Nach Rücksprache mit dem Einsatzleiter war es in dieser Situation vollkommen richtig die Feuerwehr anzurufen.

Einen Tag später war der Nachbar, bei dem es in der Wohnung brannte, wieder da. Das Pärchen und ich schilderten ihm in ein paar Sätzen den Sachverhalt. Alles weitere wollte er mit der Feuerwehr klären.

Fazit: Rückblickend betrachtet war der Anruf bei der Feuerwehr in dieser Situation alternativlos. Hinterher kann man zwar sagen, es war ja "nur" eine brennende Zeitung auf dem Herd. 

1. Wer kann garantieren, dass sich diese Kokelei  nicht weiter ausgebreitet hätte? Schließlich war der Nachbar das ganze Wochenende nicht im Hause und der Herd mit dem Restpapier hätte weiter schmoren können. 

2. Was wäre geschehen, wenn wir die Feuerwehr nicht gerufen hätten und ein paar Stunden später wäre ein großes Feuer ausgebrochen? Dann hätte man uns richtigerweise vorwerfen können, dass wir eindeutige Warnzeichen (Rauchwarnmelder, Brandgeruch) ignoriert hätten. Uns träfe vermutlich eine Mitschuld, weil wir ggf. fahrlässig gehandelt hätten (Unterlassung des Anrufs). 

Zum Schluss bleibt zu erwähnen, dass man vor einem Anruf nicht weiß, was sich tatsächlich hinter einer verschlossenen Tür verbirgt. Der Einsatzleiter und ein Polizist hat uns bestätigt, das wir Mieter richtig gehandelt haben.

Freitag, 18. Juni 2021

Eintrag 451

Wo sind die Kinder?
-Ein Kommentar-

Anmerkung: Dieser Eintrag ist eine gedankliche Ergänzung meiner Einträge 451 "Pascale, der Hilferuf eines (fast) alten, weißen Mannes" und 331 "Ein Dinosaurier aus einer anderen Zeit".

Ja, es ist soweit. Inzwischen kann ich ältere Menschen verstehen, die sich gewissen Veränderungen verschließen möchten und Dinge nicht mehr verstehen, die in der Gegenwart vor sich gehen.

Meine Kindheit lag in den 70ér und 80ér Jahren. Neben meinem Elternhaus haben mich sämtliche gesellschaftliche, politische und künstlerische Eindrücke während dieser Jahre sozialisiert und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. 

Damals waren die Hinterhöfe voll mit spielenden Kindern. Es wurde auf Bäume geklettert, verstecken gespielt und beim Fußballspielen ging leider auch mal eine Fensterscheibe zu Bruch. Vor ein paar Jahren war ich noch einmal in meinem Wohnblock unterwegs, in dem ich aufwuchs. Meine erste Frage, die ich mir stellte: Wo sind die Kinder? Wo sind die Spielplätze geblieben, immerhin gab es einen Spielplatz auf jedem Hof?

Ohne jetzt aufwendige Statistiken zu bemühen, aber nach meiner Einschätzung gab es damals mehr Haushalte mit Kindern (in der jüngeren Generation) als heute. Auch der Anteil der Frauen, die ihr 1. Kind mit Anfang 20 bekommen haben, dürfte damals höher gewesen sein als heute. 

Ich werde den Eindruck nicht los, dass ein Kind heutzutage als "Hemmschuh" gilt, einen gewissen Individualismus nicht ausleben zu können. Viele Menschen wollen vermehrt reisen, feiern und einfach nicht erwachsen werden. Warum ist das so geworden? Sind im Jahre 2021 mehr Menschen verantwortungsloser und bindungsgestörter als vor 40 Jahren?

