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Frühling🌞🌞🌞//🐰❤️🐌 = P❤️M

Sonntag, 27. Oktober 2019

Eintrag 230

Morgen ist es endlich soweit. Nach langer Suche und vielem Hin und Her, beginnt morgen mein erster Arbeitseinsatz in NRW. Der gesamte Arbeitsweg beträgt, wie in Berlin auch, circa 2 Stunden pro Strecke. 

Vor jedem Einsatzbeginn bin ich nervös, weil ich unsicher bin, ob ich mich in kurzer Zeit gut in die betrieblichen Strukturen integrieren kann. Die Erwartungen der Betriebe sind stets unterschiedlich. Jedes Unternehmen hat seine Eigenheiten und besonderen Prozesse, die ich schnell erfassen und erlernen muss. Im Grunde bin ich eine Art "Feuerlöscher", der einen betrieblichen Engpass bestmöglich überbrücken muss. Die Einarbeitungszeit ist grundsätzlich kurz, weil die Einsätze meist zeitlich begrenzt sind.

Eintrag 229

76. Papazeit

(20.10.2019-27.10.2019)

Während dieser Papazeit fand eine Premiere statt, denn Leonard und ich waren noch nie so lange an einem Stück allein zusammen, wenn ich mich richtig erinnere.

Leonard und ich sind gerade dabei uns "anders" kennenzulernen. Irgendwie kann ich diesen Zustand nur schwer formulieren. Wie ich schon einmal in einem früheren Eintrag andeutete, lernt mich mein Sohn nun auch im Alltag kennen. Wir sehen uns nun häufiger und der "Glanz der Besonderheit" weicht jetzt einem Gefühl der "vertrauten Beständigkeit". Es findet somit ein Stück mehr "Normalität" statt, wenn ich mir das so vor Augen halte.

Wir waren 2 Mal Lebensmittel einkaufen und haben Spaziergänge unternommen. Weiterhin baute Leonard mit Lego-Steinen oft Fahrzeuge und Häuser. Wir schlenderten erneut am "Oberen Schloss" herum und genossen einen warmen Herbsttag. Natürlich schauten wir auch gelegentlich einen Kinderfirm auf DVD oder eine Serie in den Kinderprogrammen.

Am Sonntag brachte ich ihn mit dem Zug zu seinem Wohnort, der nur wenige Kilometer von Siegen entfernt liegt. 

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Eintrag 228

Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag, 
Papa.

Heute wäre mein Vater 80. Jahre alt geworden. Meine Erinnerungen an ihn sind leider nur noch skizzenhaft, weil er im Jahre 1989 qualvoll nach einer langen Alkoholkrankheit starb, als ich 15 Jahre alt war.

Ich behalte schöne und traurige Augenblicke in stetiger Erinnerung. Die beiden folgenden Texte habe ich vor vielen Jahren über ihn geschrieben.

Ich vermisse Dich!!!

Im Abendglanz.
Geschwollene Augen sehen nach oben
in die untergehende Sonne.
Wolken rötlich gefärbt.
Hände zittern.
Wieder hatte er den Inhalt des Glases
verschüttet bei dem Versuch zu trinken.
Aufstehen kann er nicht.
Es fällt ihm schwer.
Er steht mitten im Leben und
doch neigen sich seine letzten Tage
dem Ende entgegen.
Er weiß es.
Gesicht aufgedunsen.
Krämpfe am ganzen Körper
werden gelindert bei einem
erneuten Schluck aus dem Glas.
So viel hätte er gern noch gesehen
und gesagt.
Niemand verstand ihn.
Hilfe wollte er nicht.
Er wollte sich bei seiner Frau
entschuldigen für die
letzten Ehejahre.
Seinen Kindern wollte er noch einen
Abschiedskuss geben,
doch sie waren nicht da.
Er wird beide nicht mehr sehen.
Die nächste Begegnung mit
ihnen wird auf dem Friedhof sein.

