Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 13 (Nachwort)
In
meinem Leben dachte ich oft, alles sei in Ordnung und kurze Zeit
später ist etwas, scheinbar plötzlich, völlig aus den Fugen geraten.
Durch
negative Erfahrungen, die bereits in meiner frühen Kindheit begonnen
haben, lernte ich im Leben nicht mehr 1000%ig zu vertrauen. Leider
bleibt im Leben dauerhaft nichts so, wie es gegenwärtig ist.
Alles ist einem ständigen Wandel unterzogen:
Das
Wort, die Schrift, die Kommunikationsformen, der Informationsfluss,
die Berufswelt, die große und kleine Politik oder die Religionen. Diese Veränderungen
wirken dynamisch und in einer wechselseitigen Beziehung auf jeden
Menschen mit seinen Freundschaften und Liebesbezienungen ein. Die
Auswirkungen sind individuell unterschiedlich.
Alles ist miteinander vernetzt und somit kann jeder jeden beeinflussen, ob direkt oder indirekt.
Ich
bin wahrlich kein einfacher Mensch. Manchmal bin ich sperrig,
umständlich und nicht immer guter Laune. Grundsätzlich bin ich ein
normaler Mensch, nämlich nicht perfekt.
Mit Niederlagen kann ich nur dann umgehen, wenn ich mir vorstelle, dass das Leben aus ständigen Lebenswendepunkten besteht.
Mathematisch
betrachtet halte ich (!) das Leben für eine "Kurvendiskussion" mit
ihren Symmetrieeigenschaften sowie Extrem- und Wendepunkten. Die
genetische Veranlagung und die Gesundheit ist der Definitionsbereich und
das soziale Umfeld (Familie, Beruf, Freunde, der Staat usw.) bilden
die Achsenabschnitte. All das kombiniert mit dem eigenen Willen, dem
Einfluss des sozialen Umfeldes, den oben beschriebenen Veränderungen und
der Summe von Lebenserfahrungen, ergibt den Lebensverlauf eines
Menschen.
Mit dieser Sichtweise
kann ein schöner oder schlechter Moment nicht ewig andauern. Die Tragik
ist, dass ich charakterlich so veranlagt bin, allgemeine Veränderungen
erst nach eingehender Überprüfung einer Notwendigkeit zuzulassen.
Viele Änderungen waren nicht positiv, daher beäuge ich grundsätzlich
alles unter einer misstrauischen Brille. Ich halte gern an vertrauten
Ritualen fest, weil mir diese Sicherheit und Rückhalt geben.
Da ich nicht fehlerfrei bin, habe ich viele negative Wendepunkte in meinem Leben mit zu verantworten.
-Ende-
Anbei mein neuestes Gedicht. Vor dem Lesen bitte unbedingt die Kategorie "Grundsätzliches zu meinen Gedichten" lesen, um z.B. die Entstehung und den Inhalt meiner Gedichte nachvollziehen zu können.
...,denn mein Sommer endet hier.
Von
regenbogenverschmierter Kindheit
zum Lebensrand.
Die Herbstsonne Berlins
verursacht Atemnot.
Der Schneemann
im Garten
trinkt Rotwein
und zählt die Blumen,
die aus einer Tränenrinde
emporwachsen.
Das Gestern
ertrank im Alltagssee.
Ich liege nackt
im Scherbenmeer
vor einer Gletscherspalte.
Meine Kindheitsträume
produzieren Angstzustände.
Der Stein im Herzen
trägt mich unbeschwert
durch das Leben.
Verloren im Transit,
mit einer Kerze
in der Hand.
Der tiefe Winter naht.
Mein Fluss
hat eine Haut bekommen,
auf der die Sehnsucht
Schlittschuh fährt.
Trauermaschine
zerschmettert die Eisdecke,
denn mein Sommer endet hier.
Pascale A.
Berlin, den 5. Oktober 2014
07.10.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 12 (Neustart in ein verändertes Leben, aber wie?)
Es sagt sich so leicht:"Neustart in Berlin." Doch wie beginnt man ein neues Leben?
Zunächst gilt es einen Fahrplan für die nächsten Wochen zu erstellen:
1.
Diese Woche steht im Zeichen des Auspackens und des Zurechtfindens im
Haus. Das schönste Ereignis in dieser Woche ist Leonards Geburtstag!
2. Parallel dazu gibt es im Haus noch viele handwerkliche Dinge zu erledigen, die nach und nach anfallen.
3. In den nächsten Tagen beginne ich damit formale Angelegenheiten zu erledigen.
4.
Die nächste große Bewerbungsphase beginne ich Mitte des Monats, wenn
die formalen Angelegenheiten soweit in die Wege geleitet wurden.
5.
Ich leide sehr darunter, Leonard nicht mehr ganz so oft zu sehen. Vor
der Trennung war ich "Vollzeitpapa" d.h. ich konnte Leo so oft sehen,
wie ich wollte. Nun sehen wir uns, bedingt durch die Trennung, weniger
häufiger als früher. Viele Abläufe werden sich in den nächsten Monaten
noch einpendeln müssen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das gut
gelignt.
6. Nun habe ich
völlig andere Tagesabläufe und ein anderes soziales Umfeld, als vor der
Trennung. Auch diesbezüglich müssen sich neue Strukturen bilden und
Abläufe aufeinander abgestimmt werden.
7.
Freundeskreis. Ich versuche nach und nach einige alte Freunde und
Bekannte zu treffen, um auszuloten, ob es noch Gemeinsamkeiten gibt.
Schließlich sind wir nicht mehr dieselben Menschen wie vor 16 Jahren.
8.
Die Stadt. Diese Stadt Berlin ist meine Liebe und mein Schmerz. Wenn
ich durch die Straßen von Neukölln fahre, habe ich das Gefühl, als sei
ich aus einem langen Traum erwacht. Alles ist so vertraut aber doch so
neu. Ein unbeschreiblich komisches Gefühl. 01.10.14
In wenigen Tagen beginnt der Umzug in mehreren Schritten: Zuerst das Ausmisten der Sachen und das Packen der Kisten. Dann werden die Möbel abgebaut, bevor der Sperrmüll kommt. Anschließend hier und da streichen, zuletzt das Putzen der Wohnung. Parallel dazu müssen formelle Angelegenheiten erleidigt werden.
