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🐰❤️🐌 = P.❤️M.

Kindheit und Jugend

1. Auszüge meiner Kindheit (1974-1986)

Am 21.07.1974 erblickte ich in der niedersächsischen Kleinstadt Peine das Licht der Welt. Ein halbes Jahr später fand mein Vater im Kaufhaus "Quelle" in Neukölln (damals West-Berlin) eine Anstellung als Abteilungsleiter. Somit packten meine Eltern die Koffer und zogen zusammen mit meiner Schwester und mir nach Berlin-Rudow, den südlichsten Zipfel von Berlin-Neukölln.

Meine Mutter arbeitete zu Beginn in Teilzeit, später in Vollzeit an der Kasse der Lebensmittelabteilung im selbigen Kaufhaus. Ich besuchte den Kindergarten im "Flurweg", den es heute noch gibt.

Dort lernte ich meine damalige, erste Kindergartenliebe Michaela P. und meinen Kindergartenfreund Stefano M. kennen. Seine Mutter holte ihn bereits mittags ab. Nach Rücksprache mit meiner Mutter wurde ich gleich mitgenommen. So kam es, dass sich zwischen S. und mir eine intensive Kinderfreundschaft entwickelte, die bis in die Jugendzeit anhielt. Heute stehe ich wieder mit ihm im Kontakt. Seine Mutter, Frau M., war für mich in meiner frühen Kindheit eine prägende Persönlichkeit. Sie war so warmherzig und großzügig, schaffte es dennoch ihre Grenzen aufzuzeigen. An den Wochenenden übernachteten wir mal bei ihm, mal bei uns Zuhause. Wir spielten mit den "Star-Wars-Figuren", kletterten auf den Bäumen herum oder fuhren mit dem Fahrrad durch Rudow. Mehr dazu im Eintrag 53 "Ein Haus im Petunienweg" (Kategorie Erlebnisse).
In der Kinderbetreuung im Flurweg blieb ich bis zur 2. Klasse (1983), wechselte innerhalb vom Kindergarten in die Vorschule und dann in den Hort.
Mein Vater meldete mich irgendwann im Fußballverein TSV-Rudow an. Dort besuchte ich viele Jahre die F, E, und C-Jugend. Anschließend verließ ich den Fußballverein, weil der C-Jugend-Trainer mit seinen Trainingsmethoden und den Umgangsformen von vielen Eltern in der Kritik stand. Ich war nie eine große Nummer im Fußball. 

Meine Eltern besuchten regelmäßig ihre Eltern in Peine. Als mein Opa väterlicher Seite 1977 starb, hatte ich nur noch eine Oma (Vater) und einen Opa (Mutter). Die meiste Zeit hielt ich mich bei meiner Oma auf.

Am 3.Mai 2008 wäre meine Oma 100 Jahre alt geworden. Sie verstarb im Jahre 1995. Während meiner Kindheit und Jugend war sie für mich eine sehr prägende Bezugsperson. Meine Großmutter war sehr Stolz auf mich, ihren einzigen Enkelsohn. Gern erinnere ich mich an die vielen schönen Tage zurück, die ich bei ihr verbringen durfte. Es gab mal hier ein Eis, da fünf Mark und sie tat alles dafür, dass ich mich bei ihr geborgen fühlte. In ihrem Garten durfte ich öfters ein kleines Lagerfeuer machen und Laub verbrennen oder auf ihren Kirschbäumen herumklettern. Es gab stets frisches Gemüse vom Acker auf den Essenstisch. Dann durfte ich auf ihren Töpfen Schlagzeug spielen und ich werde auch niemals ihre Guten- Nacht- Geschichten vergessen. Eine Oma zum Verwöhnen ist etwas sehr Schönes und sehr Prägendes für ein Kind. Sie war klein und sehr rundlich, hatte eine sehr herzliche Lache und sie nahm das Leben mit Gelassenheit und Humor. Sicherlich, es gab auch Tage, an denen sie stur und sehr verbissen sein konnte. Bei Gesellschaftsspielen war sie ein schlechter Verlierer. Als ich 16 oder 17 Jahre alt war, wollte ich sogar von Berlin aus zu ihr aufs Land ziehen und dort eine Ausbildung beginnen. Doch dann kam alles anders. Viele unbeschwerte Stunden meiner Kindheit habe ich ihr zu verdanken.

