Meine Mutter und ich
-ZurĂŒck zum Nullpunkt-
Das Band zwischen meiner Mutter und mir war stets innig, auch wenn wir seit den 90ér Jahren tausende Kilometer voneinander entfernt wohnten und uns nur selten sahen.
Abgesehen von ein paar Monaten in meinen Teenager-Jahren, wo ich gegen mein Elternhaus innerlich rebellierte, waren meine Mutter und ich miteinander im Reinen. NatĂŒrlich gab es in der Sache auch mal unterschiedliche Meinungen, was zu einem zwischenmenschlichen Miteinander dazugehört. Zwischen uns gab es jedoch nie irgendwelche dauerhaften Vorhaltungen, weil wir beide nicht streitlustig veranlagt sind. Nach einer Meinungsverschiedenheit war der eine dem anderen nicht dauerhaft "böse", um es mal platt auszudrĂŒcken. Nur wenn man ein versöhnliches Charakterelement inne hat, ist eine dauerhaft stabile Beziehung zu einem Menschen möglich.
Meine Mutter und ich telefonierten wĂ€hrend der letzten Monate fast jeden Tag zusammen, auch wenn ein GesprĂ€ch manchmal nur 5 Minuten dauerte. Aber wir hörten unsere Stimmen und spĂŒrten, dass es dem jeweils anderen (den UmstĂ€nden entsprechend) gut ging.
All das Gewesene ist nun nicht mehr. All das Gewachsene ist in sich zusammengefallen und fĂŒhrt zurĂŒck zu einem Ursprung, dem Nullpunkt. Ich kann sie nicht mehr sehen, hören oder berĂŒhren. Der Tod ist der vollkommene Stillstand oder Nullpunkt des Lebens.
Auch wenn ihr Köper zu staub zerfĂ€llt und sich unsere zwischenmenschliche NĂ€he durch die Trauer in eine Erinnerung wandelt, so bleibt die innerliche Verbindung zwischen uns erhalten, denn ich kann sie in meiner Seele fĂŒhlen. Auch wenn das eine Ende des Bandes in die Ewigkeit fĂŒhrt, so verbindet es ein Teil unserer Herzen.