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Lebenswendepunkte 1 (2014)

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 13 (Nachwort)

In meinem Leben dachte ich oft, alles sei in Ordnung und kurze Zeit spÀter ist etwas, scheinbar plötzlich, völlig aus den Fugen geraten.
Durch negative Erfahrungen, die bereits in meiner frĂŒhen Kindheit begonnen haben, lernte ich im Leben nicht mehr 1000%ig zu vertrauen. Leider bleibt im Leben dauerhaft nichts so, wie es gegenwĂ€rtig ist.
Alles ist einem stÀndigen Wandel unterzogen:
Das Wort, die Schrift, die Kommunikationsformen, der Informationsfluss, die Berufswelt, die große und kleine Politik oder die Religionen. Diese VerĂ€nderungen wirken dynamisch und in einer wechselseitigen Beziehung auf jeden Menschen mit seinen Freundschaften und Liebesbezienungen ein. Die Auswirkungen sind individuell unterschiedlich.
Alles ist miteinander vernetzt und somit kann jeder jeden beeinflussen, ob direkt oder indirekt.
Ich bin wahrlich kein einfacher Mensch. Manchmal bin ich sperrig, umstÀndlich und nicht immer guter Laune. GrundsÀtzlich bin ich ein normaler Mensch, nÀmlich nicht perfekt.
Mit Niederlagen kann ich nur dann umgehen, wenn ich mir vorstelle, dass das Leben aus stÀndigen Lebenswendepunkten besteht.
Mathematisch betrachtet halte ich (!) das Leben fĂŒr eine "Kurvendiskussion" mit ihren Symmetrieeigenschaften sowie Extrem- und Wendepunkten. Die genetische Veranlagung und die Gesundheit ist der Definitionsbereich und das soziale Umfeld (Familie, Beruf, Freunde, der Staat usw.) bilden die Achsenabschnitte. All das kombiniert mit dem eigenen Willen, dem Einfluss des sozialen Umfeldes, den oben beschriebenen VerĂ€nderungen und der Summe von Lebenserfahrungen, ergibt den Lebensverlauf eines Menschen.
Mit dieser Sichtweise kann ein schöner oder schlechter Moment nicht ewig andauern. Die Tragik ist, dass ich charakterlich so veranlagt bin, allgemeine VerĂ€nderungen erst nach eingehender ÜberprĂŒfung einer Notwendigkeit zuzulassen. Viele Änderungen waren nicht positiv, daher beĂ€uge ich grundsĂ€tzlich alles unter einer misstrauischen Brille. Ich halte gern an vertrauten Ritualen fest, weil mir diese Sicherheit und RĂŒckhalt geben.
Da ich nicht fehlerfrei bin, habe ich viele negative Wendepunkte in meinem Leben mit zu verantworten.
-Ende-
Anbei mein neuestes Gedicht. Vor dem Lesen bitte unbedingt die Kategorie "GrundsÀtzliches zu meinen Gedichten" lesen, um z.B. die Entstehung und den Inhalt meiner Gedichte nachvollziehen zu können.

...,denn mein Sommer endet hier.

Von
regenbogenverschmierter Kindheit
zum Lebensrand.
Die Herbstsonne Berlins
verursacht Atemnot.
Der Schneemann
im Garten
trinkt Rotwein
und zÀhlt die Blumen,
die aus einer TrÀnenrinde
emporwachsen.
Das Gestern
ertrank im Alltagssee.

Ich liege nackt
im Scherbenmeer
vor einer Gletscherspalte.
Meine KindheitstrÀume
produzieren AngstzustÀnde.
Der Stein im Herzen
trÀgt mich unbeschwert
durch das Leben.
Verloren im Transit,
mit einer Kerze
in der Hand.

Der tiefe Winter naht.
Mein Fluss
hat eine Haut bekommen,
auf der die Sehnsucht
Schlittschuh fÀhrt.
Trauermaschine 
zerschmettert die Eisdecke,
denn mein Sommer endet hier.

Pascale A.
Berlin, den 5. Oktober 2014
07.10.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 12 (Neustart in ein verÀndertes Leben, aber wie?)

Es sagt sich so leicht:"Neustart in Berlin." Doch wie beginnt man ein neues Leben?
ZunĂ€chst gilt es einen Fahrplan fĂŒr die nĂ€chsten Wochen zu erstellen:
1. Diese Woche steht im Zeichen des Auspackens und des Zurechtfindens im Haus. Das schönste Ereignis in dieser Woche ist Leonards Geburtstag!
2. Parallel dazu gibt es im Haus noch viele handwerkliche Dinge zu erledigen, die nach und nach anfallen.
3. In den nÀchsten Tagen beginne ich damit formale Angelegenheiten zu erledigen.
4. Die nĂ€chste große Bewerbungsphase beginne ich Mitte des Monats, wenn die formalen Angelegenheiten soweit in die Wege geleitet wurden.
5. Ich leide sehr darunter, Leonard nicht mehr ganz so oft zu sehen. Vor der Trennung war ich "Vollzeitpapa" d.h. ich konnte Leo so oft sehen, wie ich wollte. Nun sehen wir uns, bedingt durch die Trennung, weniger hĂ€ufiger als frĂŒher. Viele AblĂ€ufe werden sich in den nĂ€chsten Monaten noch einpendeln mĂŒssen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das gut gelignt.
6. Nun habe ich völlig andere TagesablĂ€ufe und ein anderes soziales Umfeld, als vor der Trennung. Auch diesbezĂŒglich mĂŒssen sich neue Strukturen bilden und AblĂ€ufe aufeinander abgestimmt werden.
7. Freundeskreis. Ich versuche nach und nach einige alte Freunde und Bekannte zu treffen, um auszuloten, ob es noch Gemeinsamkeiten gibt. Schließlich sind wir nicht mehr dieselben Menschen wie vor 16 Jahren.
8. Die Stadt. Diese Stadt Berlin ist meine Liebe und mein Schmerz. Wenn ich durch die Straßen von Neukölln fahre, habe ich das GefĂŒhl, als sei ich aus einem langen Traum erwacht. Alles ist so vertraut aber doch so neu. Ein unbeschreiblich komisches GefĂŒhl. 
01.10.14

Wenn Dinge ins Rutsche geraten
Teil 11 (Das Ende)