Im Abendglanz.
Vaterlos.
In wenigen Tagen nähert sich der Berliner Mauerfall zum 25 Mal. Es ist an der Zeit für einen kurzen Rückblick meiner Erlebnisse. Diesen Eintrag hatte ich vor vielen Jahren schon einmal gepostet. Er ist unter "Erlebnisse" zu finden.
"Mein" 09. November 1989
Wenn Dinge ins Rutsche geraten
Teil 11 (Das Ende)
Viele
Kisten stehen schon gepackt im Arbeitszimmer. Die letzten Abschiede
wurden begangen, die letzten Biere in dieser Stadt getrunken.
Montag wird damit begonnen, sämtliche Möbel abzumontieren. Dienstag
werden viele Einrichtungsgegenstände auf den Sperrmüll gegeben, der
Mittwoch abgeholt wird. Zwischendruch werden immer wieder Kisten und
Säcke eingepackt. Der Mittwoch steht im Lichte der Abschlussarbeiten und
des Putzens. Wenn alles wie geplant verläuft, kommt Donnerstag das
Umzugsunternehmen. Die Wohnungsübergabe hier ist am Freitag, danach
fahre ich mit Leonard nach Berlin.
Nach dem Wochenende beginnt für Leonard die Eingewöhungsphase in seiner neuen KITA.
17.9.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 10 (Im Transit)
In wenigen Tagen beginnt der Umzug in mehreren Schritten: Zuerst das Ausmisten der Sachen und das Packen der Kisten. Dann werden die Möbel abgebaut, bevor der Sperrmüll kommt. Anschließend hier und da streichen, zuletzt das Putzen der Wohnung. Parallel dazu müssen formelle Angelegenheiten erleidigt werden.
Ich
befinde mich gedanklich in der Überführung zwischen dem alten und
neuen Leben. Der Schmerz ist unbeschreiblich, den ich dabei fühle.
Diese "Transitstrecke" ist für mich ein emotionales Durcheinander.
Ich
habe das Gefühl, als müsste ich alles neu erlernen, sogar das Laufen
und Atmen. Ich beginne ein neues Leben und muss lernen, diese
Veränderung bzw. diesen Transformationsprozess zuzulassen. Es wird
gelingen.
09.09.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 9 (Abschied nehmen)
The final countdown.
In
diesen Tagen und Wochen ist vieles auf Abschied programmiert. Der
Umzug mit seiner ganzen Planung und Organisation im Vorfeld, steht in
circa 4 Wochen vor der Tür. Diesbezüglich umgibt mich eine tiefe Traurigkeit,
die ich versuche zu verbergen, meistens gelingt mir das jedoch nicht.
Außerdem kann ich nachts kaum noch durchschlafen, weil ich Albträume
habe.
Ich nehme Abschied von dieser Stadt S.:
Ende
der 90'er Jahre zog ich nach S., um ein Studium in
Volkswirtschaftslehre zu beginnen. Was aus meiner Studienkarriere
geworden ist, habe ich berichtet. Ich zog damals aus Berlin fort, um in
dieser Stadt neu anzufangen. Hier habe ich viele schöne Augenblicke
erlebt. Auf Leonards Geburt und weitere unvergessliche Momente mit ihm
sowie meiner Frau blicke ich mit größter Freude zurück.
Wenn
kein weltbewegender Grund vorliegt, werde ich diese Stadt S. nicht
mehr besuchen und somit nie mehr wiedersehen. Leider geschehen viele
Veränderungen parallel, der Verzicht auf diese Stadt ist die harmloseste
Veränderung.
Ich werde
(zumindest vorübergehend) nach Berlin ziehen, in diejenige Stadt, von
der ich 1998 nach S. aufbrach, um in ein neues Leben zu starten. Nun
kehre ich als (in vielen Hinsichten) gescheiterter Mann dorthin zurück.
Der Kreis schließt sich. Fortan steht Berlin in meinem Leben für
Veränderung und Neubeginn.
Ich nehme Abschied von den gewohnten Familienabläufen:
Noch
sind einige der täglichen Familienabläufe, insbesondere die in Bezug
auf Leonard, so wie vor der Trennung. Nach der räumlichen Trennung Ende
September wird sich mein "praktisches Vater-Darsein" überwiegend auf
die Wochenenden verlagern. Viele Abläufe werden sich neu einpendeln
müssen.
Wir hatten eine schöne
und große Wohnung für verhältnismäßig wenig Miete. Sie lag unmittelbar
in Uni-Nähe und der Weg zu Leonards KITA war nur ein Steinwurf
entfernt. Bald werden die Kisten und Koffer gepackt, einige Gegenstände
kommen auf den Sperrmüll. Der Abschied vom gemeinsamen Familienleben
fällt mir besonders schwer.
Ich nehme Abschied von Freunden, Bekannten und netten Kommilitonen:
Man
lernt im Laufe der Studienjahre eine Menge Menschen kennen, von denen
man glaubt, dass man dauherhaften Kontakt zu ihnen hat. Wie das nunmal
so ist, viele ziehen nach oder mitten im Studium fort und man verliert
sich, trotz intensiver Bemühungen, aus den Augen. Von den noch übrig
gebliebenen Freunden, Bekannten und Kommilitonen, die mir am Herzen
liegen, möchte ich mich in den kommenden Wochen persönlich
verabschieden, wenn es meine Stimmungslage zulässt.
30.08.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 8 (Umzug nach Berlin)
Bezugnehmend auf Teil 4 (Umzug in eine neue Stadt) gibt es eine vorläufige
Entscheidung zu verkünden. Ich werde Ende September für eine begrenzte
Zeit zu meiner Schwester nach Berlin, in meine alte Heimatstadt,
ziehen!