Mein Opa war zwar nett, aber eher unterkühlt. Er hatte seinen ganz eigenen Humor. Da er aber eine schwere Zwangsneurose hatte, durfte man in seinen Räumen selten unbeschwert spielen, weil er nicht wollte, das irgendwas verrutschte. 

Während der "Peine-Besuche" hielten wir uns oft in Hillerse auf, dem Wohnort meines Onkels Jörg (Bruder meiner Mutter). Mein Onkel war unter meinen Cousins sehr beliebt und ist es noch heute. Anfang der 80ér Jahre erblickte meine Cousine M. das Licht der Welt, später ihre Schwester F. Jörg hat eine interessante, kumpelhafte Persönlichkeit. Leider habe ich ihn wegen innerfamiliärer Konflikte viele Jahre nicht mehr gesehen. Die Besuche in Peine habe ich stets in guter Erinnerung. Erwähnen möchte ich auch die vielen schönen Aufenthalte bei der Familie L. (Cousins, Tante und Onkel). Meine anderen beiden Cousins J. und S., ebenfalls Kinder von Jörg, habe ich leider erst viele Jahre später so richtig kennengelernt. Nicht vergessen möchte ich A. und O., die Kinder meiner Tante (Schwester meiner Mutter). Meine Eltern haben meine Tante nicht so häufig besucht, sodass nur wenig Kontakt vorhanden war. Leider hängt, besonders in der Kindheit, das Kennenlernen immer vom Besuch der eigenen Eltern ab.

In den Ferien fuhren wir auch nach Dänemark, denn Hanne, die Schwester meiner Mutter, heiratete einen Dänen und zog zu ihm. Für mich war diese Reise immer spannend, denn wir mussten mit einer Fähre die Ostsee überqueren und fuhren viele Stunden über die DDR-Transit-Autobahn. Die Grenzkontrollen und langen Wartezeiten an der Grenze habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Ich spielte gern mit meiner Cousine B., die jüngste Tochter von Hanne. Meine Schwester spielte lieber mit C., die in ihrem Alter war. Wir waren oft am Strand, bauten Sandburgen und schwammen auf nahegelegene Sandbänke. Angst hatte ich vor den Quallen, die aber an der Ostsee nicht ganz so oft vorkommen. Ich erinnere mich noch daran, als der ganze Strand von einem Quallenteppich übersäht war, als es die Nacht zuvor stürmte. 

Meine Schwester und ich liegen altersgemäß 6 Jahre auseinander. Sie hatte ihren eigenen Freundeskreis und eigene Interessen. Wir verstanden uns, bis auf die üblichen Geschwister-Konflikte, sehr gut.

Ende der 70ér Jahre spielte ich, neben der KITA, auch mit den Kindern auf dem Hof unseres Wohnblocks. Wir zogen innerhalb des Blocks um, von der Neuköllner Straße in den Dreherweg. Allmählich lernte ich viele neue Freunde kennen, die später ein Bestandteil meiner Jugend-Clique wurden. Wir ließen Styropor-Schiffe in einem nahegelegenen Bach fahren, bauten dort Staudämme, spielten auf den Spielplätzen oder fuhren, als wir älter waren, mit dem Skateboard durch die Gegend.  

Ende der 70ér/Anfag der 80ér Jahre wurde die Alkohlsucht meines Vaters dominanter. Ausführliche Erläuterungen dazu sind im Eintrag 47. "Tod meines Vaters...." (Kategorie Erlebnisse) nachzulesen. 