Viele Kisten stehen schon gepackt im Arbeitszimmer. Die letzten Abschiede wurden begangen, die letzten Biere in dieser Stadt getrunken.
Montag wird damit begonnen, sĂ€mtliche Möbel abzumontieren. Dienstag werden viele EinrichtungsgegenstĂ€nde auf den SperrmĂŒll gegeben, der Mittwoch abgeholt wird. Zwischendruch werden immer wieder Kisten und SĂ€cke eingepackt. Der Mittwoch steht im Lichte der Abschlussarbeiten und des Putzens. Wenn alles wie geplant verlĂ€uft, kommt Donnerstag das Umzugsunternehmen. Die WohnungsĂŒbergabe hier ist am Freitag, danach fahre ich mit Leonard nach Berlin.
Nach dem Wochenende beginnt fĂŒr Leonard die Eingewöhungsphase in seiner neuen KITA.
17.9.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 10 (Im Transit)

In wenigen Tagen beginnt der Umzug in mehreren Schritten: Zuerst das Ausmisten der Sachen und das Packen der Kisten. Dann werden die Möbel abgebaut, bevor der SperrmĂŒll kommt. Anschließend hier und da streichen, zuletzt das Putzen der Wohnung. Parallel dazu mĂŒssen formelle Angelegenheiten erleidigt werden.
Ich befinde mich gedanklich in der ÜberfĂŒhrung zwischen dem alten und neuen Leben. Der Schmerz ist unbeschreiblich, den ich dabei fĂŒhle. Diese "Transitstrecke" ist fĂŒr mich ein emotionales Durcheinander.
Ich habe das GefĂŒhl, als mĂŒsste ich alles neu erlernen, sogar das Laufen und Atmen. Ich beginne ein neues Leben und muss lernen, diese VerĂ€nderung bzw. diesen Transformationsprozess zuzulassen. Es wird gelingen.
09.09.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 9 (Abschied nehmen)

The final countdown.
In diesen Tagen und Wochen ist vieles auf Abschied programmiert. Der Umzug mit seiner ganzen Planung und Organisation im Vorfeld, steht in circa 4 Wochen vor der TĂŒr. DiesbezĂŒglich umgibt mich eine tiefe Traurigkeit, die ich versuche zu verbergen, meistens gelingt mir das jedoch nicht. Außerdem kann ich nachts kaum noch durchschlafen, weil ich AlbtrĂ€ume habe.
Ich nehme Abschied von dieser Stadt S.:
Ende der 90'er Jahre zog ich nach S., um ein Studium in Volkswirtschaftslehre zu beginnen. Was aus meiner Studienkarriere geworden ist, habe ich berichtet. Ich zog damals aus Berlin fort, um in dieser Stadt neu anzufangen. Hier habe ich viele schöne Augenblicke erlebt. Auf Leonards Geburt und weitere unvergessliche Momente mit ihm sowie meiner Frau blicke ich mit grĂ¶ĂŸter Freude zurĂŒck.
Wenn kein weltbewegender Grund vorliegt, werde ich diese Stadt S. nicht mehr besuchen und somit nie mehr wiedersehen. Leider geschehen viele VerÀnderungen parallel, der Verzicht auf diese Stadt ist die harmloseste VerÀnderung.
Ich werde (zumindest vorĂŒbergehend) nach Berlin ziehen, in diejenige Stadt, von der ich 1998 nach S. aufbrach, um in ein neues Leben zu starten. Nun kehre ich als (in vielen Hinsichten) gescheiterter Mann dorthin zurĂŒck. Der Kreis schließt sich. Fortan steht Berlin in meinem Leben fĂŒr VerĂ€nderung und Neubeginn.
Ich nehme Abschied von den gewohnten FamilienablÀufen:
Noch sind einige der tĂ€glichen FamilienablĂ€ufe, insbesondere die in Bezug auf Leonard, so wie vor der Trennung. Nach der rĂ€umlichen Trennung Ende September wird sich mein "praktisches Vater-Darsein" ĂŒberwiegend auf die Wochenenden verlagern. Viele AblĂ€ufe werden sich neu einpendeln mĂŒssen. 
Wir hatten eine schöne und große Wohnung fĂŒr verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig wenig Miete. Sie lag unmittelbar in Uni-NĂ€he und der Weg zu Leonards KITA war nur ein Steinwurf entfernt. Bald werden die Kisten und Koffer gepackt, einige GegenstĂ€nde kommen auf den SperrmĂŒll. Der Abschied vom gemeinsamen Familienleben fĂ€llt mir besonders schwer.
Ich nehme Abschied von Freunden, Bekannten und netten Kommilitonen:
Man lernt im Laufe der Studienjahre eine Menge Menschen kennen, von denen man glaubt, dass man dauherhaften Kontakt zu ihnen hat. Wie das nunmal so ist, viele ziehen nach oder mitten im Studium fort und man verliert sich, trotz intensiver BemĂŒhungen, aus den Augen. Von den noch ĂŒbrig gebliebenen Freunden, Bekannten und Kommilitonen, die mir am Herzen liegen, möchte ich mich in den kommenden Wochen persönlich verabschieden, wenn es meine Stimmungslage zulĂ€sst.
30.08.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 8 (Umzug nach Berlin)

Bezugnehmend auf Teil 4 (Umzug in eine neue Stadt) gibt es eine vorlĂ€ufige Entscheidung zu verkĂŒnden. Ich werde Ende September fĂŒr eine begrenzte Zeit zu meiner Schwester nach Berlin, in meine alte Heimatstadt, ziehen!
Die Trennung zwischen meiner Frau und mir, die Ende September auch rĂ€umlich stattfinden wird, hat leider auch Schwierigkeiten in der Entscheidung bezĂŒgl. der StĂ€dtewahl mit sich gebracht. SelbstverstĂ€ndlich möchte ich als Vater auch rĂ€umlich in der NĂ€he unseres Sohnes bleiben. Berlin ist nicht ganz so weit weg von Leonards neuer Bleibe. Das Pendeln an den Wochenenden werde ich gerne in Kauf nehmen und die genaue Ausgestaltung wird sich dann zeigen.
Ich werde den "Zwischenstopp" bei meiner Schwester dafĂŒr nutzen, eine Wohnung zu finden. Zur Zeit gibt es einige organisatorische Schwierigkeiten, auf die ich hier nicht nĂ€her eingehen möchte, die diesen Schritt notwendig machen. Es besteht nach einer gewissen Zeit durchaus die Möglichkeit in diejenige Stadt zu ziehen, in der Leonard und meine Frau wohnen, wenn ich dort eine Arbeit finde von der ich leben kann. Die Bewerbungen versende ich ab jetzt in beide StĂ€dte, denn das Erhalten einer Arbeitsstelle ist dringend notwendig.
Mein gedankliches Dilemma, das ich in diesem Blog mehrfach erwÀhnt habe, bleibt auch nach meiner vorlÀufigen Entscheidung bestehen. Wer wohnt nicht gern in derjenigen Stadt, in der sein Kind wohnt, damit er es möglichst oft sehen kann?
30.7.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 7 (Parteiaustritt)

