Blogeinträge dieser Art sind für mich sehr wichtig, um meine Emotionen zu reflektieren und den Tod, der mir im Leben begegnet, besser begreifen zu können.
Jede Trauer verläuft anders. Jede Trauer ist individuell und verschiedenartig. Wie ich merke, verläuft sie zu meiner Mutter etwas anders als 1989 zu meinem Vater oder 1996 zu meiner Oma. Ich trauere noch heut um meinen Vater oder um meine Oma, aber anders als vor über 30 Jahren. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich damals ein anderer Mensch war und somit anders empfunden habe.
Wenn ich im Büro sitze und spontan traurig werde, was zwar selten ist, aber dennoch vorkommt, dann beginne ich zu schauspielern. Auf Arbeit muss ich versuchen professionell zu sein, denn ich kann ja nicht den ganzen Tag mit einem "Beerdigungsgesicht" durch die Gegend laufen. Es wäre nicht angebracht, traurige Stimmung auf das Team abstrahlen zu lassen und das Arbeitsklima negativ zu beeinflussen. Aber ich kann auf Knopfdruck auch nicht so tun, als ob die Sonne wieder scheint. Die Trauer ist ein Gefühl, das sich nicht ein- oder ausreden lässt. Sie verhält sich wie ein uneingeladener Gast, der einfach kommt, wann er will und solange bleibt, wie es ihm passt.
Traurige Gefühle treten bei mir immer punktuell zum Vorschein, manchmal auch nur für wenige Augenblicke. Es ist so wichtig, Trauer nicht zu unterdrücken und so befreiend, sie rauszulassen. Weinen zu können, besonders als Mann, ist etwas Großartiges und trägt mit dazu bei, die Seele von negativen Gefühlen zu bereinigen. Das Ziel ist nicht sich künstlich in die Trauer hineinzusteigern und sich in ihr zu suhlen, sondern vielmehr sie zuzulassen, wenn sie hochploppt.