Er unternahm mit mir lange Spaziergänge oder Fahrradtouren durch Rudow, die fast immer in einer Kneipe endeten. Mein Vater war nie gewaltätig, er war einfach nur hilflos und streitsüchtig. Anfang der 80ér Jahre wurde er arbeitslos, was seine Trunksucht weiter verschlimmerte. Meine Mutter, die  während meiner frühen Kindheit liebevoll war, erlebte ich zunehmend hilflos. Meine Eltern stritten sich fortwährend und gingen sich aus dem Weg. Meine Schwester, die nun ein Teenager war, litt ebenfalls stark unter den Umständen. Viele Grillfeiern mit Freunden auf unserer Terrasse endeten mehr oder weniger in einem Saufgelage der Männer. Mehr erfahrt ihr im oben genannten Eintrag.

Einige Jahre später begann ich massiv zu "Stottern". Ich bekam kaum einen deutlichen Satz heraus. Das Stottern verfolgte mich durch die ganze Schulzeit hinweg bis vor wenigen Jahren. Ganz verschwunden ist es bis heute nicht, man merkt es aber kaum noch.

Anfang der 80ér Jahre wurde ich in der "Grundschule am Fliederbusch" eingeschult. Meine Klassenlehrerin, Frau Krauß, war eine junge Uniabsolventin und ich glaube, wir waren ihre erste Klasse ihrer Lehrerlaufbahn. Ich lernte viele neue Freunde kennen, war aber auch irgendwie ein Außenseiter. Es gelang mir dennoch Schulkameraden zu finden, mit denen ich mich nach der Schule traf wie z.B. Phillip, Peter, Matthias oder Silvia. Mein Weg zur Schule war kurz, ich musste nur queer über die Neuköllner Straße laufen.

Abschließend möchte ich von userem Hund "Tapsy" erzählen. Meine Schwester hatte meine Eltern in eine kleine Falle gelockt und in einen Hundeladen mitgenommen. Sie bettelte und wollte unbedingt diesen einen Hund haben, der aus einem Wurf stammte. Meine Schwester hatte ihn schon vorher gesehen und sich für ihn entschieden. Meine Mutter verliebte sich auch gleich in Tapsy und 1,2,3 war er Familienmitglied. Ich spielte oft mit ihm, er war aber mehr auf meine Schwester fixiert. Tapsy war wie ein Geschwisterchen, er wurde überall mit hin genommen. Egal ob bei Privatbesuchen, in den Urlauben oder bei Einkäufen, er war fast immer dabei. Tapsy wurde Mitte der 90ér Jahre schwer krank und musste einige Jahre später eingeschläfert werden.



Welche Musik hörte ich während meiner Kindheit? 

Als Kindergartenkind mochte ich "Das Lied von Manuel" von Manuel und Pony und "Das Lied der Schlümpfe" von Vater Abraham. Später hörte ich Nena, die Neue Deutsche Welle, Adam and The Ants und ganz besonders Elvis Presley. Elvis war mein großes Hobby, mein erstes musikalisches Idol. Auch wenn ich als erwachsener Mann Elvis viele Jahre nicht hörte, er ist für mich bis heute der bedeutenste Sänger und Entertainer der Musikgeschichte.

Welche Filme oder Serien sah ich während meiner Kindheit?

Die Sesamstraße, Die Schlümpfe, Heidi, Die ZDF-Hitparade, Dr. Snuggles, Die rote Zora, Die Rappelkiste, Löwenzahn, Die Sendung mit der Maus, Die Waltons, Star Wars, Tom und Jerry, Das ZDF-Ferienprogramm, Bud Spencer und Terrence Hill, Louis De Funes, Silas, Tim Thaler, Herr Rossi sucht das Glück, Paulchen Panther u.v.m.

Meine Kindheit endete im Jahr 1986, als ich 12 Jahre alt war. Dann kam meine Zeit als Teeanger....Mehr dazu in den kommenden Monaten.

Dieser Eintrag ist ein kurzer Ausschnitt meiner Kindheitserinnerungen. Es handelt sich um keine vollständige Betrachtungsweise, viele kleine und große Erlebnisse habe ich nicht erwähnt oder verkürzt dargestellt.