Die Trennung zwischen
meiner Frau und mir, die Ende September auch räumlich stattfinden wird,
hat leider auch Schwierigkeiten in der Entscheidung bezügl. der
Städtewahl mit sich gebracht. Selbstverständlich möchte ich als Vater
auch räumlich in der Nähe unseres Sohnes bleiben. Berlin ist nicht ganz
so weit weg von Leonards neuer Bleibe. Das Pendeln an den Wochenenden
werde ich gerne in Kauf nehmen und die genaue Ausgestaltung wird sich
dann zeigen.
Ich werde den
"Zwischenstopp" bei meiner Schwester dafür nutzen, eine Wohnung zu
finden. Zur Zeit gibt es einige organisatorische Schwierigkeiten, auf
die ich hier nicht näher eingehen möchte, die diesen Schritt notwendig
machen. Es besteht nach einer gewissen Zeit durchaus die Möglichkeit in
diejenige Stadt zu ziehen, in der Leonard und meine Frau wohnen, wenn
ich dort eine Arbeit finde von der ich leben kann. Die Bewerbungen
versende ich ab jetzt in beide Städte, denn das Erhalten einer
Arbeitsstelle ist dringend notwendig.
Mein
gedankliches Dilemma, das ich in diesem Blog mehrfach erwähnt habe,
bleibt auch nach meiner vorläufigen Entscheidung bestehen. Wer wohnt
nicht gern in derjenigen Stadt, in der sein Kind wohnt, damit er es
möglichst oft sehen kann?
30.7.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 7 (Parteiaustritt)
Die
meisten meiner Blogleser, die mich persönlich kennen, wissen, dass ich
jahrelang Mitglied einer Partei war. Diese Partei, deren Namen ich
hier nicht nennen möchte, habe ich jetzt aus verschiedensten Gründen
verlassen.
Hier einige Anmerkungen, die aber nur oberflächlicher Natur sind.
1.
Ich bin nicht mehr derjenige Pascale, der ich vor wenigen Jahren war,
denn ich habe mich weiterentwickelt. Somit haben sich auch Teile meiner
politischen Anschauung verändert.
2.
Wie ich auf dieser Internetseite schilderte, hat sich mein ganzes
Leben komplett verändert und ich muss zusehen, diese Neuerungen positiv
zu gestalten. Ich habe nicht mehr die nötige Lust und Energie mich
parteipolitisch zu engagieren, weil ich mich in den kommenden Monaten
voll auf mich und mein neues Leben konzentrieren muss.
Tiefergehende Beweggründe, warum ich diese Partei verlassen habe, möchte ich nicht nennen!
Seit
meinem 14. Lebensjahr bin ich ein politisch denkender und
interessierter Mensch, das wird sich auch nach meinem Parteiaustritt
nicht ändern.
Ich habe schon
länger mit dem Gedanken gespielt nicht mehr parteipolitisch gebunden
sein zu wollen. Am Ende meines Denkprozesses steht nun der
Parteiaustritt.
Bis auf Weiteres
werde ich diese Partei wählen, denn ich halte sie besonders auf
Bundesebene für wichtig. Zu einer Mitgliedschaft gehört jedoch mehr als
"nur" reine Symphatie.
Die
meisten von Euch, meine nun ehemaligen Parteifreunde, werde ich nicht
mehr wiedersehen, da ich diese Stadt bald verlassen werde. Trotz all den
Umständen möchte ich ALLEN Kreisverbandsmitgliedern alles Gute
wünschen.
Dieser
Eintrag stellt eine Ankündigung dar und ist nicht Gegenstand einer
Debatte. Jede Diskussion über meinen Austritt oder Ähnliches wird von
mir sofort unterbunden!
PS: Ich
lade all diejenigen Kreisverbandsmitglieder ein, die nun den Weg auf
meine Homepage gefunden haben, in meinem Internet-Tagebuch
herumzustöbern. Wieviele Jahre kennt ihr mich? Nach dem Lesen des
Tagebuches werdet ihr merken, dass ihr mich bisher gar nicht kanntet!
Es gibt viel zu entdecken.
Viel Spaß:-)
29.7.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 6 (Meine veränderte Rolle als Vater)
Seit der Trennung mache ich mir Gedanken, wie wohl meine neue Rolle als Vater aussehen wird?
Im
Moment wohnen wir noch zusammen. Die Familienstrukturen und -abläufe
sind aus Leonards Sicht noch vorhanden. Doch irgendwann Ende September
werden wir alle ein völlig verändertes Umfeld haben (neue Wohnung/neue
Stadt usw.) und ein verändertes "Familienleben" beginnen zu leben.
Leonard wird sehen, dass seine Mama und sein Papa nicht mehr zusammen in
einer Wohnung leben und Papa z. B. auch nicht mehr jeden Abend mit am
Abendbrotstisch sitzt. Am Abendbrotstisch sitze ich nur noch mit ihm
allein in meiner neuen Wohnung, wenn er mal bei mir übernachtet.
Fakt ist, dass ich Leonard deutlich weniger sehen werde, als im Augenblick. Egal, in welche Stadt ich ziehen werde. Das tägliche
Miteinander wird es ab Ende September leider nicht mehr geben, auch
wenn ich natürlich versuchen werde, ihn so oft wie möglich zu sehen.
Die
räumliche Trennung in verschiedene Wohnungen wird eine veränderte
Vaterrolle gegenüber Leonard mit sich bringen, nicht weil ich es will,
sondern weil es die Umstände so vorgeben. Es ist ein Unterschied, ob man
nahezu täglich präsent ist oder "nur" wenige Tage in der Woche.
Somit
schließt sich der Kreis wieder zu meinem Dilemma bezüglich der
Städtewahl. Auf der einen Seite muss ich auch an mich denken, wie mir
von fachkundiger Seite erläutert wurde. Ich muss in diejenige Stadt
ziehen, in der ich mich am Wohlsten fühle. Denn wenn ich mich wohl
fühle, überträgt sich das auch positiv auf Leonard. Er hat dann einen
viel entspannteren Vater vor sich.