Ich wollte, solange ich denken kann, ein Kind in die Welt setzen. Aus meiner Sicht gehört es zum Leben dazu, dass man irgendwann ein Elternteil wird. Ein Vater oder eine Mutter zu sein ist eine sehr erfüllende Lebensaufgabe. Das Schöne ist, dass man sich selbst noch einmal in dem Nachwuchs sieht. In der Kindheit meines Sohnes durchlebe ich, zumindest teilweise, noch einmal meine eigene Kindheit. Ich erlebe Dinge, die ein "Kinderloser" nie erleben kann. Es ist von einem unschätzbaren Wert sich selbst wieder als Kind zu sehen und aus diesem Blickwinkel heraus neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Wenn ich lese, dass jedes Jahr in Deutschland circa 100.000 werdende Menschen "abgetrieben" werden (Abtreibung klingt für mich so, als würde ein Stück Holz auf einem See wegtreiben. Es ist aber ein verharmlosendes Wort für einen sehr brutalen Vorgang), ja dann fühle ich, dass ich in einer Zeit lebe, in der ich nicht leben möchte. Ich zweifele stark an, dass hinter jeder Abtreibung ein gesundheitliches Problem der Frau, des Kindes oder eine Vergewaltigung steckt. Das wären für mich (!) ernsthafte Gründe für diesen Schritt. 

In was für einer Gesellschaft leben wir, in der sich (einige) Parteien und Organisationen sogar dafür einsetzen, Abtreibungen zu erleichtern? Wenn es eine Zelle schafft, an der Verhütung vorbei zu einem Embryo zu werden, dann kann dieses werdende Leben froh sein, wenn es nicht einem Auslandssemester in Australien oder einem Praktikum in Frankreich zum Opfer fällt. Ist das nicht irgendwie traurig?

Die moralische Tragik liegt darin, dass meine Ansichten in gewissen Kreisen als konservativ und reaktionär gelten, weil meine Kritik indirekt das Selbstbestimmungsrecht der Frau berührt. Die Natur hat es nun mal so gewollt, dass die Frau das Kind austrägt. Mir geht es daher nicht darum das wichtige Selbstbestimmungsrecht der Frauen zu hinterfragen. Ich würde auch dann Abtreibungen kritisieren, hätte die Natur entschieden, dass Männer die Kinder austragen. Ich versuche lediglich zu erkunden, warum der Individualismus offenbar wichtiger geworden ist als ein Kinderleben? Warum entscheiden sich immer mehr Männer und Frauen gegen ein Kind bzw. fühlen gar nicht mehr den innerlichen Drang, ein Kind bekommen zu wollen?

Gegen den Klimawandel zu demonstrieren bewegt die Massen und liegt im Zeitgeist. Aber "dagegen" zu sein, dass 100.000 werdende Menschen wie ein eitriger Pickel aus dem Köper herausgequetscht werden, ist, laut Zeitgeist, kirchlich-fundamentalistisch. Warum regt sich hierüber kaum einer auf? 

Mir ist bewusst, dass ich diese Dinge nicht ändern kann. In mir herrscht jedoch eine innerliche Unruhe und ich kann erst dann besser schlafen, wenn ich gewisse Gedanken in einen Text formuliere und Fragen stelle, auf die wohl nie eine Antwort erhalten werde.

Dienstag, 15. Juni 2021

Eintrag 450

Leonard hat ein Handy

Leonard wird bald 10 Jahre alt. Es ist nun ein der Zeit, dass er einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Handy lernt. Je länger man als Eltern versucht Kinder von Dingen fernzuhalten, desto interessanter werden sie. Das war in meiner Kindheit auch schon so und wird vermutlich immer so bleiben.

Vor ein paar Tagen hat er von seiner Mutter (nach Rücksprache mit mir) ein (gebrauchtes) Handy bekommen, was für den Einstieg völlig ausreicht. Leonard soll das Telefon nicht mit in die Schule nehmen und nur im häuslichen Umfeld nutzen, weil die Gefahr nicht klein ist, dass es beim Spielen auf dem Spielplatz schnell verloren gehen könnte.

Der Vorteil in der heutigen Zeit ist, dass es gewisse "Eltern-Apps" gibt, welche die zeitliche und inhaltliche Kontrolle/Eingrenzung der Handynutzung erlauben. Leo ist über diesen Vorgang informiert. An jeder Ecke des Internets lauern "Fallen", in die besonders Kinder hineintappen können. 