2. Auszüge meiner Jugend (1987-1994)

Alles fing 1987 zwischen den Postern der Pet Shop Boys an und endete, als ich 1994 meine erste große Liebe kennenlernte. Dazwischen ist eine Menge geschehen. Da ich gerade dabei bin über meine frühe Kindheit und Jugend zu schreiben, gebe ich erstmals Einblicke über damalige, unangenehme Verhaltensweisen von mir, von denen ich mich heute distanziere. Ich möchte der Welt ehrlich gegenübertreten und warum soll ich Teile meiner Vergangenheit leugnen? Ich schildere die Ereignisse nicht im Detail und schreibe auch nicht über alles!

Der Alltag, bis zum Tod meines Vaters im Jahre 1989, drehte sich ausschießlich um seine lange und schwere Alkoholkrankheit. Man wusste nie, was geschah, wenn man nach Hause kam. Liegt er betrunken auf der Couch oder auf dem Teppich? Ist er überhaupt da? Wann und in welchem Zustand kommt er zurück? Oft kam er ein oder zwei Tage gar nicht zurück und nachts um 4.00 klingelte er dann, weil er nicht wußte, wie er die Treppen hochkommen sollte oder weil er seinen Schlüssel nicht fand. Alles war eine Mischung aus Hoffnung, Bangen, Scham, Lügen, Gleichgültigkeit und einem Peinlichkeitsgefühl gegenüber meinem Vater in der Öffentlichkeit. Wir waren oft spazieren und immer wenn er eine Kneipe anvisierte, versuchte ich ihn vom Betreten abzuhalten, aber es gelang mir meistens nicht, weil er mich mit Versprechen wie "Ich trinke nur EIN Bier" und "Du bekommst 5 Mark für den Flipperautomaten zum Spielen", leider immer wieder "kaufen" konnte. Oft musste ich laut nörgeln, bis wir endlich die Kneipe verließen oder ich lief einfach nach Hause.

Meine Mutter schimpfte meistens nur oder ignorierte ihn. Sie wirkte in diesen Jahren überfordert, denn sie war die Hauptverdienerin, hatte einen alkohlsüchtigen Ehemann und musste die Kinder versorgen. Ich habe großen Respekt vor ihrer Leistung!

Mein Vater holte mich gelegentlich mit unserem Hund nach der Schule ab, aber auch dann war er oft angetrunken. Man sah es von weitem an seinen herunter hängenden Augenliedern. Oft habe ich mich für ihn geschämt, weil er einfach nur peinlich und verbal ausfallend war. Er war mein Vorbild, meine männliche Bezugsperson. Ich liebte ihn. Mein Vater war, wenn er mal nicht trank, ein sehr großzügiger Mensch. Ich hatte dann etwas Vertrauen zu ihm. Er hatte ein sehr trockenen Humor und viel Redewitz. Er konnte ganze Festsäle zum Lachen bringen, wenn er in guter Stimmung war. Manchmal war ich Stolz darauf, das genau ER mein Vater ist. Es ist schwer diesen "Gefühlsmix" zu definieren.

Während dieser Zeit war meine Schwester meine "schützende Hand" über mich. Sie holte die Kohlen aus dem Feuer, ob in der Schule oder in mancher privaten Situation, wenn meine Mutter überfordert war. Der Altersunterschied von 6 Jahren führte immer wieder zu Geschwisterkonflikten. Ich bin ihr für ihr Engagement unendlich dankbar.

Die letzten Tage vor seinem Tod im August 1989, kurz nach meinem 15. Geburtstag, war ich bei meiner Oma. Meine Mutter und mein Vater fuhren mich zu ihr nach Peine und wollten mich nach 2 Wochen wieder abholen. 

Mein Vater konnte kaum noch laufen, obwohl er nüchtern war. Seine Arme und Beine waren abgemagert, obwohl er immer ein rundlicher Typ war. Er hatte eine Art "Bauchwasser". Ich weiß nicht warum, aber in meiner kindlichen Naivität fand ich das komisch und machte mich über ihn lustig. 

