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Sonntag, 2. Februar 2020

Eintrag 265

Ein bisschen Ich.

Teil 26. Ein Demokrat. 
Konservativ, sozialdemokratisch und liberal.

Wie ein Prediger stand ich mit einem Tapeziertisch, auf dem Parteidokumente ausgebreitet lagen, in den Fußgängerzonen neben Parteifreunden und wollte für Gleichheit und Weltoffenheit werben. Während der Wahlkampfzeiten wurde fleißig argumentiert, plakatiert und ich genoss das Zusammengehörigkeitsgefühl mit meinen Partei-Kollegen, welches allmählich Risse bekam.

Diesen Pascale, wie eben beschrieben, gibt es nicht mehr. Er existierte von seiner späten Jugend bis circa 2013. 

Wie jeder andere Mensch auch, habe ich im Laufe meines Lebens Dinge erlebt und Erfahrungen gesammelt. Ich glich regelmäßig meine politische Weltanschauung mit meiner persönlichen Lebenswirklichkeit ab. Mit vielen Ansichten, die in den Parteidokumenten standen, konnte ich mich nicht mehr identifizieren, weil sich in mir schleichend eine andere Meinung gebildet hatte. Dies trifft zwar nicht auf alle Programmpunkte zu, aber auf wesentliche. 

In einigen Bereichen des Lebens vertrete ich inzwischen eher konservative Ansichten, in anderen wiederum sozialdemokratische oder liberale. Ich fühlte mich in einer "Partei- und Denkschablone", wie ich es empfand, nicht mehr aufgehoben. Mir war es in einer Partei, was freie Gedanken betrifft, zu eng geworden. Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass die politische Welt nicht "schwarz-weiss" ist, weil es viele bunte und graue Töne gibt, welche die Vielfältikeit einer Gesellschaft abbilden. Es ist nicht alles eindeutig und vieles widersprüchlich. Der ständige Versuch, für mich uneindeutige Positionen in eine eindeutige "Zwangsjacke" zu stecken, widerstrebte mir zutiefst. Mein unbändiger Wille eine harmonische Stimmung in konfliktbehafteten Situationen herbeizuführen, brachten mich emotinal an meine Grenzen. 

Von meinen politischen Positionen her würde ich heute mindestens 2 Parteien wählen müssen, weil sie nicht alle in einer beheimatet sind. Obwohl ich mich noch für Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Prozesse interessiere, finde ich bisher keine passende, politische Antwort für die Auflösung meiner widersprüchlichen Ansichten. 

Einer Partei gehöre ich nicht mehr an, zur Wahl gehe ich vermutlich nicht mehr. Denn so ist sie eben, die Welt.  Nicht klar, uneindeutig und sich ständig fortentwickelnd.