Kein Honig mehr im Topf
Das folgende Unterkapitel in meinen Leben, das ich in diesem Eintrag skizzieren möchte, nahm seinen Ursprung nach dem Tod meiner Mutter. Obwohl, wenn ich so Recht darĂŒber nachdenke, gerieten die Dinge bereits viele Monate vor ihrem Tod völlig aus den Fugen.
Niemals hĂ€tte ich es fĂŒr möglich gehalten, dass ich jemals an diesem Punkt in meinem Leben stehen werde, an dem ich jetzt stehe. Niemals hĂ€tte ich mir ertrĂ€umen lassen, dass einige, wesentliche Teile meines Lebens von anderen Personen fremdbestimmt werden. Phantastische, wohl klingende MĂ€rchenerzĂ€hlungen wurden zur RealitĂ€t konstruiert und somit zu meinem Albtraum weiterentwickelt. Vermutungen wurden zur Wahrheit erhoben und meine GlaubwĂŒrdigkeit als Mensch wird in Frage gestellt. Themen und Sachverhalte, die nichts miteinander zu tun haben, werden vermengt und es werden Ăpfel mit Birnen verglichen.
Die Fremdbestimmtheit spiegelt sich in der Gestalt wider, dass ich unentwegt Dinge widerlegen muss, die grundsĂ€tzlich nicht zu widerlegen sind, weil sie nicht stattgefunden haben. Ich werde also gezwungen meine noch kurze Lebenszeit fĂŒr nutzlose, negative Gedanken zu verschwenden. FrĂŒheres Vertrauen hat sich zu einem Schwert geformt, dass sich nun gegen mich richtet. Vorurteile und Misstrauen versalzen meine Unschuld zu einer ĂŒbel riechenden Suppe, die ich nicht bestellt habe, aber auslöffeln muss.
All diese Dinge lösen in mir massive AngstzustĂ€nde aus. Ich fĂŒhle mich ohnmĂ€chtig und beklommen. Ich bin so unendlich enttĂ€uscht darĂŒber, in AbgrĂŒnde blicken zu mĂŒssen, die fĂŒr mich von vertrauten Spaten geschaufelt wurden. Ich komme mir wie in einem Psycho-Thriller vor, in dem sich der Protagonist in einer ausweglosen Situation befindet und nicht mehr handeln kann. Ich fĂŒhle mich umzingelt und egal was ich sage oder nicht sage, egal was ich tue oder nicht tue, es scheint keine Rolle mehr zu spielen.
Ich schlafe nachts sehr schlecht und es ist so weit gekommen, dass ich, um es etwas ironisch zu formulieren, nur darauf warte, bis es an der TĂŒr klingelt und sie mich holen. In mir sind UrĂ€ngste erwacht, von denen ich glaubte, sie nicht erleben zu mĂŒssen. Was der mir aufgezwungene Zirkus in mir auslöst, wird entweder nicht hinterfragt oder der Schaden an meinem Wohl wird billigend in Kauf genommen.
Ich bin Pascale,
ein Mensch mit GefĂŒhlen,
ein Mensch mit einem moralischen Gewissen.
Ich bin Pascale,
der nichts Unrechtes getan hat,
aber dennoch vorverurteilt wird.
Ich bin Pascale,
der so vielen Menschen gegenĂŒber
offenherzig, spendierfreudig und, wenn die Möglichkeit bestand,
finanziell groĂzĂŒgig
begegnete
und der nun mit AngstgefĂŒhlen durch die Gegend lĂ€uft.
Ich kann nur noch Freude empfinden, wenn meine beiden liebsten Menschen bei mir sind. Ich flĂŒchte gern in meine KindheitstrĂ€ume oder -erinnerungen zurĂŒck. Dabei schaue ich mir Filme, Sendungen oder Werbespots an, die wĂ€hrend oder vor meiner Kindheit gedreht wurden, weil ich mich beim Anblick der alten Aufnahmen sicher und geborgen fĂŒhle. Viele Gedanken an meine Zukunft empfinde ich als bedrohlich, sie tun mir weh. Jedes Verweilen in der Gegenwart, auĂer mit meinen beiden Lieblingsmenschen, fĂŒhlt sich matt an, als schwebte ich in Watte durch die Zeit.
In mir ist ein GefĂŒhl entstanden, als sĂ€Ăe ich unschuldig in einem (moralischen) GefĂ€ngnis und kein Mensch hört mir zu, kein Mensch glaubt mir. NatĂŒrlich weiĂ ich, dass mir Marieđ glaubt, aber ich habe hier lediglich meine allgemeine Ohnmacht zum Ausdruck bringen wollen. Dabei scheint es auch keine Rolle zu spielen, dass ich mir absolut gar nichts habe zu Schulden kommen lassen, was ich auch an geeigneter Stelle bereits belegt habe. Doch wo ist die Entschuldigung dafĂŒr, dass diese falschen VerdĂ€chtigungen meinen Ruf massiv geschĂ€digt haben?
So Ă€hnlich muss es sich im Mittelalter angefĂŒhlt haben, wenn man wegen roter Haare als Hexe identifiziert wurde und auf dem Scheiterhaufen landete. Ich fĂŒhle regelrecht diese Beklommenheit, absolut handlungsunfĂ€hig zu sein. Jede Suche nach einem Ausweg könnte den Schaden nur noch vergröĂern.
Obwohl ich mich von despotisch auftretenden Personen endgĂŒltig befreit habe, verhaken sie sich in meinen TrĂ€umen und Gedanken. In meinem Schlaf lĂ€cheln sie mir schadenfroh durch mein Fenster. Nur Gott weiĂ, welche GehĂ€ssigkeiten mir Zuteil wurden. Er war Zeuge in allen Situationen, hat alles mit Ansehen mĂŒssen.
Siegen,
Ende Januar 2024