Die meisten meiner Blogleser, die mich persönlich kennen, wissen, dass ich jahrelang Mitglied einer Partei war. Diese Partei, deren Namen ich hier nicht nennen möchte, habe ich jetzt aus verschiedensten GrĂŒnden verlassen.
Hier einige Anmerkungen, die aber nur oberflÀchlicher Natur sind.
1. Ich bin nicht mehr derjenige Pascale, der ich vor wenigen Jahren war, denn ich habe mich weiterentwickelt. Somit haben sich auch Teile meiner politischen Anschauung verÀndert.
2. Wie ich auf dieser Internetseite schilderte, hat sich mein ganzes Leben komplett verÀndert und ich muss zusehen, diese Neuerungen positiv zu gestalten. Ich habe nicht mehr die nötige Lust und Energie mich parteipolitisch zu engagieren, weil ich mich in den kommenden Monaten voll auf mich und mein neues Leben konzentrieren muss.
Tiefergehende BeweggrĂŒnde, warum ich diese Partei verlassen habe, möchte ich nicht nennen!
Seit meinem 14. Lebensjahr bin ich ein politisch denkender und interessierter Mensch, das wird sich auch nach meinem Parteiaustritt nicht Àndern.
Ich habe schon lÀnger mit dem Gedanken gespielt nicht mehr parteipolitisch gebunden sein zu wollen. Am Ende meines Denkprozesses steht nun der Parteiaustritt.
Bis auf Weiteres werde ich diese Partei wĂ€hlen, denn ich halte sie besonders auf Bundesebene fĂŒr wichtig. Zu einer Mitgliedschaft gehört jedoch mehr als "nur" reine Symphatie.
Die meisten von Euch, meine nun ehemaligen Parteifreunde, werde ich nicht mehr wiedersehen, da ich diese Stadt bald verlassen werde. Trotz all den UmstĂ€nden möchte ich ALLEN Kreisverbandsmitgliedern alles Gute wĂŒnschen.
Dieser Eintrag stellt eine AnkĂŒndigung dar und ist nicht Gegenstand einer Debatte. Jede Diskussion ĂŒber meinen Austritt oder Ähnliches wird von mir sofort unterbunden! 
PS: Ich lade all diejenigen Kreisverbandsmitglieder ein, die nun den Weg auf meine Homepage gefunden haben, in meinem Internet-Tagebuch herumzustöbern. Wieviele Jahre kennt ihr mich? Nach dem Lesen des Tagebuches werdet ihr merken, dass ihr mich bisher gar nicht kanntet! Es gibt viel zu entdecken.
Viel Spaß:-) 
29.7.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 6 (Meine verÀnderte Rolle als Vater)

Seit der Trennung mache ich mir Gedanken, wie wohl meine neue Rolle als Vater aussehen wird?
Im Moment wohnen wir noch zusammen. Die Familienstrukturen und -ablĂ€ufe sind aus Leonards Sicht noch vorhanden. Doch irgendwann Ende September werden wir alle ein völlig verĂ€ndertes Umfeld haben (neue Wohnung/neue Stadt usw.) und ein verĂ€ndertes "Familienleben" beginnen zu leben. Leonard wird sehen, dass seine Mama und sein Papa nicht mehr zusammen in einer Wohnung leben und Papa z. B. auch nicht mehr jeden Abend mit am Abendbrotstisch sitzt. Am Abendbrotstisch sitze ich nur noch mit ihm allein in meiner neuen Wohnung, wenn er mal bei mir ĂŒbernachtet.
Fakt ist, dass ich Leonard deutlich weniger sehen werde, als im Augenblick. Egal, in welche Stadt ich ziehen werde. Das tĂ€gliche Miteinander wird es ab Ende September leider nicht mehr geben, auch wenn ich natĂŒrlich versuchen werde, ihn so oft wie möglich zu sehen.
Die rĂ€umliche Trennung in verschiedene Wohnungen wird eine verĂ€nderte Vaterrolle gegenĂŒber Leonard mit sich bringen, nicht weil ich es will, sondern weil es die UmstĂ€nde so vorgeben. Es ist ein Unterschied, ob man nahezu tĂ€glich prĂ€sent ist oder "nur" wenige Tage in der Woche.
Somit schließt sich der Kreis wieder zu meinem Dilemma bezĂŒglich der StĂ€dtewahl. Auf der einen Seite muss ich auch an mich denken, wie mir von fachkundiger Seite erlĂ€utert wurde. Ich muss in diejenige Stadt ziehen, in der ich mich am Wohlsten fĂŒhle. Denn wenn ich mich wohl fĂŒhle, ĂŒbertrĂ€gt sich das auch positiv auf Leonard. Er hat dann einen viel entspannteren Vater vor sich.
Aber was ist schon die "richtige" Entscheidung bezĂŒglich der StĂ€dtewahl? FĂŒhle ich mich in Berlin wieder wohl oder vielleicht doch in der anderen Stadt?
SelbstverstĂ€ndlich bin ich mit Stolz sowie grĂ¶ĂŸter Freude Leonards Vater und werde diese Rolle auch aktiv ausĂŒben, aber ich bin kein "Familien-Vater" mehr d. h. Leonard erlebt mich (bis auf Geburtstage usw.) nicht mehr tĂ€glich mit seiner Mutter zusammen.
Wie wird ihn das verĂ€ndern? 
Ich hoffe sehr, dass Leonard und ich die (im Vergleich zu jetzt) wenige Zeit verstĂ€rkt genießen werden. Die fachkundige Person sagte auch, dass ich nicht den Fehler machen sollte, wenn ich ihn sehe, stĂ€ndig etwas BESONDERES mit ihm zu unternehmen. So kann es schnell passieren, dass man eine Art "Spaß-Papi" wird, der mit seinem Kind nur in den Zirkus usw. geht.
Ok, aber ist es nicht nachvollziehbar mit seinem Kind eine schöne Zeit verbringen zu wollen und zu erleben, wie es sich freut? Man muss halt versuchen einen Mittelweg zu finden.
FĂŒr Leonard werde ich, so oft es mir möglich ist, da sein. DarĂŒber hinaus wĂŒnsche ich mir, dass er diese vielen Neuerungen in seinem Leben (Trennung der Eltern/KITA/Neue Wohnung/Neue Stadt/Papa nicht mehr so oft da usw.) schnell annimmt und damit umgehen kann. Es wird sicher eine Weile dauern, bis er versteht, das er mich nicht mehr tĂ€glich sehen kann.
Ich bin sehr gespannt auf meine neue Rolle und werde diese VerÀnderung annehmen.
18.7.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 5 (Ende ArbeitstĂ€tigkeit als Produktionshelfer und Arbeitssuche einer BĂŒrostelle)