Es ist wichtig, dass sich Leonard an ein zeitliches Maß gewöhnt und nicht den halben Tag vor dem Handy sitzt. All das wird ein Prozess sein, der nun begonnen hat.

Samstag, 12. Juni 2021

Eintrag 449

Etwas mehr Normalität möglich

Ich hoffe sehr, dass ich mit meiner Freundin bald wieder in einem Restaurant (Außenbereich) sitzen und mit ihr ein paar Aperol trinken kann😘 Unser letzter Restaurantbesuch war irgendwann im Frühherbst, ich glaube es war im September oder Oktober.

Es ist schön zu sehen, dass in vielen Städten der Einzelhandel und die Gastronomie (unter Auflagen) wieder öffnen können. 

In den ersten Tagen ist es, nach so einer langen Zeit des Lockdowns, ein ungewohntes Bild, wenn man mehrere Menschen in kleinen Gruppen auf den Straßen erblickt. Sieht man von einigen wenigen, hässlichen Ausnahmen ab, in denen hunderte von Menschen irgendwo Massenpartys feiern und die Polizei angreifen, so ist es schön zu erleben, wie sich die Biergärten und Lokale behutsam füllen.

Für mich ist es wichtig, mit Maß & Vernunft durch diese schwere Krise zu gehen. Übertreibungen in beide Richtungen finde ich nicht gut. Es macht weder Sinn angstzerfressen in der Ecke zu sitzen und zu hoffen, dass sich das Virus nicht durch den Kitt im Fensterrahmen frisst (ironischer Scherz), noch ist ein Besuch auf einer verschwitzen Kellerparty zu empfehlen.

Nur mal so am Rande: Eigentlich müssten doch diese ganzen Corona-Leugner mit ihrem Pseudo-Diktatur-Gerede merken, dass die Parolen auf ihren Transparenten völlig falsch waren. Denn die Läden öffnen wieder, Demonstrationen sind erlaubt. Von der Einführung einer Diktatur habe ich nichts gemerkt. Es ist nur spannend zu erleben, wie erwachsene Menschen plötzlich wieder an Kindermärchen glauben, wenn ihnen die Vorstellungskraft für eine Krise fehlt.

Donnerstag, 10. Juni 2021

Eintrag 448

Meine 1. Studenten-WG
-Eine verhängnisvolle Begegnung-

Als ich Ende der 90ér Jahre Berlin verließ, um mit meinem Fachabitur an der "Universität Siegen" den Diplom-Studiengang "Volkswirtschaftslehre" zu studieren (später Wechsel zu BWL), zog ich für viele Jahre in eine 4ér-WG eines Studentenwohnheims.

Wie das in Studentenwohnheimen so üblich ist, findet gelegentlich eine personelle Rotation in einer Wohngemeinschaft statt. Relativ am Anfang meiner Studienzeit zog mein Mitbewohner X (Name geändert) zu uns ein. 

Jede Wohngemeinschaft hat aufgrund der Charaktere der Mitbewohner ein unterschiedliches Gemeinschaftsgefühl. Es gibt WG´s, in denen jeder Mitbewohner sein eigenes Ding macht und die Gemeinschaft sehr locker ist. Und dann gibt es WG´s, wie meine damalige, in der sich eine enge Gemeinschaft entwickelt. 

Als X. zu uns einzog, sollte sich mein Leben für einige Semester in eine negative Richtung entwickeln, wie mir jedoch erst später bewusst wurde. Auf der einen Seite war er sehr hilfsbereit und loyal, was mir anfangs sehr imponierte. Auf der anderen Seite entpuppte er sich, im Laufe der Monate, in gewissen Situationen zu einem sehr jähzornigen Menschen.

Mein Mitbewohner schien tiefsitzende psychische Probleme zu haben, die im Suff vulkanartig ausbrachen. Er fühlte sich in lapidaren Situationen schnell verraten und beleidigt. Auf Studenten-Partys reichten ein paar harmlose Scherze aus, um sein Ego für den Rest des Abends vollkommen zu zerstören, denn er bezog alles sofort auf sich. Plötzlich verschwand er von einer Feier und demolierte irgendwo irgendwelche Gegenstände, die ihm in den Weg kamen. 

