Ticker

🐰❤️🐌 = P.❤️M.

Freitag, 18. Juni 2021

Eintrag 451

Wo sind die Kinder?
-Ein Kommentar-

Anmerkung: Dieser Eintrag ist eine gedankliche Ergänzung meiner Einträge 451 "Pascale, der Hilferuf eines (fast) alten, weißen Mannes" und 331 "Ein Dinosaurier aus einer anderen Zeit".

Ja, es ist soweit. Inzwischen kann ich ältere Menschen verstehen, die sich gewissen Veränderungen verschließen möchten und Dinge nicht mehr verstehen, die in der Gegenwart vor sich gehen.

Meine Kindheit lag in den 70ér und 80ér Jahren. Neben meinem Elternhaus haben mich sämtliche gesellschaftliche, politische und künstlerische Eindrücke während dieser Jahre sozialisiert und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. 

Damals waren die Hinterhöfe voll mit spielenden Kindern. Es wurde auf Bäume geklettert, verstecken gespielt und beim Fußballspielen ging leider auch mal eine Fensterscheibe zu Bruch. Vor ein paar Jahren war ich noch einmal in meinem Wohnblock unterwegs, in dem ich aufwuchs. Meine erste Frage, die ich mir stellte: Wo sind die Kinder? Wo sind die Spielplätze geblieben, immerhin gab es einen Spielplatz auf jedem Hof?

Ohne jetzt aufwendige Statistiken zu bemühen, aber nach meiner Einschätzung gab es damals mehr Haushalte mit Kindern (in der jüngeren Generation) als heute. Auch der Anteil der Frauen, die ihr 1. Kind mit Anfang 20 bekommen haben, dürfte damals höher gewesen sein als heute. 

Ich werde den Eindruck nicht los, dass ein Kind heutzutage als "Hemmschuh" gilt, einen gewissen Individualismus nicht ausleben zu können. Viele Menschen wollen vermehrt reisen, feiern und einfach nicht erwachsen werden. Warum ist das so geworden? Sind im Jahre 2021 mehr Menschen verantwortungsloser und bindungsgestörter als vor 40 Jahren?

Ich wollte, solange ich denken kann, ein Kind in die Welt setzen. Aus meiner Sicht gehört es zum Leben dazu, dass man irgendwann ein Elternteil wird. Ein Vater oder eine Mutter zu sein ist eine sehr erfüllende Lebensaufgabe. Das Schöne ist, dass man sich selbst noch einmal in dem Nachwuchs sieht. In der Kindheit meines Sohnes durchlebe ich, zumindest teilweise, noch einmal meine eigene Kindheit. Ich erlebe Dinge, die ein "Kinderloser" nie erleben kann. Es ist von einem unschätzbaren Wert sich selbst wieder als Kind zu sehen und aus diesem Blickwinkel heraus neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Wenn ich lese, dass jedes Jahr in Deutschland circa 100.000 werdende Menschen "abgetrieben" werden (Abtreibung klingt für mich so, als würde ein Stück Holz auf einem See wegtreiben. Es ist aber ein verharmlosendes Wort für einen sehr brutalen Vorgang), ja dann fühle ich, dass ich in einer Zeit lebe, in der ich nicht leben möchte. Ich zweifele stark an, dass hinter jeder Abtreibung ein gesundheitliches Problem der Frau, des Kindes oder eine Vergewaltigung steckt. Das wären für mich (!) ernsthafte Gründe für diesen Schritt. 

In was für einer Gesellschaft leben wir, in der sich (einige) Parteien und Organisationen sogar dafür einsetzen, Abtreibungen zu erleichtern? Wenn es eine Zelle schafft, an der Verhütung vorbei zu einem Embryo zu werden, dann kann dieses werdende Leben froh sein, wenn es nicht einem Auslandssemester in Australien oder einem Praktikum in Frankreich zum Opfer fällt. Ist das nicht irgendwie traurig?

Die moralische Tragik liegt darin, dass meine Ansichten in gewissen Kreisen als konservativ und reaktionär gelten, weil meine Kritik indirekt das Selbstbestimmungsrecht der Frau berührt. Die Natur hat es nun mal so gewollt, dass die Frau das Kind austrägt. Mir geht es daher nicht darum das wichtige Selbstbestimmungsrecht der Frauen zu hinterfragen. Ich würde auch dann Abtreibungen kritisieren, hätte die Natur entschieden, dass Männer die Kinder austragen. Ich versuche lediglich zu erkunden, warum der Individualismus offenbar wichtiger geworden ist als ein Kinderleben? Warum entscheiden sich immer mehr Männer und Frauen gegen ein Kind bzw. fühlen gar nicht mehr den innerlichen Drang, ein Kind bekommen zu wollen?

Gegen den Klimawandel zu demonstrieren bewegt die Massen und liegt im Zeitgeist. Aber "dagegen" zu sein, dass 100.000 werdende Menschen wie ein eitriger Pickel aus dem Köper herausgequetscht werden, ist, laut Zeitgeist, kirchlich-fundamentalistisch. Warum regt sich hierüber kaum einer auf? 

Mir ist bewusst, dass ich diese Dinge nicht ändern kann. In mir herrscht jedoch eine innerliche Unruhe und ich kann erst dann besser schlafen, wenn ich gewisse Gedanken in einen Text formuliere und Fragen stelle, auf die wohl nie eine Antwort erhalten werde.

2 Kommentare:

  1. Warum maßt Du Dir an über dieses Thema zu urteilen ? Hat eine Frau abgetrieben, die von Dir keine Kinder wollte?
    Sehr sensible sollte man damit umgehen,als männlicher Mensch!
    Gibt es hier keine Überwachung in diesem Blog?

    AntwortenLöschen
  2. Darf ein "männlicher Mensch" zu diesem Thema keine Meinung haben?
    Wir leben in einem freien Land mit freier Meinungsäußerung zu gesellschaftlichen Themen.

    AntwortenLöschen