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Montag, 10. MĂ€rz 2025

Eintrag 881

Euch noch einmal ganz nahe sein

Ich wĂŒrde gern noch einmal in meine Kindheit reisen wollen, um die NĂ€he meiner Eltern + Oma zu erleben. Auch wenn viele Tage nicht so schön waren, aber ich wĂ€re jetzt gern bei Ihnen, egal ob die Situationen angenehm waren oder, wie so oft, ĂŒberschattet von Zank und dem Suff meines Vaters.

-Ich möchte noch einmal auf dem Sofa sitzen und die Streitigkeiten meiner Eltern hören. 

-Wie gern wĂ€re ich jetzt wieder ein kleiner Junge und könnte auf dem Arm meines Vaters oder meiner Mutter sitzen. 

-Mit meinem Vater sĂ€ĂŸe ich gern erneut in einer der vielen verrauchten Kneipen, die er mit mir aufsuchte, als ich im Grundschulalter war. Ich wĂŒrde vieles dafĂŒr geben, um ihn heute beim Skatspielen und Biertrinken zuzuschauen. Anschließend nĂ€hme ich seinen Hand, damit er nicht besoffen hinfĂ€llt, sondern ordentlich nach Hause findet. Ich liefe auch nicht mehr einfach so von Dir weg Papa, so wie ich es frĂŒher tat, weil ich den vielen Qualm und Biergestank nicht mehr ertrug. Das verspreche ich Dir! Um Dich noch einmal erleben zu können, ertrĂŒge ich Deinen Zustand und akzeptierte die Welt, in der Du stundenweise Zuflucht suchtest. Die Kneipen waren dein zweites, nein dein erstes Zuhause. Hier warst Du ganz Du selbst und fĂŒr alle der "Kalle". Hier eine Kneipe, die er gern mit mir aufsuchte. Sie ist in der NĂ€he des "Rudower Fließes". 


-Es wĂ€re jetzt schön mit meinen Eltern in unserem blauen VW-KĂ€fer auf der Transit-Strecke nach Peine oder DĂ€nemark im Stau zu stehen, auch wenn meine Mutter schon die 10 Zigarette im Auto rauchen wĂŒrde und mein Vater die Schlager-Kassette im Kassettenrecorder zum dritten Mal wendete.


-Und anders als damals wĂŒrde ich mich heute gewiss riesig freuen, stĂŒnde mein Vater noch ein letztes Mal angetrunken mit unserem Hund Tapsy vor dem Schultor, um mich von der Schule abzuholen.

-Oder eine der vielen Fahrradtouren (mit meinem Vater) entlang der "Rudower Höhe" und des "Rudower Fließ" könnte ich mir jetzt gut vorstellen.

-Meine Mutter, die sich aus guten GrĂŒnden oft aus dem Familiengeschehen zurĂŒckzog, wĂŒrde ich nun bitten wollen, noch einmal mit meinem Vater und mir ins große Schwimmbad in der Gropiusstadt zu gehen, auch wenn sie ihn abgrundtief verachtete. Ich habe diese Tage als Kleinkind sehr genossen, wie man auf alten Bildern sieht.


-Ich hĂ€tte mich im Sommer 2022 nicht vom "Krankenbett" meiner Mutter vertreiben lassen dĂŒrfen, kostete es, was es wolle. Und auch die anderen unschönen Dinge, die man uns allen an diesem Wochenende angetan hatte, ließe ich heute nicht mehr zu. Ich konnte nicht ahnen, dass dies die letzte persönliche Begegnung mit ihr war. Ich hatte mich innerlich auf ein Treffen in grĂ¶ĂŸerer Runde im FrĂŒhling 2023 gefreut.

-Ich möchte gern das Lachen meiner Oma hören, auf ihren Töpfen & Pfannen Schlagzeug spielen und in ihrem Schrebergarten ein kleines Lagerfeuer machen.



Doch all diese vielen Momente liegen, unerreichbar und dick verglast, hinter dem Schaufenster der Erinnerungen, an dem man seine Nase platt drĂŒcken und in das man nur zurĂŒckschauen kann. 


"Die Erinnerung
ist ein Fenster,
durch das ich sehen kann,
wann immer ich will."

(Autor unbekannt)