Gewidmet meinem Vater (1939-1989)
Pascale A.
30.08.2001



Vaterlos.
Väterlicher Nähe,
beerdigt als ich 15 Jahre war.
Träume verbrannt.
Hoffnungen ertrunken.
Der Frühling liegt mit ihm begraben
unter schwarzen Rosen,
die Herbststürme mit ins Land
der Einsamkeit wehten.
Glühende Sehnsucht nach eisiger Ferne.
Sein Schatten ist immer bei mir.
Meinen sehe ich nicht.
Suchen kann ich im Staub meiner Wüste.
Finden werde ich ihn nie.
Mit ihm spricht die Brandung meines Herzens.
Erinnerung verblutet auf dem Weg in die Vergangenheit.
Alles, was von ihm in mir übrig blieb, ist kalte Leere.
Gespräch ist zu einem Gebet verkommen.
Mein einziger Gang zu ihm ist ein Besuch auf dem Friedhof.
Letzter Weg ihm Liebe zu zeigen ist ein Kniefall vor seinem Grab.
Alles, was ich von meinem Vater noch habe, ist nichts.
Pascale A.
01.09.2001 

Sonntag, 20. Oktober 2019

Eintrag 227

Das "goldene" Herbstwetter, wie es noch vor wenigen Tagen vorherrschte, ist vorbei. Es reget überwiegend und der Himmel ist grau in grau. Ich war fast dazu geneigt zur Mittagszeit das Licht einzuschalten, weil es gar nicht richtig hell werden mochte.

Der Oktober verabschiedet sich allmählich und der November rückt die Natur näher an den Winter heran. Kühl wird die Nase im Abendwind und Spinnenweben funkeln feucht im Sonnenlicht. Viele Tiere suchen sich einen Platz, um den herannahenden Winter zu überstehen. Es naht die dunkele Jahreszeit, derer man mit Kerzen und Lichterketten begegnen kann. 

Donnerstag, 17. Oktober 2019

Eintrag 226

Vor wenigen Minuten klingelte das Telefon und mir wurde mitgeteilt, dass der Kunde meinen Arbeitseinsatz genehmigt hat. Ich werde, wenn alles so bleibt wie besprochen, einen Einsatz als Kreditor haben. Alle weiteren Einzelheiten kläre ich während der nächsten Tage mit meinem Arbeitgeber.

Somit bleit meine 100%-Quote erhalten, was die Zusage bei Vorstellungsgesprächen unter meinem jetzigen Arbeitgeber betrifft. Nach jedem Gespräch hat mich der Kunde für einen Arbeitseinsatz gebucht.

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Eintrag 225

Der Wecker klingelte um 05.30. Heute war der Tag, an dem ich meinen Anzug tragen wollte, denn für 10.00 war ein Vorstellungsgespräch in einer rheinischen Großstadt vereinbart. Es handelt sich um einen Kurz-Einsatz bis zum Jahresende, der für mich in NRW arbeitstechnisch ein sehr guter Einstieg wäre. 

Der Zug verließ um 07.10 den Siegener Hauptbahnhof und brachte mich pünktlich ans Ziel. Ich merkte, dass ich zu früh war und trank in einer Bäckerei noch schnell eine Tasse Kaffee, bevor ich in die Straßenbahn stieg. Ich hatte diese Pufferzeit in der Planung bewusst einkalkuliert, falls etwas dazwischen kommt (Zugverspätung). Die letzten 900 Meter musste ich laufen, bevor ich um 09.45 am potentiellen Einsatzbetrieb ankam. Das Gespräch verlief aus meiner Sicht sehr positiv und ich habe ein gutes Bauchgefühl. Morgen Nachmittag erfahre ich dann, ob mich der Kunde bis zum Jahresende buchen möchte oder nicht.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Eintrag 224

Das goldene Oktoberwetter hat auch diese Region fest im Griff. Mit milden Temperaturen zeigt sich der Herbst in diesen Tagen von seiner angenehmen Seite. Die Straßen-Cafe´s sind voll, die Menschen genießen das Wetter und lassen sich von der Sonne berieseln.