Aber
was ist schon die "richtige" Entscheidung bezüglich der Städtewahl?
Fühle ich mich in Berlin wieder wohl oder vielleicht doch in der anderen
Stadt?
Selbstverständlich bin
ich mit Stolz sowie größter Freude Leonards Vater und werde diese Rolle
auch aktiv ausüben, aber ich bin kein "Familien-Vater" mehr d. h.
Leonard erlebt mich (bis auf Geburtstage usw.) nicht mehr täglich mit
seiner Mutter zusammen.
Wie wird ihn das verändern?
Ich
hoffe sehr, dass Leonard und ich die (im Vergleich zu jetzt) wenige
Zeit verstärkt genießen werden. Die fachkundige Person sagte auch, dass
ich nicht den Fehler machen sollte, wenn ich ihn sehe, ständig etwas
BESONDERES mit ihm zu unternehmen. So kann es schnell passieren, dass
man eine Art "Spaß-Papi" wird, der mit seinem Kind nur in den Zirkus
usw. geht.
Ok, aber ist es nicht
nachvollziehbar mit seinem Kind eine schöne Zeit verbringen zu wollen
und zu erleben, wie es sich freut? Man muss halt versuchen einen
Mittelweg zu finden.
Für Leonard
werde ich, so oft es mir möglich ist, da sein. Darüber hinaus wünsche
ich mir, dass er diese vielen Neuerungen in seinem Leben (Trennung der
Eltern/KITA/Neue Wohnung/Neue Stadt/Papa nicht mehr so oft da usw.)
schnell annimmt und damit umgehen kann. Es wird sicher eine Weile
dauern, bis er versteht, das er mich nicht mehr täglich sehen kann.
Ich bin sehr gespannt auf meine neue Rolle und werde diese Veränderung annehmen.
18.7.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 5 (Ende Arbeitstätigkeit als Produktionshelfer und Arbeitssuche einer Bürostelle)
Freitag
endete mein sechsmonatiges Arbeitsverhältnis mit einer Krankmeldung.
Somit konnte ich den letzten Arbeitstag leider nicht bewerkstelligen.
Die
letzten Monate haben mich sehr geprägt. Ich habe tiefe Einblicke in
die "Welt der Produktion" erhalten und weiß nun, wie es in den
Produktionsstätten ablaufen kann. Es geht dort nicht zimperlich zu.
Schnelligkeit und Ausdauer sind wichtige Voraussetzungen, um in der
Produktion bestehen zu können.
Ich muss die vielen Eindrücke und Erlebnisse erst einmal sacken lassen und verarbeiten, bevor ich eine Bewertung abgeben kann.
Wie geht es bei mir beruflich weiter?
1.
Mein Ziel ist es nach wie vor als Büroassistent arbeiten zu können,
weil ich darin ausgebildet bin und ein fast abgeschlossenes BWL -Studium
vorweisen kann.
2. Ich hoffe, dass ich relativ schnell eine Arbeitsstelle finde.
3.
Ich bin bereit, sollte ich keine Bürostelle erhalten, den Gang in
einen anderen Berufszweig zu wagen, wenn dazu eine Möglichkeit besteht.
4.
Die Koordination Beruf/Kind ist wichtig, denn ich möchte Leonard ab
Oktober möglichst oft sehen. Es finden sich immer Wege, um Beruf und
Kind zu vereinbaren.
5. Während der nächsten Zeit werde ich sehr oft am PC sitzen, um Job-Börsen zu durchfosten und um Bewerbungen zu schreiben.
Die kommenden Monate werden zeigen, in welche Stadt ich ziehen und welche Arbeitsstelle ich antreten werde.
6.7.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 4 (Umzug in eine neue Stadt)
Bezugnehmend auf Eintrag 561 (getrennte Wege), nannte ich zwei Varianten möglicher Wohnorte:
Variante1:
Ich ziehe in diejenige Stadt, in der Frau und Leonard wohnen. Ich
könnte somit in Leonards Nähe bleiben bzw. ihn öfter sehen.
Variante2: Ich ziehe nach Berlin. Dort bin auch aufgewachsen und ich fühle mich mit dieser Stadt emotional verbunden.
Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Die Entfernung zwischen beiden Varianten beträgt ca. 2 Stunden mit dem Bus.
Nachteil
Variante1: Diese Stadt ist zwar sehr schön, aber bis auf Frau und Kind
bin ich dort völlig fremd. Und meine Frau wird bald beginnen ihr
eigenes Leben dort zu leben. Ich müsste mir einen eigenen Freundeskreis
aufbauen. Das war schon schwer, als ich von Berlin aus in diese Stadt
hier zog, in der wir jetzt leben. Ich hätte mir ohne Vorbehalt
vorstellen können, mit der Familie gemeinsam in dieser Stadt zu leben.
Es ist jedoch ein Unterschied, wenn ich völlig allein dort wohne.
Nichtsdestotrotz bleibt diese Variante eine Option, denn vielleicht lebe
ich mich schnell ein?
Nachteil
Variante2: Ich könnte Leoanrd nicht ganz so oft sehen und ich müsste
an den Wochenenden pendeln. Das Pendeln an den Wochenenden wäre kein
Problem, denn ich möchte ja Leonard sehen, dennoch wäre der
organisatorische Aufwand höher als in Varinate1. Sollte ich in Berlin
schnell eine Arbeit finden, wäre ein Treffen mit Leonard innerhalb der
Woche extrem schwierig und es würde sich fast ausschließlich auf die
Wochenenden konzentrieren.
Ich befinde mich bezüglich Wohnort in einem Dilemma! Im Moment steht die Wahl zwischen beiden Städten bei 50 zu 50.
Die
Entscheidung hängt von Faktoren ab, die ich noch nicht einschätzen
kann. Zur Zeit suche ich in beiden Städten nach Wohnungen und Jobs bzw.
fange damit in den nächsten Wochen intensiv an. Im Moment befinde ich
mich noch im "Recherche-Modus" nach einer Wohnung und geeigneter Arbeit.
