Wenn der letzte Vorhang fällt
Pascale.
Ein krampfhaft lachender Clown
mit wenigen Worten.
Der Vorhang geht auf,
seine Show beginnt.
Melancholie, Dramatik und
Pantomime.
Auf kleiner Bühne präsent.
Spielt seine große Rolle,
über die keiner lacht.
Halbleerer Saal,
eng bestuhlt.
Seine perfekte Maske,
dick geschminkt,
beginnt zu bröckeln.
Kurzhaar-Perücke
ist verrutscht.
Mimik und Gestik,
unperfekt.
Er spielt sich selbst:
Nicht lustig,
aber wahrhaftig und echt.
Umständlich,
aber liebevoll und warmherzig.
Unbrauchbar für die Masse und
die ganz große Bühne.
Entertainment für
die Garage oder den Keller.
Unter seinem Make-up,
kein Zahnpasta-Lächeln
und kein Mittagsglanz.
Kostüme zu eng
oder zu weit.
Garderobe
und Texte
zu sperrig,
eben unperfekt.
Pascale.
Seine große Show zündet
erst hinter den Kulissen,
wenn der Vorhang fällt
und er die Bühne verlassen hat.
Der Charakter strahlt
ohne Publikum,
wenn die Saalbeleuchtung
erlischt.
Er friert
im Scheinwerferlicht.
Seine Dramaturgie:
Aufopfernd,
alles gebend und
allzeit hilfsbereit
zu jedem Gast,
von denen
die ersten
vorzeitig gehen.
Der Applaus:
Widerwillig,
verhalten und
stets schleppend.
Pascale.
Ein ganz großer Clown
erst auf den zweiten Blick,
mit dem keiner lachen will
und den niemand auf der Bühne
sehen mag.
Urvertrauen,
ein abgebrochener
Lippenstift
unter dem Laufsteg.
Fehlender Mittelpunkt
ist die Tragik in seiner Rolle,
seit der Premiere.
Pascale Anhalt
Siegen, Mai 2023