Ein bisschen Ich.
Teil 26. Ein Demokrat.
Konservativ, sozialdemokratisch und liberal.
Wie ein Prediger stand ich mit einem Tapeziertisch, auf dem Parteidokumente ausgebreitet lagen, in den FuĂgĂ€ngerzonen neben Parteifreunden und wollte fĂŒr Gleichheit und Weltoffenheit werben. WĂ€hrend der Wahlkampfzeiten wurde fleiĂig argumentiert, plakatiert und ich genoss das ZusammengehörigkeitsgefĂŒhl mit meinen Partei-Kollegen, welches allmĂ€hlich Risse bekam.
Diesen Pascale, wie eben beschrieben, gibt es nicht mehr. Er existierte von seiner spÀten Jugend bis circa 2013.
Wie jeder andere Mensch auch, habe ich im Laufe meines Lebens Dinge erlebt und Erfahrungen gesammelt. Ich glich regelmĂ€Ăig meine politische Weltanschauung mit meiner persönlichen Lebenswirklichkeit ab. Mit vielen Ansichten, die in den Parteidokumenten standen, konnte ich mich nicht mehr identifizieren, weil sich in mir schleichend eine andere Meinung gebildet hatte. Dies trifft zwar nicht auf alle Programmpunkte zu, aber auf wesentliche.
In einigen Bereichen des Lebens vertrete ich inzwischen eher konservative Ansichten, in anderen wiederum sozialdemokratische oder liberale. Ich fĂŒhlte mich in einer "Partei- und Denkschablone", wie ich es empfand, nicht mehr aufgehoben. Mir war es in einer Partei, was freie Gedanken betrifft, zu eng geworden. Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass die politische Welt nicht "schwarz-weiss" ist, weil es viele bunte und graue Töne gibt, welche die VielfĂ€ltikeit einer Gesellschaft abbilden. Es ist nicht alles eindeutig und vieles widersprĂŒchlich. Der stĂ€ndige Versuch, fĂŒr mich uneindeutige Positionen in eine eindeutige "Zwangsjacke" zu stecken, widerstrebte mir zutiefst. Mein unbĂ€ndiger Wille eine harmonische Stimmung in konfliktbehafteten Situationen herbeizufĂŒhren, brachten mich emotinal an meine Grenzen.
Von meinen politischen Positionen her wĂŒrde ich heute mindestens 2 Parteien wĂ€hlen mĂŒssen, weil sie nicht alle in einer beheimatet sind. Obwohl ich mich noch fĂŒr Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Prozesse interessiere, finde ich bisher keine passende, politische Antwort fĂŒr die Auflösung meiner widersprĂŒchlichen Ansichten.
Einer Partei gehöre ich nicht mehr an, zur Wahl gehe ich vermutlich nicht mehr. Denn so ist sie eben, die Welt. Nicht klar, uneindeutig und sich stÀndig fortentwickelnd.