Freitag endete mein sechsmonatiges ArbeitsverhÀltnis mit einer Krankmeldung. Somit konnte ich den letzten Arbeitstag leider nicht bewerkstelligen.
Die letzten Monate haben mich sehr geprĂ€gt. Ich habe tiefe Einblicke in die "Welt der Produktion" erhalten und weiß nun, wie es in den ProduktionsstĂ€tten ablaufen kann. Es geht dort nicht zimperlich zu. Schnelligkeit und Ausdauer sind wichtige Voraussetzungen, um in der Produktion bestehen zu können.
Ich muss die vielen EindrĂŒcke und Erlebnisse erst einmal sacken lassen und verarbeiten, bevor ich eine Bewertung abgeben kann.
Wie geht es bei mir beruflich weiter? 
1. Mein Ziel ist es nach wie vor als BĂŒroassistent arbeiten zu können, weil ich darin ausgebildet bin und ein fast abgeschlossenes BWL -Studium vorweisen kann.
2. Ich hoffe, dass ich relativ schnell eine Arbeitsstelle finde.
3. Ich bin bereit, sollte ich keine BĂŒrostelle erhalten, den Gang in einen anderen Berufszweig zu wagen, wenn dazu eine Möglichkeit besteht.
4. Die Koordination Beruf/Kind ist wichtig, denn ich möchte Leonard ab Oktober möglichst oft sehen. Es finden sich immer Wege, um Beruf und Kind zu vereinbaren.
5. WÀhrend der nÀchsten Zeit werde ich sehr oft am PC sitzen, um Job-Börsen zu durchfosten und um Bewerbungen zu schreiben.
Die kommenden Monate werden zeigen, in welche Stadt ich ziehen und welche Arbeitsstelle ich antreten werde.
6.7.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 4 (Umzug in eine neue Stadt)

Bezugnehmend auf Eintrag 561 (getrennte Wege), nannte ich zwei Varianten möglicher Wohnorte:
Variante1: Ich ziehe in diejenige Stadt, in der Frau und Leonard wohnen. Ich könnte somit in Leonards NÀhe bleiben bzw. ihn öfter sehen.
Variante2: Ich ziehe nach Berlin. Dort bin auch aufgewachsen und ich fĂŒhle mich mit dieser Stadt emotional verbunden.
Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Die Entfernung zwischen beiden Varianten betrÀgt ca. 2 Stunden mit dem Bus.
Nachteil Variante1: Diese Stadt ist zwar sehr schön, aber bis auf Frau und Kind bin ich dort völlig fremd. Und meine Frau wird bald beginnen ihr eigenes Leben dort zu leben. Ich mĂŒsste mir einen eigenen Freundeskreis aufbauen. Das war schon schwer, als ich von Berlin aus in diese Stadt hier zog, in der wir jetzt leben. Ich hĂ€tte mir ohne Vorbehalt vorstellen können, mit der Familie gemeinsam in dieser Stadt zu leben. Es ist jedoch ein Unterschied, wenn ich völlig allein dort wohne. Nichtsdestotrotz bleibt diese Variante eine Option, denn vielleicht lebe ich mich schnell ein? 
Nachteil Variante2: Ich könnte Leoanrd nicht ganz so oft sehen und ich mĂŒsste an den Wochenenden pendeln. Das Pendeln an den Wochenenden wĂ€re kein Problem, denn ich möchte ja Leonard sehen, dennoch wĂ€re der organisatorische Aufwand höher als in Varinate1. Sollte ich in Berlin schnell eine Arbeit finden, wĂ€re ein Treffen mit Leonard innerhalb der Woche extrem schwierig und es wĂŒrde sich fast ausschließlich auf die Wochenenden konzentrieren.
Ich befinde mich bezĂŒglich Wohnort in einem Dilemma! Im Moment steht die Wahl zwischen beiden StĂ€dten bei 50 zu 50.
Die Entscheidung hÀngt von Faktoren ab, die ich noch nicht einschÀtzen kann. Zur Zeit suche ich in beiden StÀdten nach Wohnungen und Jobs bzw. fange damit in den nÀchsten Wochen intensiv an. Im Moment befinde ich mich noch im "Recherche-Modus" nach einer Wohnung und geeigneter Arbeit.
Im Notfall könnte ich vorĂŒbergehend bei meiner Schwester unterkommen und dann von dort aus in beiden StĂ€dten nach Job und Wohnung suchen.
Meine Frau und ich möchten versuchen, die UmzĂŒge gemeinsam durchzufĂŒhren, um Aufwand zu sparen. Die UmzĂŒge werden im SpĂ€tsommer bzw. Herbst stattfinden. Ein genaues Datum steht noch nicht fest. Ich halte Euch diesbezĂŒglich auf dem Laufenden.
In meinem Leben stehen die Zeichen auf Neuanfang und VerÀnderungen.
27.5.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 3 (Getrennte Wege)