X. löste in mir einen tiefsitzenden Konflikt aus, wie sich erst später zeigte. Aufgrund meiner frühkindlichen Erfahrungen mit dem schweren Alkoholismus meines Vaters neige ich leider dazu gegenüber Alkoholikern, die ich gut kenne, weitestgehend loyal zu sein (bis zu einem gewissen Punkt!!!) und sie gegenüber anderen verbal zu verteidigen. 

Andere Wohnheimbewohner erlebten ihn auch hier und dort in seinen Wutanfällen, was im Laufe der Zeit dazu führte, dass es in gewissen Gremien Beschwerden über ihn gab. Da ich ihn mochte und er in mir, ungewollt, diesen "Beschützer-Zwang" auslöste, trat meine diplomatische Ader zum Vorschein. In unzähligen Einzelgesprächen versuchte ich sein Verhalten zu entschuldigen und ja, auch manchmal schön zu reden. 

Das sehr starke Gemeinschaftsgefühl meiner WG war nicht förderlich. Ein Schleier der Tabuisierung legte sich wie Mehltau über die Wahrheit. Es wäre besser gewesen ihm zu sagen, dass er schwere Probleme hat und er bitte sein Verhalten ändern möge. Vielleicht wäre noch die Bemerkung angebracht gewesen, dass eine WG kein Ort ist, um seine Sucht auszuleben. Aber wir, seine 3 Mitbewohner/Mitbewohnerinnen, spielten alle Theater. Wir spielten uns gegenseitig etwas vor, ohne es zu merken. Unsere (unbewusste) Strategie war es, den "Tyrann" zu besänftigen, in dem man es ihm Recht macht. Wir alle waren eher konfliktscheu und wollten die Harmonie. Was wir nicht merkten war die Tatsache, dass man damit ein Fehlverhalten nicht nur nicht ändert, sondern eher fördert!

Seine Ausraster waren nicht häufig, aber darauf kam es nicht an. Im Laufe der Zeit bekam er ein befristetes Hausverbot in einer Studentenkneipe und auf Studentenpartys wurde er kaum noch eingeladen. X. wurde zu einer Person, die man lieber mied. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass er sich in dieser "Opferrolle" sehr wohlgefühlte, denn nun konnte er mit Witzen gegenüber anderen Wohnheimbewohnern lästern. Erst meine intensiven Gespräche mit wichtigen Entscheidungsträgern innerhalb des Wohnheims führten wieder zu einer leicht entspannteren Situation zwischen X. und einigen Mitbewohnern des Wohnheims. Eine WG-Mitbewohnerin fand die gemeinschaftlichen Strukturen auch nicht mehr so toll und zog nach ein paar Monaten aus.

Da ich mich gedanklich fast nur noch mit diesem Konflikt beschäftigte, litt meine Psyche und mein Studium darunter. Dieser Klamauk hat mich sicher 3-4 Semester meiner Studienzeit gekostet. Aufgrund der starken WG-Gemeinschaft fühlte ich mich ständig gezwungen mitzufeiern, obwohl ich nicht mitfeiern wollte. Und wenn ich es einmal wagte in einer WG-internen Runde um 23.00 ins Bett zu gehen anstatt morgens um 07.00, dann hörte ich Lästereien über mich in der Küche ("Spielverderber..."). Sie machten sich ständig über Leute lustig, die ich mochte und fühlten sich überlegen. 

Niemand schien zu merken, dass ich litt. Niemand schien zu merken, dass ich all das gar nicht mehr wollte. Ich konnte nicht ich selbst sein, weil ich mich ständig anpassen musste und auf meine Wünsche keine Rücksicht genommen wurde. Ich bin sehr gern Teil einer Gemeinschaft, möchte mich anpassen und in einer Gemeinschaft einbringen. Wenn ich mich aber nur noch anpassen muss, um zu gefallen, dann stimmt irgendetwas nicht mehr! Wenn ich nicht mehr so genommen werde, wie ich bin und niemand fragt, wie es mir geht, dann fühle ich mich nicht mehr als Teil einer Gemeinschaft.