Meine Eltern fuhren wieder nach Berlin. Ich rief nach zwei Tagen an und wollte meinen Vater sprechen, doch meine Mutter sagte, es würde nicht gehen. Er lag im Wohnzimmer, sein Todeskampf hatte bereits begonnen! Kurz darauf fiel er ins Koma, wurde mit einem Rettungswagen  ins Krankenhaus gefahren und einige Stunden später war er Tod. Meine Mutter rief irgendwann nachts bei meiner Oma an und erzählte mir diese Nachricht. Monate später erfuhr ich, dass seine letzten Stunden vor dem Koma qualvoll waren.

Die darauffolgenden Tage waren von Tränen und Angst geprägt. Meine Oma und ich fuhren nach Berlin und ein paar Tage später fand die Beerdigung statt...
Schon in der 1. Klasse begann ich mich für politische und gesellschaftliche Ereignisse zu interessieren. Ich war traurig und erschrocken über die "Robben-Jagd", die in den Medien sehr präsent war. Ich erlebte am Beispiel meines Vaters ab dem Jahr 1982 die möglichen Folgen der Arbeitslosigkeit. Wir waren nicht arm, gehörten finanziell betrachtet auch nicht mehr zur "Mittelschicht".

Die beginnende Jugend mit all ihren hormonellen Umstellungen, Unsicherheiten und Stimmungsschwankungen führe dazu, dass ich mich politisch teilweise radikalisierte. Was als Kind noch "Interesse am Umwelt- und Naturschutz" war, wurde als Jugendlicher in meinen Vorstellungen zu "Die Banken müssen weg" oder "Diese Gesellschaft muss weg". Viele meiner Verhaltensweisen von damals kann ich als erwachsener Mann nicht mehr nachvollziehen. Noch heute bin ich zwar kritisch gegenüber dem Wirtschaftssystem und wünsche mir einen sozialeren Ausgleich innerhalb der Gesellschaft, aber die Mittel und Wege, die ich mir für Veränderungen erhoffe, sind, im Gegensatz zu früher, demokratisch.

Auch meine Musikvorlieben radikalisierten sich Ende der 80ér Jahre. Nach den soften Pet Shop Boys-Postern folgten die der Hip Hop-Stars ICE-T und ICE-Cube, anstatt "West End Girls" tönte "Colors" aus den Boxen meiner Stereoanlage. Alles wurde etwas rauer und cooler und die ersten Discobesuche haben stattgefunden. Meistens kam ich nicht vor 3.00 nach Hause, meine Mutter machte sich sehr oft Sorgen, weil ich auch nicht sagte, wo ich war. Ich machte, was ich wollte und ich wollte Spaß haben sowie meine Erfahrungen sammeln.

In der 9. Klasse blieb ich sitzen. Ich entwickelte mich nach dem Tod meines Vaters zu einer Zumutung für die Lehrerschaft. Ich war unkonzentriert, instabil, schulisch desinteressiert und schrieb meine politischen Vorstellungen auf meine Schulordner sowie meinem Rucksack. Ich äußerste sie auch in einem Schulaufsatz mit dem Thema: "Was ist Freiheit?" Die Lehrerin wollte nach dem Mauerfall nicht lesen, dass ich mir eine Art "linke Anarchie" wünschte. Ich bekam im Aufsatz die Note 6 und aufgrund meiner schlechten Leistungen wäre ich fasst ein zweites Mal sitzengeblieben.

Der Mauerfall war neben dem Tod meines Vaters DAS prägendste Erleibnis meiner Jugend. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich Reportagen über dieses Ereignis sehe. Ich fühlte mit den Menschen und freute mich über den Untergang der DDR. All das passt aus heutiger Sicht nicht zu meinen damaligen "linken Vorstellungen", aber für mich war die DDR nicht "links" und nicht das, was ich mir als politisches System vorstellte. Ich war widersprüchlich und unangepasst.