Diese AnkĂŒndigung ist die schmerzhafteste, seit dieser Blog besteht: Meine Frau und ich gehen seit kurzer Zeit getrennte Wege!
Ich möchte jedoch hervorheben, dass unsere Trennung selbstverstÀndlich im Guten ist, besonders im Hinblick auf unseren Sohn Leonard. Fragen wie: "Pascale, wie kam es zu Eurer Trennung?" werde ich hier nicht beantworten.
Somit wird es im SpĂ€tsommer 2 UmzĂŒge geben (Bis dahin wohnen wir zusammen):
Variante1: Ich ziehe in diejenige Stadt, in die Frau und Kind ziehen.
Variante2: Ich ziehe wieder nach Berlin, in meine alte Heimatstadt. Die Entfernung zwischen Variante 1 betrÀgt ca. 2 Stunden mit dem Bus.
Beide Varianten haben Vor- und Nachteile und hĂ€ngen von mehreren Faktoren ab, die im Moment nur schwer abschĂ€tzbar sind. Mir fĂ€llt es nicht ganz leicht die organisatorischen Angelegenheiten (Wohnungs- und Jobsuche) aus der aktuellen VollzeichtbeschĂ€ftigung heraus zu planen. Wir versuchen die UmzĂŒge möglichst zusammen zu organisieren und durchzufĂŒhren.
Die NĂŒchternheit und Sachlichkeit meiner Formulierungen soll nicht darĂŒber hinwegtĂ€uschen, dass es mir emotional nicht gut geht!
17.5.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten
Teil 2 (Erfolgloses Studienende)

Wie ich bereits hier in meinem Blog mehrfach erwÀhnte, bin ich (vorerst) in meinem BWL-Studium gescheitert. Das Studium war bis auf die Klausuren Wirtschaftsenglisch und Statistik fertig, sogar die Bachelor-Arbeit hatte ich bestanden.
In diesen beiden Klausuren war ich jeweils im letzten PrĂŒfungsversuch.
Ohne ins Detail gehen zu wollen: Meine WidersprĂŒche gegen die Bewertungen wurden abgelehnt. Nun lĂ€uft eine Klage gegen diese Ablehung. Aufgrund der UmstĂ€nde, auf die ich nicht nĂ€her eingehen möchte, besteht eine kleine Möglichkeit, dass die Klage Erfolg haben könnte.
Da ich jedoch kein TrĂ€umer bin, habe ich mich innerlich mit diesem Zustand des Scheiterns abgefunden. NatĂŒrlich freue ich mich sehr, wenn meine Klage Erfolg haben sollte.
In mir ist eine Welt zusammengebrochen! Obwohl mein Studium sehr lange dauerte (UmstĂ€nde habe ich in meinem Blog ausfĂŒhrlich beschrieben z. B. im Eintrag 300), hatte ich dennoch auf ein Studienerfolg gebaut. Jetzt muss ich leider mit den negativen Konsequenzen leben. 
Mein erfolgloses Studienende ist nur eine Station vieler großer und kleiner UmbrĂŒche, die stattgefunden haben bzw. im Moment stattfinden und deren Ausmaß sich fĂŒr mich erst in den kommenden Jahren zeigen wird. Obwohl ich aktuell eine Stelle als Produktionshelfer ausĂŒbe, wird es nicht leicht sein, sich wieder auf BĂŒrostellen zu bewerben bzw. eine Ă€hnliche Stelle als Produktionshelfer nach dem großen Umzug zu bekommen.
Die Bewerbungsphase auf Stellen fĂŒr den SpĂ€tsommer wird sehr bald beginnen.
8.5.14

Wenn Dinge ins Rutschen geraten.
Teil 1 (Vorwort)

Es gab Epochen in einem Leben, in denen ich glaubte und mir erhoffte, alles wĂŒrde so (stabil) bleiben, wie es ist. Doch die Umwelt und ich wirkten mit unserer Dynamik unaufhörlich auf diesen bestehenden Zustand ein, sodass schöne oder erstrebenswerte VerhĂ€ltnisse in meinem Leben ins Rutschen kamen. Mir steht eine verĂ€nderungsreiche Epoche wieder bevor!
Beispiele von (negativen) VerÀnderungen, die mein Leben geprÀgt haben, erfahrt ihr in den nachfolgenden Teilen. Der 2. Teil wird von meinem gescheiterten Studium handeln.
Manchmal wollte ich mich dem sogenannten "Stein, der ins Rollen kam", in den Weg stellen oder ihn anhalten, doch naturgemĂ€ĂŸ nahmen die Dinge ihren eigenen Lauf, weil plötzlich vieles eine Eigendynamik entwickelte, auf die man nur begrenzt einen Einfluss hatte. Immer, wenn ich einen Zustand "festhalten" wollte, verhielt er sich wie ein nasses StĂŒck Seife, nach dem man schnell greifen möchte, damit es nicht herunterfĂ€llt.
RĂŒckblickend betrachtet gab es manche Ereignisse in meinem Leben, in denen ich mir wĂŒnschte, ich hĂ€tte mich anders (besser) verhalten.
(Fortsetzung folgt...)
2.5.14

RĂŒckblick 1 (Tod meines Vaters vor 25 Jahren am 5.8.89 um 01.05 Uhr)