Im Notfall könnte ich
vorübergehend bei meiner Schwester unterkommen und dann von dort aus in
beiden Städten nach Job und Wohnung suchen.
Meine
Frau und ich möchten versuchen, die Umzüge gemeinsam durchzuführen, um
Aufwand zu sparen. Die Umzüge werden im Spätsommer bzw. Herbst
stattfinden. Ein genaues Datum steht noch nicht fest. Ich halte Euch
diesbezüglich auf dem Laufenden.
In meinem Leben stehen die Zeichen auf Neuanfang und Veränderungen.
27.5.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 3 (Getrennte Wege)
Diese Ankündigung ist die schmerzhafteste, seit dieser Blog besteht: Meine Frau und ich gehen seit kurzer Zeit getrennte Wege!
Ich möchte jedoch hervorheben, dass unsere Trennung selbstverständlich im Guten
ist, besonders im Hinblick auf unseren Sohn Leonard. Fragen wie:
"Pascale, wie kam es zu Eurer Trennung?" werde ich hier nicht
beantworten.
Somit wird es im Spätsommer 2 Umzüge geben (Bis dahin wohnen wir zusammen):
Variante1: Ich ziehe in diejenige Stadt, in die Frau und Kind ziehen.
Variante2:
Ich ziehe wieder nach Berlin, in meine alte Heimatstadt. Die
Entfernung zwischen Variante 1 beträgt ca. 2 Stunden mit dem Bus.
Beide
Varianten haben Vor- und Nachteile und hängen von mehreren Faktoren
ab, die im Moment nur schwer abschätzbar sind. Mir fällt es nicht ganz
leicht die organisatorischen Angelegenheiten (Wohnungs- und Jobsuche)
aus der aktuellen Vollzeichtbeschäftigung heraus zu planen. Wir
versuchen die Umzüge möglichst zusammen zu organisieren und
durchzuführen.
Die Nüchternheit und Sachlichkeit meiner Formulierungen soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mir emotional nicht gut geht!
17.5.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 2 (Erfolgloses Studienende)
Wie
ich bereits hier in meinem Blog mehrfach erwähnte, bin ich (vorerst)
in meinem BWL-Studium gescheitert. Das Studium war bis auf die
Klausuren Wirtschaftsenglisch und Statistik fertig, sogar die
Bachelor-Arbeit hatte ich bestanden.
In diesen beiden Klausuren war ich jeweils im letzten Prüfungsversuch.
Ohne
ins Detail gehen zu wollen: Meine Widersprüche gegen die Bewertungen
wurden abgelehnt. Nun läuft eine Klage gegen diese Ablehung. Aufgrund
der Umstände, auf die ich nicht näher eingehen möchte, besteht eine kleine Möglichkeit, dass die Klage Erfolg haben könnte.
Da
ich jedoch kein Träumer bin, habe ich mich innerlich mit diesem
Zustand des Scheiterns abgefunden. Natürlich freue ich mich sehr, wenn
meine Klage Erfolg haben sollte.
In
mir ist eine Welt zusammengebrochen! Obwohl mein Studium sehr lange
dauerte (Umstände habe ich in meinem Blog ausführlich beschrieben z. B.
im Eintrag 300), hatte ich dennoch auf ein Studienerfolg gebaut. Jetzt
muss ich leider mit den negativen Konsequenzen leben.
Mein
erfolgloses Studienende ist nur eine Station vieler großer und kleiner
Umbrüche, die stattgefunden haben bzw. im Moment stattfinden und deren
Ausmaß sich für mich erst in den kommenden Jahren zeigen wird. Obwohl
ich aktuell eine Stelle als Produktionshelfer ausübe, wird es nicht
leicht sein, sich wieder auf Bürostellen zu bewerben bzw. eine ähnliche
Stelle als Produktionshelfer nach dem großen Umzug zu bekommen.
Die Bewerbungsphase auf Stellen für den Spätsommer wird sehr bald beginnen.
8.5.14
Wenn Dinge ins Rutschen geraten.
Teil 1 (Vorwort)
Es
gab Epochen in einem Leben, in denen ich glaubte und mir erhoffte,
alles würde so (stabil) bleiben, wie es ist. Doch die Umwelt und ich
wirkten mit unserer Dynamik unaufhörlich auf diesen bestehenden Zustand
ein, sodass schöne oder erstrebenswerte Verhältnisse in meinem Leben
ins Rutschen kamen. Mir steht eine veränderungsreiche Epoche wieder
bevor!
Beispiele von
(negativen) Veränderungen, die mein Leben geprägt haben, erfahrt ihr in
den nachfolgenden Teilen. Der 2. Teil wird von meinem gescheiterten
Studium handeln.
Manchmal
wollte ich mich dem sogenannten "Stein, der ins Rollen kam", in den Weg
stellen oder ihn anhalten, doch naturgemäß nahmen die Dinge ihren
eigenen Lauf, weil plötzlich vieles eine Eigendynamik entwickelte, auf
die man nur begrenzt einen Einfluss hatte. Immer, wenn ich einen Zustand
"festhalten" wollte, verhielt er sich wie ein nasses Stück Seife, nach
dem man schnell greifen möchte, damit es nicht herunterfällt.
Rückblickend betrachtet gab es manche Ereignisse in meinem Leben, in
denen ich mir wünschte, ich hätte mich anders (besser) verhalten.
(Fortsetzung folgt...)
2.5.14
Rückblick 1 (Tod meines Vaters vor 25 Jahren am 5.8.89 um 01.05 Uhr)
Im
August vor 25 Jahren starb mein Vater nach langer und schwerer
Alkohlkrankheit. Seine Sucht war für die ganze Familie ein
zerstörerischer Prozess, der in seinem Tod endete.
Ich möchte meine Gedanken nur kurz zusammenfassen:
Mein
Vater war ein sehr charismatischer und geselliger Mensch. Er konnte
mit seiner Redegewandheit sämtliche Feierlichkeiten zum Lachen bringen
und war ein guter Witzeerzähler. Kam er einmal ins Reden, hingen viele
Menschen förmlich an seinen Lippen und erfreuten sich an seiner
lustigen Art.