Nach ein paar Semestern hatte ich eine feste Freundin aus einem anderen Studentenwohnheim. Sie merkte schnell, dass es Probleme in meiner WG gab. Ich habe mich ihr anvertraut und sie hat mich in meinem Vorhaben, die WG zu wechseln, emotional unterstützt. Aufgrund meiner häufigeren Abwesenheit schwappte mir völliges Unverständnis von meinen WG-Mitbewohnern entgegen, weil ich ja durch meine Abwesenheit die Gemeinschaft "verriet". Meine WG und ich lebten uns immer weiter auseinander und ich war nur noch selten in meinem WG-Zimmer. 

Ein guter Freund von mir, der in einer anderen WG wohnte, wollte 2 Auslandssemester in Kanada absolvieren. Er bot mir an sein Zimmer für mich frei zu machen. Es gab ein kurzes Vorstellungsgespräch mit den Mitbewohnern seiner WG (bzw. meiner neuen WG) und plötzlich ging alles sehr schnell. Ein kurzer Anruf beim Vermieter des Studentenwohnheims läutete den schnellen Abgang aus meiner alten WG ein.

Da dieser Konflikt mit X. auch einen alten Konflikt in mir auslöste (Suff meines Vaters), entschied ich mich für eine professionelle Beratung bzw. Aufarbeitung. Kurz nach dem Umzug in meine neue WG machte ich eine kurze Therapie, die mir half, Muster zu erkennen und mir Wege aufzuzeigen, wie ich diese Probleme allgemein lösen kann. Im Endeffekt führt früher oder später kein Weg daran vorbei sich von Alkoholikern bzw. verhaltensauffälligen Menschen zu trennen, bevor ihr bizarres und abstruses Verhalten das eigene Leben zerstört!

In meiner neuen WG fand ich schnell Anschluss und nach einigen Wochen gewann ich zunehmend gedanklichen Abstand von meiner alten WG. In dem kleinen Siegener Campus blieb es jedoch nicht aus, dass ich meine Ex-Mitbewohner wieder traf. Die Begegnungen waren neutral, höflich und kurz. 

Jeder Mitbewohner meiner alten WG war für sich genommen wirklich sehr nett, aber die Gesamtkonstellation war sehr unpassend. 

-Fazit-

Der hemmungslose Egoismus von suchtkranken Menschen 
ist für das Umfeld emotional zerstörend. 
Das Umfeld tabuisiert meistens die Vorfälle, 
weil der Suchtkranke besänftigt werden soll. 
Diese (unbewusste) Verhaltensstrategie ist im Grunde ein schwerer Fehler, 
weil sich der Trinker nur bestätigt fühlt, nichts in seinem Leben ändern zu müssen. 
Es ist unheimlich schwer verhängnisvolle Muster zu erkennen und ihnen zu entkommen. 
Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt konsequent zu sein. 
Auch wenn ich anfangs etwas naiv wirken möge, 
aber irgendwann packe ich meine Koffer 
und bin weg!

Montag, 7. Juni 2021

Eintrag 447

Intellektueller Verfall 
von Freunden und Bekannten / 
Abbruch des Kontaktes 

Es ist erstaunlich zu beobachten, wie sich der Verlauf einiger Freundschaften seit dem letzten Jahr entwickelt hat. Mit großer Verwunderung stelle ich bei Facebook-Kommentaren oder -Einträgen immer wieder fest, ich welch einer völlig abstrusen Gedankenwelt einige Menschen, die ich gut kenne, leben.

Mir ist bewusst, dass hinter meinem Wort "abstrus" eine klare Bewertung steckt, die nur eine Sicht auf die Realität darstellt. Im Grunde mag ich Widersprüche und diskutiere gern über "Facetten" des Lebens. Die Betonung liegt jedoch auf dem Wort "Facetten". Ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand seine Meinung vertritt und eine klare Haltung zu gewissen Themen hat, die auch völlig gegenteilig zu meiner Haltung sein kann. 