Im August vor 25 Jahren starb mein Vater nach langer und schwerer Alkohlkrankheit. Seine Sucht war fĂŒr die ganze Familie ein zerstörerischer Prozess, der in seinem Tod endete.
Ich möchte meine Gedanken nur kurz zusammenfassen:
Mein Vater war ein sehr charismatischer und geselliger Mensch. Er konnte mit seiner Redegewandheit sÀmtliche Feierlichkeiten zum Lachen bringen und war ein guter WitzeerzÀhler. Kam er einmal ins Reden, hingen viele Menschen förmlich an seinen Lippen und erfreuten sich an seiner lustigen Art.
In seiner Kindheit war er TorhĂŒter in einer kleinen Fussballmannschaft und Mittelpunkt des Teams. SpĂ€ter war er EinkĂ€ufer und Abteilungsleiter einer bekannten Warenhausfiliale und wurde Anfang der 80Ă©r Opfer einer Entlassungswelle.
Sein Arbeitsplatz hatte ihm in seiner latenten Trunksucht noch Struktur gegeben. Mein Vater hatte mit ihm eine Aufgabe im Leben, denn er definierte sich ĂŒber Arbeit. All das brach plötzlich weg. Viele Freunde kehrten ihm schrittweise den RĂŒcken, weil er auf der einen Seite nun nicht mehr das große Geld fĂŒr Grillpartys hatte, die oft auf unserer Terrasse stattfanden und weil er auf der anderen Seite vermehrt verbal ausfallend wurde, wenn er betrunken war.
Mein Vater hatte einen anderen, verheerenden Charakterzug, der in Kombination mit Alkohl gefÀhrlich ist, nÀmlich Melancholie und Selbstmitleid:
Wie oft saß er an Familientagen z. B. Weihnachten, weinend und betrunken auf dem Sofa und hörte traurige Musik! TrĂ€nen und Traurigkeit waren fester Bestandteil seines Lebens. Kinder mĂŒssen zwar lernen, dass ihre Eltern auch weinen, den TrĂ€nen gehören zum Leben dazu. Bei ihm war dieser Zustand sehr ausgeprĂ€gt. Ich fĂŒhlte mich als kleiner Junge oft hilflos, wenn mein Vater zu weinen begann.
Obwohl ich oft enttĂ€uscht und traurig ĂŒber seine Trinkgewohnheiten war und diesbezĂŒglich einen Groll auf ihn hatte, war er mein Vater. Ich liebte ihn vom ganzen Herzen.
Die letzten Jahre bis zu seinem Tod waren geprÀgt von...
Peinlichkeiten, weil er einen bloßstellen konnte und anderen Menschen gegenĂŒber ausfĂ€llig wurde. Oft schĂ€mte ich mich fĂŒr ihn, wenn er mich betrunken von der Schule abgholt hatte.
Wie oft habe ich ihn verleugnet oder fĂŒr ihn gelogen, um ihn zu schĂŒtzen, wenn er betrunken auf dem Sofa lag!
Wie oft sammelte ich in der U-Bahn oder auf den Straßen sein Kleingeld wieder ein, weil er stĂ€ndig auf den Boden fiel!
Wie oft trug ich ihn nach Hause, meinen hilflosen, aber geliebten Vater!!!
Sorge, weil er in seinen Stimmungen unberechenbar war und man nicht wusste, wann er nach Hause kommt. Oft kam er erst nach Tagen von einer Sauftour wieder. Er lag dann ein oder zwei Tage auf dem Sofa mitten im Wohnzimmer und kurierte sich aus, bis er wieder los zog.
Hoffnungen, weil er immer sagte, dass er bald mit dem Trinken aufhören wĂŒrde. Als Kind vertraut man auf diese Worte, die er aber aufgrund seiner Krankheit nicht einhalten konnte. Er war ein kranker Mann und konnte seine Versprechen nicht halten. Eine Entziehungskur wollte er nicht machen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich bei SpaziergĂ€ngen mit ihm und unserem Hund "Tapsy" durch ÜberredungskĂŒnste versuchte ihn von Kneipen fernzuhalten, die auf dem Weg lagen. Er "lockte" mich immer mit "5 Mark" fĂŒr den Flipper und versprach mir, dass wir in EINER STUNDE wieder gehen. Meistens waren es dann 4 oder 5 Stunden.
Wut auf ihn, weil die stÀndig gebrochenen Versprechen in mir Traurigkeit und Frust auslösten.
Ende der AufzÀhlung.
Seit Ende der 70'er war er fast tĂ€glich angetrunken oder im Vollrausch. Unterbrochen waren seine Trinkphasen nur dann, wenn er ausnĂŒchterte, im Krankenhaus lag oder es ihm krampfhaft gelang einige Wochen am StĂŒck nicht zu trinken. In diesen Zeiten ohne Alkohol hatte ich die oben beschriebenen Hoffnungen.
Mein Vater konnte zwar beleidigend werden und beim Einkaufen im Supermarkt im Vollrausch in die Regale fallen, er war uns gegenĂŒber jedoch nie gewaltĂ€tig!
Die letzten zwei Jahre waren geprÀgt von körperlichen Symptomen und Zerfallserscheinungen durch eine schwere Lebererkrankung. Er benötige sehr lange, bis er eine Treppe hochstieg. Gelegentlich strömte aus ihm viel Blut, weil sÀmtliche Adern platzten. Mehr möchte ich jetzt hier nicht schreiben. Diese Bilder werde ich nie vergessen!!!
Die letzten Tage vor seinem Tod war ich bei meiner Oma. Meine Mutter und mein Vater fuhren mich zu ihr hin und wollten mich nach 2 Wochen wieder abholen. 
Mein Vater konnte kaum noch laufen, obwohl er nĂŒchtern war. Seine Arme und Beine waren abgemagert, obwohl er immer ein rundlicher Typ war. Er hatte eine Art "Bauchwasser". Ich weiß nicht warum, aber in meiner kindlichen NaivitĂ€t fand ich das komisch und machte mich ĂŒber ihn lustig. 
Meine Eltern fuhren wieder nach Berlin. Ich rief nach zwei Tagen an und wollte meinen Vater sprechen, doch meine Mutter sagte, es wĂŒrde nicht gehen. Er lag im Wohnzimmer, sein Todeskampf hatte bereits begonnen! Kurz darauf fiel er ins Koma, wurde mit einem Rettungswagen  ins Krankenhaus gefahren und einige Stunden spĂ€ter war er Tod. Meine Mutter rief irgendwann nachts bei meiner Oma an und erzĂ€hlte mir diese Nachricht. Monate spĂ€ter erfuhr ich, dass seine letzten Stunden vor dem Koma qualvoll waren.
Die darauffolgenden Tage waren von TrÀnen und Angst geprÀgt. Meine Oma und ich fuhren nach Berlin und ein paar Tage spÀter fand die Beerdigung statt.
Ich war 15 Jahre alt, als er verstarb. Leider konnte ich von ihm kein Abschied mehr nehmen. Mir fehlte die Weitsicht zu erkennen, dass es schon ein Jahr vor seinem Tod zu spÀt war.
Plötzlich war ich vaterlos. Ich habe ihn stets geliebt, auch wenn er nicht immer ein glĂ€nzendes Vorbild war. Mein Vater war grundsĂ€tzlich ein großzĂŒgiger Mensch, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Manchmal sagte er, sinngemĂ€ĂŸ: "Pascale, geh doch mal ins Schwimmbad. Hier hast du 2 Mark und kauf dir ein Eis, es ist Sommer." Wenn er nĂŒchtern war, ist er ein wunderbarer Vater gewesen. Ich hatte Respekt vor ihm. Er gab mir das GefĂŒhl, dass ich meine Kindheit ausleben darf sowie herumtoben und spielen gehen soll. Ich sollte nur nicht ĂŒbertreiben. Sein Standardspruch, wenn ich zu sehr herumgetobte, war: "Pascale, im RAHMEN, alles im RAHMEN!". Das "RAHMEN" hat er immer so lustig betont, dennoch verstand ich es und habe seine Grenzsetzung akzeptiert. Bis heute bewundere ich seine Gratwanderung "FĂŒnfe gerade sein zu lassen" und dennoch respektvoll aufzutreten, wenn ich es ĂŒbertrieben hatte.
Komischerweise habe ich mich viele Jahre spĂ€ter immer dabei erwischt, wie ich mir "Ersatzvaterfiguren" gesucht hatte. Es waren meistens VĂ€ter von Freunden, die mir imponierten. Diese ErsatzvĂ€ter taugten aber dauerhaft nicht viel, denn der DRANG seinen EIGENEN Vater sehen zu wollen, kann grenzenlos sein! Meiner letzten Ersatzvaterfigur, der ich bis heute treu geblieben bin, ist mein vĂ€terlicher Freund, der hier in S. wohnt. Er Ă€hnelt meinem Vater nicht viel in seinem Charakter, er verkörpert jedoch WĂŒnsche von mir, die ich in einem Vater gern gesehen hĂ€tte.
Mein Vater hörte gern Schlager aus den 50'ern-80'ern und war Elvis-Fan. Außerdem liebte er Freddy Quinn, die EgerlĂ€nder und das "Kufsteinlied". GrundsĂ€tzlich ist er ein konservativer Mensch gewesen, mit einigen rebellischen AnsĂ€tzen.
Seine Liebingsworte -sprĂŒche waren:
"Mach keine Wippchen" (Wenn ich zu waghalsig wurde)
"Was sind das fĂŒr Fisimatenten?" (Unsinn)
"Mach keinen Trajauckel" (Unsinn)
"Was ist das fĂŒr Indianermusik?" (Bezogen auf meinen Musikgeschmack)
"Alles im Rahmen" (siehe oben)
"Dr. Dr. Dr. phil" (Wenn er sich ĂŒber einen Wichtigtuer lustig machte)
Diese Worte klingen nur dann lustig, wenn man den Zusammenhang kennt, in dem er sie sagte. Mein Vater hatte einen trockenen Humor, sprach somit alles ernst aus und verzog dabei keine Miene, wenn er spaßig wurde. Ein Witz war nur indirekt erkennbar. Weiterhin betonte er stets das ST z. B. bei Stein und das SP z. B. bei spielen
Sein Tod hat mich bis zum heutigen Tag geprĂ€gt. Oft frage ich mich, wie mein Leben mit ihm verlaufen wĂ€re ohne seine Trunksucht. Im Oktober wĂ€re er "erst" 75 Jahre alt geworden. Leonard hĂ€tte somit einen zweiten Opa gehabt. 
Einige Fotos von ihm (mit mir zusammen) findet ihr in der "Fotogalerie" 4 und 5.
6./7. August 2014
PS: Anbei noch einmal meine Gedichte, die ich vor vielen Jahren ĂŒber ihn geschrieben habe, um diesen RĂŒckblick abzurunden.

