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Mittwoch, 30. Dezember 2020

Eintrag 393

Wenn die Stille schreit
-Eindrücke aus meiner Isolation-

Vorwort: 
Der folgende Beitrag wurde zwischen dem 21.12 und 26.12.2020 geschrieben. 
Da ich an verschiedenen Tagen auch naturgemäß
verschiedene Stimmungen hatte, 
kann es sein, dass dieser Text brüchig wirkt. 
Dieser Eintrag ist nicht chronologisch verfasst worden, 
sondern erzählt sprunghaft meine Gedanken und Eindrücke 
aus den Tagen meiner Isolation.

Die ersten Tage in der verordneten Isolation fühlten sich merkwürdig an. Ich fühlte mich als unfreiwilliger Statist in einem surrealen Film, in dem ein Regisseur mein Handeln vorgibt. Meine ohnehin wenigen Gänge vor die Wohnungstür fielen von einem Tag auf den anderen ganz weg. 

Bis zu meinem Arbeitseinsatzende im Homeoffice (22.12.2020) war ich tagsüber arbeitstechnisch eingespannt und somit etwas abgelenkt. Die Zeit im Homeoffice vergeht sowieso scheinbar langsamer, weil die Eindrücke des Arbeitsweges wegfallen. Für mich waren die vielen Arbeitstage im November und Dezember (zu Hause) ein großer Gewinn, weil ich gleich nach dem Arbeitsende den Feierabend genießen konnte ohne einen langen Fahrtweg in Kauf nehmen zu müssen. Es ist jedoch ein Unterschied, ob man nachmittags noch in den Supermarkt gehen kann oder nicht. 

Die arbeitsfreien Tage ähnelten sich in ihren Abläufen: Aufstehen, ins Bad gehen, Frühstücken, TV, Internet, Kaffee trinken, ggf. Mittag + Abendbrot essen und Hausarbeit erledigen. Das waren im Wesentlichen die Inhalte meiner Tage. Die wirklichen emotionalen Highlights erlebte ich, wenn mich meine Freundin oder mein Sohn anriefen. Es sind zwei liebevolle Stimmen auf die ich mich stets gefreut habe und immer freuen werde, wenn ich sie höre. 

Aus meiner Sicht ist es ein gravierender Unterschied, ob eine isolierte Situation in der Wohnung selbst gewählt wird oder diese durch eine Verordnung stattfindet. Wenn nämlich diese Situation selbst gewählt wird, so ist dennoch ein Gang vor die Haustüre möglich, weil die Entscheidungsfreiheit geblieben ist. Bei einer Verordnung fällt diese Entscheidungsfreiheit weg. 

Vermutlich ist es großer Unterschied, ob man mit einem Partner / einer Familie in die Isolation geht oder allein. Wenn andere Menschen mit betroffen sind, so hört man zumindest öfter Stimmen und es findet eine regelmäßige zwischenmenschliche Kommunikation statt. Das Zeitempfinden ist in der Gemeinschaft sicher ein anderes. 

Die Augenblicke, in denen ich meine Freundin einfach gern in den Arm genommen hätte, waren nicht selten. Die Augenblicke waren auch nicht selten, in denen ich mir wünschte mit meinem Sohn gemeinsam Nudeln zu kochen. Die Stille kann schreien! Dies war eine wichtige Erkenntnis dieser Tage.

Obwohl sich im Laufe der Zeit bei mir Gott sei Dank kein positiver Befund zeigte, ärgerte ich mich hin und wieder darüber, wie es allgemein zu dieser pandemischen Lage kommen konnte. Viele Menschen wie ich, die im Sommer vor dem Herbst gewarnt hatten, wurden als Panikmacher abgestempelt. Die hemmungslosen Partybilder und bewussten Regelbrühe im großen Stil, die im Sommer in den Medien zu sehen waren, gingen mir durch den Kopf.

Mir war im Kern die Notwendigkeit der Maßnahme, die gegen mich "verhängt" wurde, verständlich und ich empfand sie, epidemisch betrachtet, als richtig. Diese Einsicht half jedoch nicht gegen meine Langeweile und Bewegungseinschränkung. Ich schaute oft aus dem Fenster und beneidete die Menschen, die im Lockdown noch in den Supermarkt oder spazieren gehen konnten. Was tun gegen die Monotonie? Eine willkommene Abwechselung war es diesen Eintrag zu schreiben, damit ich meine Gedanken reflektieren konnte.

Ab und zu versuchte ich zu ergründen, weshalb ich diesen "ruhigen" Tagen nichts Positives abgewinnen konnte. Schnell kam mir der Vergleich in den Sinn, dass sich ein Arbeitnehmer zwar auf seinen Urlaub oder freie Tage freut, aber nicht auf seine (ungewollte) Arbeitslosigkeit. Dieser Vergleich hinkt, er soll aber versinnbildlichen, dass ein Zustand (freie Tage) anders wahrgenommen wird, je nach dem, ob er gewollt (Urlaub) oder nicht gewollt (Arbeitslosigkeit) ist.

Vor dem Einschlafen hoffte ich oft, alles sei nur ein böser Traum. Wenn ich morgens aufwache ist es Freitag und meine Freundin kommt zu mir, so mein abendlicher Wunsch. 

Mein Kühlschrank war zu Beginn der Maßnahme gut gefüllt, weil ich mir im Vorfeld eigentlich einen kleinen Vorrat für die Weihnachtsfeiertage und das geplante Treffen mit meiner Freundin anlegen wollte. Außerdem habe ich sowieso viele Nudeln vorrätig, da mein Sohn Nudel-Fan ist. Auch 2,5 Packungen Kaffee sollten bis zum nächsten Einkauf ausreichen. 

Egal ob werktags, am Wochenende oder im Urlaub: Zwischen 04.00 und 05.00 werde ich grundsätzlich wach und es gelingt mir nicht immer, wieder tief und fest einzuschlafen. Diese Aufwachzeit rührt natürlich daher, dass ich früh aufstehen muss, wenn ich mit dem Zug zu einem Arbeitseinsatz fahre. Mein Bio-Rhythmus hat sich offenbar auf diese Uhrzeiten eingestellt. Während der letzten arbeitsfreien Tage schlief ich gelegentlich nochmal kurz ein bzw. schlummerte vor mir her, bevor ich dann aufstand. Ich schlief jedoch selten länger als 09.00 Uhr. Dafür wurde ich relativ früh müde und ging dann auch schlafen. 

Nach ein paar Tagen gab es Phasen, in denen es mir gelang mich mit meiner Situation abzufinden. Immer häufiger drang der Gedanke durch, dass ich die Dinge nicht ändern kann und einfach hinnehmen sollte. Mir war völlig bewusst, dass es Schlimmeres auf der Welt gibt als ein paar Tage allein in der Wohnung verbringen zu müssen. 

Mein "Problem" war offenkundig die Traurigkeit darüber, dass ich meiner Freundin und meinem Sohn, die ich stark vermisse, absagen musste. Die beiden Treffen, auf die ich mich sehr freue, werden bald nachgeholt.

Fazit: 
Wegen der Sehnsucht zu meiner Freundin 
und meinem Sohn empfand ich
diese Zeit als beklemmend und unerfreulich.
Im Grunde habe ich während der letzten Tage 
den "totale Lockdown" zu spüren bekommen. 
Mehr Lockdown geht eigentlich nicht. 

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