Wo sind die Kinder?
-Ein Kommentar-
Anmerkung: Dieser Eintrag ist eine gedankliche ErgĂ€nzung meiner EintrĂ€ge 451 "Pascale, der Hilferuf eines (fast) alten, weiĂen Mannes" und 331 "Ein Dinosaurier aus einer anderen Zeit".
Ja, es ist soweit. Inzwischen kann ich Ă€ltere Menschen verstehen, die sich gewissen VerĂ€nderungen verschlieĂen möchten und Dinge nicht mehr verstehen, die in der Gegenwart vor sich gehen.
Meine Kindheit lag in den 70Ă©r und 80Ă©r Jahren. Neben meinem Elternhaus haben mich sĂ€mtliche gesellschaftliche, politische und kĂŒnstlerische EindrĂŒcke wĂ€hrend dieser Jahre sozialisiert und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.
Damals waren die Hinterhöfe voll mit spielenden Kindern. Es wurde auf BĂ€ume geklettert, verstecken gespielt und beim FuĂballspielen ging leider auch mal eine Fensterscheibe zu Bruch. Vor ein paar Jahren war ich noch einmal in meinem Wohnblock unterwegs, in dem ich aufwuchs. Meine erste Frage, die ich mir stellte: Wo sind die Kinder? Wo sind die SpielplĂ€tze geblieben, immerhin gab es einen Spielplatz auf jedem Hof?
Ohne jetzt aufwendige Statistiken zu bemĂŒhen, aber nach meiner EinschĂ€tzung gab es damals mehr Haushalte mit Kindern (in der jĂŒngeren Generation) als heute. Auch der Anteil der Frauen, die ihr 1. Kind mit Anfang 20 bekommen haben, dĂŒrfte damals höher gewesen sein als heute.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass ein Kind heutzutage als "Hemmschuh" gilt, einen gewissen Individualismus nicht ausleben zu können. Viele Menschen wollen vermehrt reisen, feiern und einfach nicht erwachsen werden. Warum ist das so geworden? Sind im Jahre 2021 mehr Menschen verantwortungsloser und bindungsgestörter als vor 40 Jahren?
Ich wollte, solange ich denken kann, ein Kind in die Welt setzen. Aus meiner Sicht gehört es zum Leben dazu, dass man irgendwann ein Elternteil wird. Ein Vater oder eine Mutter zu sein ist eine sehr erfĂŒllende Lebensaufgabe. Das Schöne ist, dass man sich selbst noch einmal in dem Nachwuchs sieht. In der Kindheit meines Sohnes durchlebe ich, zumindest teilweise, noch einmal meine eigene Kindheit. Ich erlebe Dinge, die ein "Kinderloser" nie erleben kann. Es ist von einem unschĂ€tzbaren Wert sich selbst wieder als Kind zu sehen und aus diesem Blickwinkel heraus neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Wenn ich lese, dass jedes Jahr in Deutschland circa 100.000 werdende Menschen "abgetrieben" werden (Abtreibung klingt fĂŒr mich so, als wĂŒrde ein StĂŒck Holz auf einem See wegtreiben. Es ist aber ein verharmlosendes Wort fĂŒr einen sehr brutalen Vorgang), ja dann fĂŒhle ich, dass ich in einer Zeit lebe, in der ich nicht leben möchte. Ich zweifele stark an, dass hinter jeder Abtreibung ein gesundheitliches Problem der Frau, des Kindes oder eine Vergewaltigung steckt. Das wĂ€ren fĂŒr mich (!) ernsthafte GrĂŒnde fĂŒr diesen Schritt.
In was fĂŒr einer Gesellschaft leben wir, in der sich (einige) Parteien und Organisationen sogar dafĂŒr einsetzen, Abtreibungen zu erleichtern? Wenn es eine Zelle schafft, an der VerhĂŒtung vorbei zu einem Embryo zu werden, dann kann dieses werdende Leben froh sein, wenn es nicht einem Auslandssemester in Australien oder einem Praktikum in Frankreich zum Opfer fĂ€llt. Ist das nicht irgendwie traurig?
Die moralische Tragik liegt darin, dass meine Ansichten in gewissen Kreisen als konservativ und reaktionĂ€r gelten, weil meine Kritik indirekt das Selbstbestimmungsrecht der Frau berĂŒhrt. Die Natur hat es nun mal so gewollt, dass die Frau das Kind austrĂ€gt. Mir geht es daher nicht darum das wichtige Selbstbestimmungsrecht der Frauen zu hinterfragen. Ich wĂŒrde auch dann Abtreibungen kritisieren, hĂ€tte die Natur entschieden, dass MĂ€nner die Kinder austragen. Ich versuche lediglich zu erkunden, warum der Individualismus offenbar wichtiger geworden ist als ein Kinderleben? Warum entscheiden sich immer mehr MĂ€nner und Frauen gegen ein Kind bzw. fĂŒhlen gar nicht mehr den innerlichen Drang, ein Kind bekommen zu wollen?
Gegen den Klimawandel zu demonstrieren bewegt die Massen und liegt im Zeitgeist. Aber "dagegen" zu sein, dass 100.000 werdende Menschen wie ein eitriger Pickel aus dem Köper herausgequetscht werden, ist, laut Zeitgeist, kirchlich-fundamentalistisch. Warum regt sich hierĂŒber kaum einer auf?
Mir ist bewusst, dass ich diese Dinge nicht Àndern kann. In mir herrscht jedoch eine innerliche Unruhe und ich kann erst dann besser schlafen, wenn ich gewisse Gedanken in einen Text formuliere und Fragen stelle, auf die wohl nie eine Antwort erhalten werde.
Warum maĂt Du Dir an ĂŒber dieses Thema zu urteilen ? Hat eine Frau abgetrieben, die von Dir keine Kinder wollte?
AntwortenLöschenSehr sensible sollte man damit umgehen,als mÀnnlicher Mensch!
Gibt es hier keine Ăberwachung in diesem Blog?
Darf ein "mÀnnlicher Mensch" zu diesem Thema keine Meinung haben?
AntwortenLöschenWir leben in einem freien Land mit freier MeinungsĂ€uĂerung zu gesellschaftlichen Themen.