Heute Vormittag klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war eine höfliche Kollegin meines Arbeitgebers, die für morgen ein Vorstellungsgespräch bei einem Kunden organisiert hat. Die Fahrtzeit zum potentiellen Einsatzbetrieb beträgt etwas weniger als 2 Stunden, für mich ein normaler Arbeitsweg. Ich hoffe sehr, dass ich bei dem Gespräch überzeugen und in dem Betrieb in einem Einsatz meine Fähigkeiten präsentieren kann. 

Montag, 14. Oktober 2019

Eintrag 223

75. Papazeit

(11.10.2019-13.10.2019)

Da Leonard am nächsten Wochenende wohl keine Zeit hat, haben wir das Papa-Wochenende vorverlegt, sodass ich ihn an zwei Wochenenden hintereinander hatte. Der Höhepunkt an diesem Wochenende war ein langer Spaziergang mit einem anschließenden Lebensmitteleinkauf für das gemeinsame Kochen. 

Am Samstag schlenderten wir bei strahlender Herbstsonne zum "Oberen Schloss" und besuchten die Aussichtsplattform. Leonard war neugierig und hat gleich meinen Balkon gesichtet, der nur ca. 200 Meter Luftlinie vom Schloss entfernt liegt. Meinem Sohn fiel auf, dass ein Großteil der Schlossparkbesucher unentwegt auf das Handy starrte. Ja, es stimmt wirklich. Viele Menschen sahen die bunten Herbstbäume und Blumen nicht, weil sie am Telefon spielten. Was für eine Zeitverschwendung. Natürlich kann man mal kurz auf das Handy schauen und eine Nachricht lesen oder beantworten, aber warum gehen diese Leute in die Natur, wenn sie diese sowieso nicht wahrnehmen? 

Nach ungefähr 45 Minuten liefen wir dann die Kölner Straße entlang in Richtung "City-Galerie". Wir schleckten eine Eiskugel und suchten einen großen Supermarkt auf. Das Ziel des Einkaufes waren die Zutaten für eine schmackhafte Nudel-Suppe. Mir ist es wichtig, dass mein Sohn auch zielgerichtet einkaufen lernt. Wir kauften Suppengrün, Erbsen, Nudeln, Würstchen und Zwiebeln. Natürlich darf nach so einem Supermarktbesuch eine kleine Nascherei nicht fehlen:-)

Als wir die City-Galerie verließen, liefen wir den ganzen Weg zurück in die Oberstadt, weil die Busse ungünstig fuhren. Zuhause angekommen, bereiteten wir die Suppe zu, die wir dann genussvoll verspeisten. Abends schaute Leo noch etwas Kinderprogramm, bevor wir einschliefen.

Am Sonntag wollte mein Sohn gern Mathe-Aufgaben lösen. Es ist gar nicht so leicht sich ständig neue Aufgaben auszudenken. Nach dem Mittagessen schaute Leonard noch etwas DVD und machte einen ausgiebigen Mittagsschlaf, bevor wir in den Zug stiegen, der ihn nach Hause fuhr (Fahrzeit 10 Minuten). 

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Eintrag 222


Trübes Wetter mit viel Regen. Gedanken zum Beginn der Übergangszeit zwischen Sommer und Winter.


Mitten im Herbst.


Bäume
werden kahl.
Schweigende Winde 
wehen
bunte Blätter von dannen.
Aus Blüten
wurde Laub.

Kinder sammeln 
Kastanien
in der untergehenden
Sonne.
Im Wald,
viele Ideen.
Der verstorbene Frühling
 wird auf
dem Kita-Tisch
zur Dekoration
verbastelt.

Schwerer Nebel
greift mit stählender Hand
zur Wende.
Das Jahr
senkt allmählich
sein Haupt.
Kahle Zweige
winken stürmisch
den Winter herbei.

Nur noch ein paar Wochen
und dann,
bedeckt der
erste Schnee
das Land.

Text: Pascale A. 

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Eintrag 221

Die Suche nach einem Einsatzbetrieb läuft

Seit Montag bin in den Kölner Kollegen unterstellt, die für mich eifrig einen Einsatzbetrieb suchen. Sie rufen mich jeden Tag mindestens einmal an, es wird vermutlich noch ein paar Tage dauern, bis ich einen neuen Arbeitsort habe.