Ich zog mit meiner Jugendclique, die meine politischen Einstellungen nicht teilte, durch ausgewählte Discotheken, auch während der Woche. Meine Freunde waren und sind noch heute meine "Brüder", mit denen ich aufwuchs. Unsere Stammdiscos waren Anfang der 90`er Jahre das "Society" am Kurführstendamm, das es heute nicht mehr gibt und das "Top Disco" in Rudow. Wir tranken viel Alkohol, außerdem fing ich an Glücksspiele zu spielen. Ein Freund aus der Clique und ich trieben uns in legalen Spielbanken, aber auch dubiosen Zockerbuden herum, die es heute nicht mehr gibt, verloren unser Geld beim Black-Jack oder Roulette. Es war eine wilde und teure Zeit. Bis heute weiß ich nicht, woher ich soviel Geld hatte? Ich bekam Halbwaisenrente und Taschengeld von meiner Mutter und Schwester, wenn ich nörgelte gab es auch Extrageld. Das ich fast (!) spielsüchtig war, erfuhren meine Schwester und Mutter Ende der 90`er Jahre, denn ich war offener und sprach über meine alten Zeiten. Das Interesse am Glücksspiel endete, Gott sei Dank, schlagartig Mitte der 90`er Jahre.

Ich begann mich vorübergehend von meiner Jugendclique zu lösen und fand neue Aufenthaltsorte und Menschen toll, die meine radikal politische Gesinnung teilten. Weiß der Teufel, was mich damals geritten hat, zwielichtige Menschen und Orte in Berlin gut zu finden. Es waren Menschen, die der RAP Musik nahestanden, aber auch Menschen, die meine Weltanschauung teilten. War es der Reiz des Verbotenen? Naivität? Wir fuhren ziellos mit der S-Bahn durch Berlin und hingen auf U-Bahnhöfen herum.

Da ich mit Mühe und Not meinen Realschulabschluss schaffte, konnte ich 1992 eine Wirtschaftsschule im Prenzlauer Berg (Pasteurstr.) besuchen. Ich wurde allmählich stabiler und kehrte einige negative Verhaltens- sowie Denkweisen ins Positive. Auf dieser Schule feierte ich notenmäßig große Erfolge, denn es hagelte fast nur noch die Noten 1 oder 2. Dieser Schulabschluss ist einem Realschulabschluss gleichwertig, somit konnte ich meinen vorherigen, maroden Realschulabschuss aufwerten.

Kommen wir zum Thema "Frauen" während meiner Jugend: Sieht man von ein paar Knutschereien ab, hatte ich bis 1992 keine feste Beziehung. Ich war gegenüber der Frauenwelt verunsichert, obwohl ich mit einigen Mädchen in meinem Alter gern zusammengekommen wäre. Ich war zwar verliebt, schaffte es aber selten meine Gefühle zu zeigen. Wenn ich sie dann zeigte, wurde ich zurückgewiesen. Somit wirkte ich viele Jahre lang gehemmt und meine erste kleine Beziehung (3 Monate) gelang mir 1992. Erst als junger Mann wirkte ich lockerer und entfaltete eine coolere Ausstrahlung, sodass dann auch deutlich mehr Frauen bei mir auf der Matte standen😉
Meine erste große Liebe, die von 1994 -1998 andauerte, kam aus Ost-Berlin. Wir lernten uns auf einer weiteren Wirtschaftsschule kennen, auf der ich mein Fachabitur machen wollte. Ich war zarte 19 Jahre jung, als ich sie kennenlernte. Mehr möchte ich dazu hier nicht schreiben. Ich war nun kein Junge mehr, sondern entwickelte mich zu einem jungen Mann. Meine Jugend endete in dieser Zeit. 
PS: Das Foto entstand 1997 auf der Insel Rügen, kurz nach dem Ende meiner Jugend. Ich trug damals gern diese James-Dean-Frisur:-)

3. Meine Musikwelt, von damals bis heute:

Musik kann etwas sehr schönes und individuelles sein und sie kann Stimmungen aller Art vertiefen.
Als kleines Kind hörte ich gern z.B. "Das Lied von Manuel", "Das Lied der Schlümpfe", Nena, die Neue Deutsche Welle oder Adam & The Ants.

