Ein bisschen Ich.
Teil 34.
Am Ende des Tages wurde
Pascale immer zum allein Schuldigen gemacht.
Es ist nicht leicht ĂŒber negative Erlebnisse zu schreiben ohne in einem "Jammerton" zu verfallen. Wenn ich hier meine GefĂŒhle offen lege, dann versuche ich stets sehr oberflĂ€chlich zu bleiben und meine allgemeinen Erfahrungen, die ich ĂŒber mein ganzes Leben hinweg gesammelt habe oder sammeln musste, zusammenzufassen.
Seit meiner spĂ€ten Jugend erlebte ich in gewissen Phasen immer wieder, dass mein im Grunde gutmĂŒtiges und nach Ausgleich suchendes Wesen mit FĂŒĂen getreten wird.
Nicht das ich hier falsch verstanden werde: Mir ist klar, dass ich nicht perfekt bin und auch meine "Macken" habe. Aber welcher Mensch ist denn schon perfekt und frei von Fehlern? Ich kann von mir behaupten, dass ich in vielen Dingen des Lebens stets darum bemĂŒht war und bin, in Konflikten nach einem Ausgleich zu suchen. Die Worte "Kompromiss" und "Diplomatie" sind stets Leitlinien meines Handelns, weil ich gern versuchen möchte, in einem möglichst harmonischen Umfeld zu leben.
Der Streit hat, seit meiner frĂŒhen Kindheit immer mal wieder, mein Leben dominiert. Ich wuchs als kleiner Junge in einem ĂŒberwiegend nicht harmonischen Umfeld auf, was mich schon damals sehr belastete. Von der zweiten oder dritten Klasse bis weit in mein Erwachsenenalter hinein, litt ich massiv unter dem sogenannten "Stottern". Besonders in der Grundschule, die damals bis zur 6. Klasse ging, war ich sprachlich sehr gehemmt. Dieser Sprachfehler war eine Folge verschiedenster negativer frĂŒhkindlicher Erlebnisse, deren Ursprung eine Kommunikationsstörung in meinem Umfeld war (Disharmonie / Alkoholismus / Streit). Diese Erfahrungen prĂ€gten mich und ich komme seit vielen Jahren immer wieder zu dem Entschluss, dass man bei kleineren Meinungsverschiedenheiten, die im zwischenmenschlichen Verhalten normal sind, grundsĂ€tzlich versucht sein sollte ruhig und besonnen zu bleiben.
Das Leben ist kurz, sehr kurz und ich glaube, dass es generell verschwendete Lebenszeit ist, sich wegen "Kleinigkeiten" gegenseitig hochzuschaukeln. Und wenn man ehrlich ist, dann besteht ein groĂer Teil von Streitereien entweder aus MissverstĂ€ndnissen oder aus "kleineren" Meinungsverschiedenheiten, die dann ausarten. Aus meiner Sicht sind die meisten Zankereien vollkommen ĂŒberflĂŒssig und vermeidbar. Schon allein die vielen Gedanken, die man sich macht, sind verlorene Zeit und Energie, die an anderer Stelle im Leben fehlt.
Ăber meine bisherige Lebenszeit betrachtet, ist mir bei einigen Menschen deutlich aufgefallen, dass sie geringfĂŒgige AnlĂ€sse dafĂŒr nutzten, um einen lĂ€ngeren Streit vom Zaun zu brechen. In einigen FĂ€llen gab es auch gar keinen Anlass, es wurde einer konstruiert, um einen Vorwand zu haben. In einer völlig harmlosen Situation wurden Dinge, die miteinander ĂŒberhaupt nichts zu tun hatten, vermengt, damit sie einen Grund finden konnten, um mit mir zu zanken.
Ereignisse (GesprĂ€chsinhalte, harmlose Situationen) wurden gern so uminterpretiert, wie es ihnen gerade in dem Kram passte. Der Zank ging fast ausschlieĂlich von der anderen Seite aus, denn egal was ich sagte oder nicht sage, egal was ich tat oder nicht tat, es wurde immer weiter gezankt, ĂŒber Stunden, Tage, Wochen oder Monate hinweg, je nach Lust und Laune der einseitig streitenden Person.
Mit einem lĂ€ngeren Streit meine ich nicht, dass man mal etwas Dampf ablĂ€sst, wenn man ein Problem hat. Wir sind alle Menschen, die auch gestresst sind und bis zu einem gewissen Punkt ist das "Dampfablassen" normal und völlig in Ordnung. FĂŒr die Psyche ist es sogar wichtig, Stress loszuwerden. Ich erkenne aber inhaltlich relativ schnell, ob es in einer Konversation darum geht Stress zu bewĂ€ltigen, was notwendig ist, oder ob das eigentliche Ziel darin besteht mich dauerhaft (!) zu bevormunden, zu demĂŒtigen oder herabzuwĂŒrdigen. Denn genau in dem vorherigen Satz liegt der eigentliche Unterschied!
Wie oft in meinem Leben wĂŒnschte ich mir in gewissen Situationen einen neutralen Beobachter. Nein, ich hatte ihn mir sogar herbeigesehnt! Dann wĂ€re klar gewesen, dass ich (!) mich in konfliktĂ€ren Dialogen ĂŒberwiegend passiv verhielt und die Gegenseite immer wieder verbal Ăl ins Feuer goss. Und auch dann, wenn ich völlig aus dem Nichts wegen einer BanalitĂ€t angepammt wurde, war ich derjenige Part, der die Situation beruhigen wollte. Es gab so dermaĂen viele Situationen, in denen ich meine Kompromissbereitschaft zeigte und versuchte, das mir Mögliche möglich zu machen.
Aber nein, egal was immer ich auch Gutes vorher tat, am Ende des Tages war Pascale der "Idiot" und die Gegenseite stellte sich meist im guten Lichte dar. NatĂŒrlich rĂ€ume ich ein, dass es stets verschiedene Sichtweisen auf ein und dasselbe Ereignis gibt. Mir wurde ja von der anderen Seite oft nicht einmal zugestanden, dass ich meine eigene Sichtweise haben "darf"! Die Gegenseite stellte sich als VerkĂŒnder der alleinigen Wahrheit dar. Wie unverschĂ€mt und anmaĂend ist das denn bitte?
Ich finde es widerlich, wenn Menschen nicht im Stande sind, andere Meinungen und Sichtweisen zu achten. Was bin ich froh, dass diese Leute in meiner Vergangenheit gelandet sind.
Ich fĂŒhle,
dass der einzige Mensch,
der mich wertschÀtzt und versteht,
mein Schatz đ°❤️đđist.
Geschrieben im September/Oktober 2022