In seiner
Kindheit war er Torhüter in einer kleinen Fussballmannschaft und
Mittelpunkt des Teams. Später war er Einkäufer und Abteilungsleiter
einer bekannten Warenhausfiliale und wurde Anfang der 80ér Opfer einer
Entlassungswelle.
Sein
Arbeitsplatz hatte ihm in seiner latenten Trunksucht noch Struktur
gegeben. Mein Vater hatte mit ihm eine Aufgabe im Leben, denn er
definierte sich über Arbeit. All das brach plötzlich weg. Viele Freunde
kehrten ihm schrittweise den Rücken, weil er auf der einen Seite nun
nicht mehr das große Geld für Grillpartys hatte, die oft auf unserer
Terrasse stattfanden und weil er auf der anderen Seite vermehrt verbal
ausfallend wurde, wenn er betrunken war.
Mein
Vater hatte einen anderen, verheerenden Charakterzug, der in
Kombination mit Alkohl gefährlich ist, nämlich Melancholie und
Selbstmitleid:
Wie oft saß er an
Familientagen z. B. Weihnachten, weinend und betrunken auf dem Sofa
und hörte traurige Musik! Tränen und Traurigkeit waren fester
Bestandteil seines Lebens. Kinder müssen zwar lernen, dass ihre Eltern
auch weinen, den Tränen gehören zum Leben dazu. Bei ihm war dieser
Zustand sehr ausgeprägt. Ich fühlte mich als kleiner Junge oft hilflos,
wenn mein Vater zu weinen begann.
Obwohl
ich oft enttäuscht und traurig über seine Trinkgewohnheiten war und
diesbezüglich einen Groll auf ihn hatte, war er mein Vater. Ich liebte
ihn vom ganzen Herzen.
Die letzten Jahre bis zu seinem Tod waren geprägt von...
Peinlichkeiten,
weil er einen bloßstellen konnte und anderen Menschen gegenüber
ausfällig wurde. Oft schämte ich mich für ihn, wenn er mich betrunken
von der Schule abgholt hatte.
Wie oft habe ich ihn verleugnet oder für ihn gelogen, um ihn zu schützen, wenn er betrunken auf dem Sofa lag!
Wie oft sammelte ich in der U-Bahn oder auf den Straßen sein Kleingeld wieder ein, weil er ständig auf den Boden fiel!
Wie oft trug ich ihn nach Hause, meinen hilflosen, aber geliebten Vater!!!
Sorge,
weil er in seinen Stimmungen unberechenbar war und man nicht wusste,
wann er nach Hause kommt. Oft kam er erst nach Tagen von einer Sauftour
wieder. Er lag dann ein oder zwei Tage auf dem Sofa mitten im
Wohnzimmer und kurierte sich aus, bis er wieder los zog.
Hoffnungen,
weil er immer sagte, dass er bald mit dem Trinken aufhören würde. Als
Kind vertraut man auf diese Worte, die er aber aufgrund seiner
Krankheit nicht einhalten konnte. Er war ein kranker Mann und konnte
seine Versprechen nicht halten. Eine Entziehungskur wollte er nicht
machen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich bei Spaziergängen mit ihm
und unserem Hund "Tapsy" durch Überredungskünste versuchte ihn von
Kneipen fernzuhalten, die auf dem Weg lagen. Er "lockte" mich immer mit
"5 Mark" für den Flipper und versprach mir, dass wir in EINER STUNDE
wieder gehen. Meistens waren es dann 4 oder 5 Stunden.
Wut auf ihn, weil die ständig gebrochenen Versprechen in mir Traurigkeit und Frust auslösten.
Ende der Aufzählung.
Seit
Ende der 70'er war er fast täglich angetrunken oder im Vollrausch.
Unterbrochen waren seine Trinkphasen nur dann, wenn er ausnüchterte, im
Krankenhaus lag oder es ihm krampfhaft gelang einige Wochen am Stück
nicht zu trinken. In diesen Zeiten ohne Alkohol hatte ich die oben
beschriebenen Hoffnungen.
Mein
Vater konnte zwar beleidigend werden und beim Einkaufen im Supermarkt
im Vollrausch in die Regale fallen, er war uns gegenüber jedoch nie
gewaltätig!
Die letzten zwei
Jahre waren geprägt von körperlichen Symptomen und
Zerfallserscheinungen durch eine schwere Lebererkrankung. Er benötige
sehr lange, bis er eine Treppe hochstieg. Gelegentlich strömte aus ihm
viel Blut, weil sämtliche Adern platzten. Mehr möchte ich jetzt hier
nicht schreiben. Diese Bilder werde ich nie vergessen!!!
Die
letzten Tage vor seinem Tod war ich bei meiner Oma. Meine Mutter und
mein Vater fuhren mich zu ihr hin und wollten mich nach 2 Wochen wieder
abholen.
Mein Vater konnte
kaum noch laufen, obwohl er nüchtern war. Seine Arme und Beine waren
abgemagert, obwohl er immer ein rundlicher Typ war. Er hatte eine Art
"Bauchwasser". Ich weiß nicht warum, aber in meiner kindlichen Naivität
fand ich das komisch und machte mich über ihn lustig.
Meine
Eltern fuhren wieder nach Berlin. Ich rief nach zwei Tagen an und
wollte meinen Vater sprechen, doch meine Mutter sagte, es würde nicht
gehen. Er lag im Wohnzimmer, sein Todeskampf hatte bereits begonnen!
Kurz darauf fiel er ins Koma, wurde mit einem Rettungswagen ins
Krankenhaus gefahren und einige Stunden später war er Tod. Meine Mutter
rief irgendwann nachts bei meiner Oma an und erzählte mir diese
Nachricht. Monate später erfuhr ich, dass seine letzten Stunden vor dem
Koma qualvoll waren.
Die
darauffolgenden Tage waren von Tränen und Angst geprägt. Meine Oma und
ich fuhren nach Berlin und ein paar Tage später fand die Beerdigung
statt.