So richtig begann meine Musikwelt mit Elvis Presley. In der Grundschule war ich ein großer Elvis und Adam and the Ants Fan. Ich hatte fast all ihre Lieder auf Schallplatten sowie Musik-Cassetten und mein Zimmer war voll mit Postern. Nach Elvis´ Tod wurden viele seiner Spielfilme im TV gezeigt, eine ganze "Elvis-Welle" rollte erneut durch das Land.

Nach ein paar Jahren tauschte ich die Elvis und Ants Poster gegen Poster der Pet Shop Boys aus. Ich liebte die eingängigie Synthiepopmusik von Neil Tennant und Chris Lowe, die Macher der Pet Shop Boys. Nach der Schule lief ich oft in die Plattenläden und zählte die Platten durch, wieviel sie im Vergleich zu gestern in diesem Laden verkauft hatten. Jedes Jugendmagazin kaufte ich mir, wenn es was von den PSB zu lsen gab, und das war zwischen 1986-1988 sehr oft der Fall. Auch diese Phase ging irgendwann vorbei. Ich schämte mich immer, wenn ich ein Song einer anderen Band toll fand, das war fast Verrat gegenüber meinen PSB:-)

Schleichend begann eine RAP und Hip Hop Zeit, meine Helden waren nun ICE-T, N.W.A., Public Enemy oder RUN DMC. Auch hier gab es für mich immer einen Absolutheitsanspruch, also ich versuchte zu verdrängen, wenn mir z.B. ein Rocksong gefiel, weil das sich irgendwie innerhalb der Jungedkulturen ausschloss. Entweder war man RAPPER oder Heavy oder PUNK oder POPPER oder sonst was. Ein UND gab es so gut wie nicht und wurde auch kaum akzeptiert. Dieses Verhalten erinnert etwas an die Jungenzeit meiner Eltern, entweder Beatles ODER die Stones:-)

Wir schreiben das Jahr 1990, ich wurde langsam offener für andere Musikrichtungen und bemerkte, dass es auch über meinen favorisierten Musikgeschmack hinaus gute Songs gab, aus allen Dekaden, aus allen Mausikrichtungen. Für mich musste die Musik einfach "eingängig" sein, einen guten Refrain haben und/oder mich sonst in irgendeiner Weise emotional berühren.

1994 kam meine erste große Liebe auf den Plan. Sie kam aus "Ost-Berlin" und war großer Depeche Mode Fan. Die Synthiepop- und Depeche Mode Szene hatte sich nach der Wende im ehemaligen Osten stark verbreiet bzw. war immer noch sehr aktiv, obwohl dieses Genre seinen kommerziellen Höhepunkt längst überschritten hatte. Als ich PSB Fan war, ist mir Depeche Mode zu düster und nicht poppig genug gewesen. Heute mag ich genau diese Eigenschaften an der Band. Ich erkannte erst nach und nach die Einmaligkeit und Schönheit des Sounds und des Gesangs von Dave Gahan.

Zurück zur Chronologie meines Musikgeschmacks: Ich entdeckte nach und nach die Opernwelt. Richard Wagner hatte es mir angetan. Schwere, undurchdringliche und tiefgehende Klänge, wie ich sie noch nie vorher hörte, bereicherten meine Musikwelt. Mich interessierte weniger das durchaus streitbare Gesamtkunstwerk von Wagner, als seine für mich wunderbar dramatische MUSIK. Das Drumherrum um Wagners Werk schreckte mich zunehmend ab und ich begann mich von ihm, was die Inhalte seiner Bühnenstücke angeht, zu distanzieren. Seine Musik hingegen liebe ich noch heute.