Für mich ist jedoch die Art und Weise, wie diskutiert wird, von großer Bedeutung! Werde ich im Zuge einer Diskussion z. B. als "Mainstream-Sklave" diskreditiert, dann ist für mich ein wichtiger Punkt überschritten. Dem Gegenüber fallen nämlich inhaltlich (!) keine Gegenargumente mehr ein, deshalb wird mit Schlamm auf mich geworfen.

Es macht für mich einen gewaltigen Unterschied aus, ob jemand bspw. gegenüber der Corona-Impfung skeptisch ist (Facette) oder gar die ganze Pandemie infrage stellt. Die Krönung ist dann, wenn ich meine Meinung, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft fußt, als "Fake" dargestellt wird.

Diese Menschen sind so realitätsfern, dass sie mich an ein sektenhaftes Verhalten erinnern. Sie könnten auch gleich die Sonne, den Mond und die Sterne anzweifeln.

Mit all diesen "wirklichkeitsfremden" Bekannten, die im Zuge der Digitalisierung eine vernünftige Diskussion verlernt und die im Sumpf einer gedanklich einfachen Märchenwelt (in der es nur GUT und BÖSE gibt) versunken sind, werde ich ab sofort den Kontakt abbrechen. 

Leider gelingt es mir nicht diejenigen Inhalte, welche mir z. B. auf Facebook begegnen, einfach nur zu ignorieren. Ich bin ein interessierter und manchmal auch diskussionsfreudiger Zeitgenosse, daher freue mich mich über einen Meinungsaustausch. Mir ist jedoch meine Lebenszeit zu schade, um mich über fanatische Inhalte, egal welchen Themas, aufzuregen. 

Und mit Menschen, die meine Meinung herabwürdigen und mich offen oder subtil beleidigen, teile ich meine Lebenszeit nicht mehr. Von diesem "Abschied" sind 4 Personen betroffen. Selbstverständlich wünsche ich Ihnen alles Gute in ihrem weiteren Leben, das jedoch ohne mich stattfinden wird. 

Geschrieben Mitte Mai 2021

Freitag, 4. Juni 2021

Eintrag 446

 Meine Aphorismen und Gedankensplitter


-25-


Die

Ruhe nach dem Sturm

nutzt wenig,

wenn der Sturm

das Haus

zerstört hat.


Pascale Anhalt

Siegen, Mai 2021

Dienstag, 1. Juni 2021

Eintrag 445

1. Corona-Impfung erfolgreich erhalten

Im Rahmen der Freigabe eines speziellen Impfstoffes (Aufhebung der Priorisierung) habe ich mich bei meinem Hausarzt gemeldet und auf eine Warteliste setzen lassen. Der 1. Impftermin war vor einigen Tagen.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er (nach Rücksprache mit seinem Arzt) gegen Corona geimpft werden möchte. Ich habe für mich entschieden, dass ich auf jeden Fall gegen Corona geimpft werden möchte. 

Ich persönlich halte die Wahrscheinlichkeit, irgendwann ungeschützt auf das Virus zu treffen (möglicher schwerer Verlauf / Long-Covid-Syndrom) für deutlich größer als einen Impfschaden zu erleiden. Zumindest bin ich dann, nach dem bisherigen Kenntnisstand der Forschung, vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt. Weiterhin dachte ich mir, dass ich aktiv etwas tun möchte, um mich und andere Menschen bestmöglich zu schützen. Sich ständig zurückzuziehen und immer die Sorge in sich zu tragen, im Laufe der nächsten Jahre eventuell am Beatmungsgerät zu hängen, ist keine Dauer-Lösung. 

Mein abschließender Gedanke, der mich in meinem Vorhaben der Impfung bekräftigte, ist, dass ich meinen Teil dazu beitragen möchte, die Corona-Maßnahmen zu lockern und die Pandemie weiter einzudämmen. Ob meine wohlgemeinten Wünsche auch eintreten, wird sich im Laufe der nächsten Monate zeigen. Aber ständig nur an der Bundesregierung herumzunörgeln ist für mich auch keine Lösung.

Mein 2. Impftermin ist in der zweiten August-Hälfte.