Im Abendglanz.
Geschwollene Augen sehen nach oben
in die untergehende Sonne.
Wolken rötlich gefÀrbt.
HĂ€nde zittern.
Wieder hatte er den Inhalt des Glases
verschĂŒttet bei dem Versuch zu trinken.
Aufstehen kann er nicht.
Es fÀllt ihm schwer.
Er steht mitten im Leben und
doch neigen sich seine letzten Tage
dem Ende entgegen.
Er weiß es.
Gesicht aufgedunsen.
KrÀmpfe am ganzen Körper
werden gelindert bei einem
erneuten Schluck aus dem Glas.
So viel hÀtte er gern noch gesehen
und gesagt.
Niemand verstand ihn.
Hilfe wollte er nicht.
Er wollte sich bei seiner Frau
entschuldigen fĂŒr die
letzten Ehejahre.
Seinen Kindern wollte er noch einen
Abschiedskuss geben,
doch sie waren nicht da.
Er wird beide nicht mehr sehen.
Die nÀchste Begegnung mit
ihnen wird auf dem Friedhof sein.

Gewidmet meinem Vater (1939-1989)
Pascale A.
30.08.2001

Vaterlos.
VĂ€terlicher NĂ€he,
beerdigt als ich 15 Jahre war.
TrÀume verbrannt.
Hoffnungen ertrunken.
Der FrĂŒhling liegt mit ihm begraben
unter schwarzen Rosen,
die HerbststĂŒrme mit ins Land
der Einsamkeit wehten.
GlĂŒhende Sehnsucht nach eisiger Ferne.
Sein Schatten ist immer bei mir.
Meinen sehe ich nicht.
Suchen kann ich im Staub meiner WĂŒste.
Finden werde ich ihn nie.
Mit ihm spricht die Brandung meines Herzens.
Erinnerung verblutet auf dem Weg in die Vergangenheit.
Alles, was von ihm in mir ĂŒbrig blieb, ist kalte Leere.
GesprÀch ist zu einem Gebet verkommen.
Mein einziger Gang zu ihm ist ein Besuch auf dem Friedhof.
Letzter Weg ihm Liebe zu zeigen ist ein Kniefall vor seinem Grab.
Alles, was ich von meinem Vater noch habe, ist nichts.
01.09.2001
Pascale A.

RĂŒckblick 2 (Berliner Mauerfall vor 25 Jahren).