Ich war 15 Jahre alt, als
er verstarb. Leider konnte ich von ihm kein Abschied mehr nehmen. Mir
fehlte die Weitsicht zu erkennen, dass es schon ein Jahr vor seinem Tod
zu spät war.
Plötzlich war
ich vaterlos. Ich habe ihn stets geliebt, auch wenn er nicht immer ein
glänzendes Vorbild war. Mein Vater war grundsätzlich ein großzügiger
Mensch, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Manchmal sagte er,
sinngemäß: "Pascale, geh doch mal ins Schwimmbad. Hier hast du 2 Mark
und kauf dir ein Eis, es ist Sommer." Wenn er nüchtern war, ist er ein
wunderbarer Vater gewesen. Ich hatte Respekt vor ihm. Er gab mir das
Gefühl, dass ich meine Kindheit ausleben darf sowie herumtoben und
spielen gehen soll. Ich sollte nur nicht übertreiben. Sein
Standardspruch, wenn ich zu sehr herumgetobte, war: "Pascale, im RAHMEN,
alles im RAHMEN!". Das "RAHMEN" hat er immer so lustig betont, dennoch
verstand ich es und habe seine Grenzsetzung akzeptiert. Bis heute
bewundere ich seine Gratwanderung "Fünfe gerade sein zu lassen" und
dennoch respektvoll aufzutreten, wenn ich es übertrieben hatte.
Komischerweise
habe ich mich viele Jahre später immer dabei erwischt, wie ich mir
"Ersatzvaterfiguren" gesucht hatte. Es waren meistens Väter von
Freunden, die mir imponierten. Diese Ersatzväter taugten aber dauerhaft
nicht viel, denn der DRANG seinen EIGENEN Vater sehen zu wollen, kann
grenzenlos sein! Meiner letzten Ersatzvaterfigur, der ich bis heute treu
geblieben bin, ist mein väterlicher Freund, der hier in S. wohnt. Er
ähnelt meinem Vater nicht viel in seinem Charakter, er verkörpert jedoch
Wünsche von mir, die ich in einem Vater gern gesehen hätte.
Mein
Vater hörte gern Schlager aus den 50'ern-80'ern und war Elvis-Fan.
Außerdem liebte er Freddy Quinn, die Egerländer und das "Kufsteinlied".
Grundsätzlich ist er ein konservativer Mensch gewesen, mit einigen
rebellischen Ansätzen.
Seine Liebingsworte -sprüche waren:
"Mach keine Wippchen" (Wenn ich zu waghalsig wurde)
"Was sind das für Fisimatenten?" (Unsinn)
"Mach keinen Trajauckel" (Unsinn)
"Was ist das für Indianermusik?" (Bezogen auf meinen Musikgeschmack)
"Alles im Rahmen" (siehe oben)
"Dr. Dr. Dr. phil" (Wenn er sich über einen Wichtigtuer lustig machte)
Diese
Worte klingen nur dann lustig, wenn man den Zusammenhang kennt, in dem
er sie sagte. Mein Vater hatte einen trockenen Humor, sprach somit
alles ernst aus und verzog dabei keine Miene, wenn er spaßig wurde. Ein
Witz war nur indirekt erkennbar. Weiterhin betonte er stets das ST z.
B. bei Stein und das SP z. B. bei spielen.
Sein
Tod hat mich bis zum heutigen Tag geprägt. Oft frage ich mich, wie
mein Leben mit ihm verlaufen wäre ohne seine Trunksucht. Im Oktober wäre
er "erst" 75 Jahre alt geworden. Leonard hätte somit einen zweiten
Opa gehabt.
Einige Fotos von ihm (mit mir zusammen) findet ihr in der "Fotogalerie" 4 und 5.
6./7. August 2014
PS: Anbei noch einmal meine Gedichte, die ich vor vielen Jahren über ihn geschrieben habe, um diesen Rückblick abzurunden.
Im Abendglanz.
Geschwollene Augen sehen nach oben
in die untergehende Sonne.
Wolken rötlich gefärbt.
Hände zittern.
Wieder hatte er den Inhalt des Glases
verschüttet bei dem Versuch zu trinken.
Aufstehen kann er nicht.
Es fällt ihm schwer.
Er steht mitten im Leben und
doch neigen sich seine letzten Tage
dem Ende entgegen.
Er weiß es.
Gesicht aufgedunsen.
Krämpfe am ganzen Körper
werden gelindert bei einem
erneuten Schluck aus dem Glas.
So viel hätte er gern noch gesehen
und gesagt.
Niemand verstand ihn.
Hilfe wollte er nicht.
Er wollte sich bei seiner Frau
entschuldigen für die
letzten Ehejahre.
Seinen Kindern wollte er noch einen
Abschiedskuss geben,
doch sie waren nicht da.
Er wird beide nicht mehr sehen.
Die nächste Begegnung mit
ihnen wird auf dem Friedhof sein.
Gewidmet meinem Vater (1939-1989)
Pascale A.
30.08.2001
Vaterlos.
Väterlicher Nähe,
beerdigt als ich 15 Jahre war.
Träume verbrannt.
Hoffnungen ertrunken.
Der Frühling liegt mit ihm begraben
unter schwarzen Rosen,
die Herbststürme mit ins Land
der Einsamkeit wehten.
Glühende Sehnsucht nach eisiger Ferne.
Sein Schatten ist immer bei mir.
Meinen sehe ich nicht.
Suchen kann ich im Staub meiner Wüste.
Finden werde ich ihn nie.
Mit ihm spricht die Brandung meines Herzens.
Erinnerung verblutet auf dem Weg in die Vergangenheit.
Alles, was von ihm in mir übrig blieb, ist kalte Leere.
Gespräch ist zu einem Gebet verkommen.
Mein einziger Gang zu ihm ist ein Besuch auf dem Friedhof.
Letzter Weg ihm Liebe zu zeigen ist ein Kniefall vor seinem Grab.
Alles, was ich von meinem Vater noch habe, ist nichts.
01.09.2001
Pascale A.