1995 bekam ich eine AND ONE-CD in die Hände, das legendäre I.S.T. Album und fortan war es um mich geschehen. Schwere Maschinenklänge sowie die sehr eingängige Musik und tiefe Stimme vom Sänger Steve Naghavi beeindruckten mich auf Anhieb! Also kramte ich nach und nach meine alten PSB Sachen wieder heraus, kaufte mir immer mehr Depeche Mode Platten und blieb bis heute da hängen, wo ich musikalisch begann: In der eingängien elektronischen Musikwelt der 80´er Jahre in all seinen Facetten bis zur aktuellen Synthpop Musik. Ich mag Bands wie Distain!, New Order, O.M.D, Melotron, Erasure u.v.m.

Ich bin nicht mehr so festgefahren, was den Musikgeschmack angeht, es darf auch Metallica´s "Nothing else matters" sein, weil es für mich eingängig und dramatsich bewegend klingt und daher ein sehr berührender Song ist. Genauso wie Silbermond´s "Symphonie". Es gibt mittlerweile sehr viele Künstler, deren Werke ich schätze. Ich mag auch Bert Kämpfert, Frank Sinatra, The Animals, The Beatles, Nirvana usw.

Auch den 70`er oder 80 `er-Schlager höre ich, je nach Stimmungslage, gern. Diese Lieder erinnern mich sehr an meinen Vater, der diese Musik sehr liebte.
Was ich heute gar nicht mag ist, bis auf wenige Ausnahmen, Songs aus der RAP-, Heavy Metal- und Techno-Musik.

4. Ausgewählte Fotos meiner Vorfahren:


                                        Karl und Elisabeth (Großeltern väterlicher Seite)
                                                                  Foto circa 1932


 Karl und Elisabeth (Großeltern väterlicher Seite)
Foto Anfang der 70er Jahre


                                            Anneliese (Oma mütterlicher Seite)


   
                              von links Kurt (Opa mütterlicher Seite), Karl-Heinz (Vater),
                                          Karl & Elisabeth (Oma & Opa väterlicher Seite)

5. Von Schallplatten und Musikcassetten:

Mir sind vor vielen Jahren beim Staubwischen MUSIKCASSETTEN mit RAP- Songs aus meiner Jugend in die Hände gefallen, die ich prompt abspielte und deren Musik mich gedanklich viele Jahre in meine Vergangenheit versetzte.

Ich hörte diese Cassetten immer in der U-Bahn auf dem Weg zur Schule mit einem Walkman, der mindestens 4 Batterien brauchte, damit er funktionierte. Die Songs machten mich innerlich stark, weil ich es nach außen hin nicht war. Die Cassetten sind mehr als 20 Jahre alt! Oh mein Gott, so lange ist das alles schon her. Ich hörte RAP Musik circa von 1988-1992.

Musikcassetten waren neben den Schallplatten DAS Musikmedium bis in die späten 80ér Jahre schlechthin. RAP-Platten gab es damals nur in wenigen Läden in Großstädten zu kaufen, diese Musik war "Underground" pur! Meine halbe Jugend saß ich vor meiner Stereoanlage auf dem Teppich und überspielte Cassetten. Das hat gedauert! Ich stellte meistens "Themencassetten" zusammen. Dabei hatte ich einen Berg Schallplatten oder andere Cassetten vor mir liegen und überspielte mir meine Lieblingslieder auf ein oder zwei "Tapes". Die Reihenfolge der Lieder war dabei für mich wichtig! Alles war bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt und wehe am Ende einer Seite passte ein Lied nicht ganz drauf! Das war eine Katastrophe für mich und führte oft dazu, das ich mit dem Überspielen von vorne begann.

Wenn ich zum Geburtstag von einem Freund eine überspielte Musikcassette geschenkt bekam, dann wusste ich, das er mindestens 2 Stunden Zeit für das Geschenk investierte. Musikcassetten konnte man immer nur drei oder vier Mal überspielen, weil dann die Qualität hinüber war und man im Hintergrund die Lieder hörte, die sich davor auf dem Band befanden. Ich werde dieses Medium immer mit meiner Kindheit und Jugend in Verbindung bringen.

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