In wenigen Tagen nĂ€hert sich der Berliner Mauerfall zum 25 Mal. Es ist an der Zeit fĂŒr einen kurzen RĂŒckblick meiner Erlebnisse. Diesen Eintrag hatte ich vor vielen Jahren schon einmal gepostet. Er ist unter "Erlebnisse" zu finden.

"Mein" 09. November 1989

FrĂŒh morgens wurde ich wach, denn der 9.11. war  ein gewöhnlicher Schultag. Ich schaltete den Fernseher ein und sah eine "LiveĂŒbertragung" von der Berliner Mauer, was fĂŒr die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war.  So eine Art "FrĂŒhstĂŒcksfernsehen" gab es zu dieser Zeit noch nicht. Zehntausende Menschen standen jubelnd an den GrenzĂŒbergĂ€ngen und um die Berliner Mauer herum, viele tanzten mit Sekt auf der Mauer. Ich war euphorisiert, lief zu meiner Mutter ins Schlafzimmer und weckte sie. Wir saßen dann vor dem Fernseher und waren fassungslos.
Das sich etwas in der ehemaligen DDR bewegte, war ja vorher schon bekannt. Viele tausend DDR-BĂŒrger flohen Tage und Wochen vorher ĂŒber Ungarn-Österreich in die Bundesrepublik. Dennoch war nicht im Geringsten absehbar, dass die Mauer auf diese Weise fallen wĂŒrde. In den nĂ€chsten Tagen war Berlin-West im Ausnahmezustand. Hunderttausende Menschen sowohl aus Ost-Berlin und West-Berlin, die anderen aus der ĂŒbrigen DDR und auch Touristen, die sich das Spektakel ansehen wollten, bevölkerten die Strassen und U-Bahnen. Alles stand still, ĂŒberall Stau, KaufhĂ€user und Bahnhöfe wurden wegen ÜberfĂŒllung geschlossen. Am KurfĂŒrstendamm und Umgebung fuhr kein Auto mehr. Menschenmengen, soweit das Auge reichte.
In diesen Tagen war das Unmögliche möglich geworden und ich war wie elektrisiert. Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen oder jemanden erzĂ€hlen, der es nicht miterlebt hat: An dieser Mauer war die "Welt zuende"! Kein Durchkommen ohne SchĂŒsse gegen die DDR-BĂŒrger bzw. oft stundenlanges Warten an den GrenzĂŒbergĂ€ngen fĂŒr die BRD-BĂŒrger oder wenn man als West-Berliner ĂŒber die Transitstrecke nach West-Deutschland wollte. Und dann tanzten Menschen auf der Mauer rum und die Grenzsoldaten waren wie gelĂ€hmt? Das war UNVORSTELLBAR! Fremde lagen sich vor Freude weinend in den Armen, sangen, klatschen und tobten vor Freude. Diese Bilder werde ich nie vergessen. Noch heute bekomme ich GĂ€nsehaut, wenn ich Berichte ĂŒber den Mauerfall im Fernsehen sehe. Und das Komische ist, man kann einem Menschen, der damals nicht in West-Berlin gewohnt hat, nicht klar machen, was das Besondere an der "Insellage" war. Dieses aussergewöhnliche GefĂŒhl in West-Berlin zu leben, war einmalig.
Ich wĂŒnschte mir heute, jeder Einwohner dieses Landes hĂ€tte diese "Magie" fĂŒhlen können, die sich am 9. November und den darauffolgenden Tagen in Berlin abgespielt hatte. Ein Einwohner z.B. aus Bayern hat ja vom Mauerfall emotional nichts mitbekommen, außer die Bilder im Fernsehen. Heute ist alles so normal und selbstverstĂ€ndlich geworden, man fĂ€hrt ĂŒber die ehemalige Grenze, als ob nie etwas gewesen wĂ€re.
Auf der einen Seite ist es ja schön, dass die Dinge so selbstverstĂ€ndlich sind, aber auf der anderen Seite ist das offensichtliche Vergessen eines solchen Ereignisses schon sehr merkwĂŒrdig. Leider war auch mein GefĂŒhl, dass es nach einigen Wochen nur noch genervt hat, dass man stundenlang irgendwo warten musste, weil die Menschenmassen weiterhin nach West-Berlin strömten. Aus Freude wurde im Laufe der Zeit GleichgĂŒltigkeit gegenĂŒber den Folgen des Mauerfalls, denn der Alltag und die Bewegungsfreiheit war durch die Menschenmassen stark eingeschrĂ€nkt. Es gab auch viele Dinge nicht mehr zu kaufen, weil gar nicht soviel produziert und geliefert werden konnte, wie gekauft wurde.
Heute hört man, dass die Mauer eigentlich in dieser Art nur aufgrund eines MissverstĂ€ndnisses im PolitbĂŒro gefallen war. Denn das sich zehntausende Menschen auf die Grenze zubewegten und ungehindert in den Westen strömten, war von der SED-FĂŒhrung so nicht geplant gewesen. Die Ausreise sollte vereinfacht werden, das war die Grundplanung. Aber was Schabowski (Schreibweise?) da auf einer Pressekonferenz vorgelesen hat und so in einem Nebensatz erwĂ€hnte, war wohl in der Umsetzung anders gedacht gewesen. Die Menschen probierten es einfach aus und liefen auf die Mauer zu.
Was hab ich aus dieser Geschichte gelernt? Erstens, das sich VerhÀltnisse jeder Zeit Àndern können und zwar schneller, als man sich vorstellen kann. Und das gilt in jeder Lebenslage.
Zweitens, das nichts im Leben von ewiger Dauer ist. Das kann fĂŒr eine eine Mauer gelten oder die Erinnerung im Allgemeinen.
Drittens, das es unmöglich ist, Emotionen an die Nachwelt weiterzugeben.
Viertens, das Menschen Ereignisse im Laufe der Zeit einfach vergessen oder anders bewerten, als  sie  in einem gewissen Moment erlebt wurden.
FĂŒnftens, das jeder Moment einmalig ist und so, wie er gelebt und gefĂŒhlt wurde, nicht wieder kommt. Die Zeit ist wie ein "Zug", der nur einmal an jeder Station hĂ€lt. Fragt mich nicht warum, aber im Grunde liegt da fĂŒr mich etwas Tragisches.
Geschrieben: MĂ€rz 2008

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