Rückblick 2 (Berliner Mauerfall vor 25 Jahren).
In wenigen Tagen nähert sich der Berliner Mauerfall zum 25 Mal. Es ist an der Zeit für einen kurzen Rückblick meiner Erlebnisse. Diesen Eintrag hatte ich vor vielen Jahren schon einmal gepostet. Er ist unter "Erlebnisse" zu finden.
"Mein" 09. November 1989
Früh
morgens wurde ich wach, denn der 9.11. war ein gewöhnlicher
Schultag. Ich schaltete den Fernseher ein und sah eine
"Liveübertragung" von der Berliner Mauer, was für die damalige Zeit
sehr ungewöhnlich war. So eine Art "Frühstücksfernsehen" gab es zu
dieser Zeit noch nicht. Zehntausende Menschen standen jubelnd an
den Grenzübergängen und um die Berliner Mauer herum, viele tanzten
mit Sekt auf der Mauer. Ich war euphorisiert, lief zu meiner Mutter
ins Schlafzimmer und weckte sie. Wir saßen dann vor dem Fernseher
und waren fassungslos.
Das
sich etwas in der ehemaligen DDR bewegte, war ja vorher schon
bekannt. Viele tausend DDR-Bürger flohen Tage und Wochen vorher
über Ungarn-Österreich in die Bundesrepublik. Dennoch war nicht im
Geringsten absehbar, dass die Mauer auf diese Weise fallen würde.
In den nächsten Tagen war Berlin-West im Ausnahmezustand.
Hunderttausende Menschen sowohl aus Ost-Berlin und West-Berlin, die
anderen aus der übrigen DDR und auch Touristen, die sich das
Spektakel ansehen wollten, bevölkerten die Strassen und U-Bahnen.
Alles stand still, überall Stau, Kaufhäuser und Bahnhöfe wurden
wegen Überfüllung geschlossen. Am Kurfürstendamm und Umgebung fuhr
kein Auto mehr. Menschenmengen, soweit das Auge reichte.
In diesen Tagen war das Unmögliche möglich geworden und ich war
wie elektrisiert. Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen
oder jemanden erzählen, der es nicht miterlebt hat: An dieser
Mauer war die "Welt zuende"! Kein Durchkommen ohne Schüsse gegen
die DDR-Bürger bzw. oft stundenlanges Warten an den Grenzübergängen
für die BRD-Bürger oder wenn man als West-Berliner über die
Transitstrecke nach West-Deutschland wollte. Und dann tanzten
Menschen auf der Mauer rum und die Grenzsoldaten waren wie
gelähmt? Das war UNVORSTELLBAR! Fremde lagen sich vor Freude
weinend in den Armen, sangen, klatschen und tobten vor Freude.
Diese Bilder werde ich nie vergessen. Noch heute bekomme ich
Gänsehaut, wenn ich Berichte über den Mauerfall im Fernsehen sehe.
Und das Komische ist, man kann einem Menschen, der damals nicht in
West-Berlin gewohnt hat, nicht klar machen, was das Besondere an
der "Insellage" war. Dieses aussergewöhnliche Gefühl in
West-Berlin zu leben, war einmalig.
Ich
wünschte mir heute, jeder Einwohner dieses Landes hätte diese
"Magie" fühlen können, die sich am 9. November und den
darauffolgenden Tagen in Berlin abgespielt hatte. Ein Einwohner z.B.
aus Bayern hat ja vom Mauerfall emotional nichts mitbekommen,
außer die Bilder im Fernsehen. Heute ist alles so normal und
selbstverständlich geworden, man fährt über die ehemalige Grenze,
als ob nie etwas gewesen wäre.
Auf
der einen Seite ist es ja schön, dass die Dinge so
selbstverständlich sind, aber auf der anderen Seite ist das
offensichtliche Vergessen eines solchen Ereignisses schon sehr
merkwürdig. Leider war auch mein Gefühl, dass es nach einigen Wochen
nur noch genervt hat, dass man stundenlang irgendwo warten musste,
weil die Menschenmassen weiterhin nach West-Berlin strömten. Aus
Freude wurde im Laufe der Zeit Gleichgültigkeit gegenüber den
Folgen des Mauerfalls, denn der Alltag und die Bewegungsfreiheit
war durch die Menschenmassen stark eingeschränkt. Es gab auch
viele Dinge nicht mehr zu kaufen, weil gar nicht soviel produziert
und geliefert werden konnte, wie gekauft wurde.
Heute
hört man, dass die Mauer eigentlich in dieser Art nur aufgrund
eines Missverständnisses im Politbüro gefallen war. Denn das sich
zehntausende Menschen auf die Grenze zubewegten und ungehindert in
den Westen strömten, war von der SED-Führung so nicht geplant
gewesen. Die Ausreise sollte vereinfacht werden, das war die
Grundplanung. Aber was Schabowski (Schreibweise?) da auf einer
Pressekonferenz vorgelesen hat und so in einem Nebensatz erwähnte,
war wohl in der Umsetzung anders gedacht gewesen. Die Menschen
probierten es einfach aus und liefen auf die Mauer zu.
Was hab ich aus dieser Geschichte gelernt? Erstens, das sich
Verhältnisse jeder Zeit ändern können und zwar schneller, als man
sich vorstellen kann. Und das gilt in jeder Lebenslage.
Zweitens,
das nichts im Leben von ewiger Dauer ist. Das kann für eine eine
Mauer gelten oder die Erinnerung im Allgemeinen.
Drittens, das es unmöglich ist, Emotionen an die Nachwelt weiterzugeben.
Viertens,
das Menschen Ereignisse im Laufe der Zeit einfach vergessen oder
anders bewerten, als sie in einem gewissen Moment erlebt wurden.
Fünftens, das jeder Moment
einmalig ist und so, wie er gelebt und gefühlt wurde, nicht wieder
kommt. Die Zeit ist wie ein "Zug", der nur einmal an jeder
Station hält. Fragt mich nicht warum, aber im Grunde liegt da für
mich etwas Tragisches.
Geschrieben: März 2008
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