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Donnerstag, 26. Januar 2023

Eintrag 639

Seit Monaten nehme ich mir vor, abends nach der Arbeit noch kreativ sein zu wollen. Aber Pustekuchen. Nix da. Luft im Kopp. Mir fällt kein neues Gedicht oder kein neuer Aphorismus ein. Hier und dort gelingen mir zwar gedankliche Fragmente, aber das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Habe ich meine gesamte Kreativität bereits verballert oder stecke ich nur in einem Zwischentief fest, das mich darin hindert, neue Idee zu entfalten?

An meinem Willen und meiner Motivation kann es nicht liegen. Ich sitze hier, bei Kerzenlicht mit Kaffee oder Tee in warmer Stube und warte auf geistige Eingebungen. An der Trauer zu meiner Mutter kann es nicht liegen, denn im Dezember, vor ihrem Tod, war ich auch schon nicht mehr richtig erfindungsreich. 

Vorbei sind die schöpferischen Sommermonate, in denen die Aphorismen nur so aus mir heraussprudelten. Kreativität kann man nicht erzwingen. Entweder übermannt sie einen Künstler (Maler, Musiker, Autor etc. ) und lässt ihn gestalten oder halt nicht. Als einen waschechten "Künstler" betrachte ich mich nicht. Ich habe eine starke Neigung dazu, ab und an ein paar Texte (welcher Gattung auch immer) niederzuschreiben, nicht mehr und nicht weniger. Aber ist man da schon ein Künstler? Ich glaube wohl nicht. Ich schreibe spontan und mache mir keine Sorgen darüber, ob ein von mir verfasster Text in die Gattung der Gedichte oder in die der Aphorismen gehört. 

Die Formulierung eines Gedankenganges ist der Kern meiner Kreativität. Sein Ursprung ist ein Einfall oder eine Eingebung. Mit ihm möchte ich etwas zum Ausdruck bringen, idealerweise kann er sogar etwas bewegen. Er soll aus meinem Kopf heraus und das Licht der Welt erblicken. In diesem schöpferischen Vorgang bin zeitgleich sein Erzeuger als auch Geburtshelfer.

ABER: Ohne Einfall kein Gedanke. Ohne Gedanke keine "Geburt". Ich muss wohl mit diesem gestalterischen Loch lernen zu leben, bis eine neue "Eingabe" diesen Zustand ändert. Vielleicht schon morgen?