Meine Einsätze werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in Siegen stattfinden, sondern eher auf der Rhein-Sieg-Achse, also mehr in Richtung Köln. Ich nehme gern Arbeitswege von bis zu 2 Stunden pro Fahrstrecke in Kauf, wie sie auch in Berlin die Regel waren. Natürlich freue ich mich immer über kürzere Wege, sollte es einen Kunden in der Nähe geben. Bei jedem Vorschlag prüfe ich stets die Fahrdauer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit denen ich mich fortbewegen muss.

Es ist wichtig im Tages-Rhythmus zu bleiben, weil es grundsätzlich jeden Tag losgehen kann. Ich kenne das Geschäft gut, der nächste Anruf kann ein Vorstellungsgespräch und somit ein potentiell neuer Arbeitseinsatz bedeuten. 

Dienstag, 8. Oktober 2019

Eintrag 220

Veränderte Vaterrolle

Ich war bis zum 3. Lebensjahr meines Sohnes mehr oder weniger täglich in seinem Leben präsent. Aufgrund des trennungsbedingten Umzugs nach Berlin im Jahr 2014 fiel es mir schwer, mich den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Da Leonard mit seiner Mutter vorübergehend nach Sachsen zog, begann für mich an jedem 2. Wochenende ein Pendel-Leben mit dem Fernreisebus. Als er dann nach kurzer Zeit wieder in diese Region zog, sah ich ihn wegen der viel größeren Entfernung lediglich einmal im Monat. Zwischen meinem Sohn und mir entwickelte sich eine Sehnsuchts-Defizit-Beziehung, die es zu meistern galt. Nun bin ich in seine Nähe gezogen, was für die Vater-und-Sohn-Bindung von Vorteil ist.  

Aufgrund meiner häufigeren Präsenz wird sich auch meine Vaterrolle verändern. Ich werde in der Erziehung mehr Einfluss auf meinen Sohn haben als noch vor wenigen Wochen. Die vermehrte Wahrnehmung von mir, seinem leiblichen Vater, führt automatisch zu einer Verschiebung der Patchwork-Familienstruktur. Mein Wort aus der Nähe wird mehr Gewicht als aus der Distanz am Telefon haben, so meine Vermutung. Leonard nahm mich bis jetzt eher als Urlaubs- oder Freizeitvater wahr, nun erlebt er mich öfter im Alltag, wozu ich auch die Wochenenden zähle. 

Leo kann sich gut allein beschäftigen, er braucht aber auch eine geistige Herausforderung, wie ich mal wieder am Wochenende feststellte. Mein Kind brennt förmlich darauf, dass man ihm knifflige Rechenaufgaben stellt. Ich möchte dieses Interesse fördern, so gut es geht. In der Pubertät kann es Phasen geben, in denen die Schule weniger im Vordergrund steht. 

Im Grunde besteht ein wichtiger Punkt in der Erziehung darin, das Selbstvertrauen des Nachwuchses zu stärken. Das soziale Leben besteht meistes aus Kompromissen. Mein Sohn soll lernen sich in gewissen Punkten durchzusetzen, aber auch mal nachzugeben. Das Nachgeben ist nicht zwingend eine "Schwäche". Ich möchte ihm ein "Spielfeld" bieten, in dessen Grenzen er sich ausprobieren und entwickeln kann. 

Natürlich lernt man auch als erwachsener Mensch von einem Kind, indem es einen stets vor neue Situationen stellt, auf die es adäquat zu reagieren gilt.

Montag, 7. Oktober 2019

Eintrag 219

74. Papazeit

(03.10.2019-06.10.2019)

Am 3. Oktober ist Leonard 8 Jahre alt geworden. Er hat sich über die vielen Glückwünsche und Telefonate sehr gefreut. An seinem Geburtstag gab es Kaffee und Kuchen ohne Kinderbesuch, die Kinderfeier war einen Tag später. Aus irgendwelchen Gründen hätten an seinem Geburtstag wohl weniger Kinder Zeit gehabt, um mit ihm zu feiern. 

Am 4. Oktober habe ich nachmittags mit meinem Kumpel in einem 2.-Hand-Laden einen gebrauchten Tisch und Stühle für ein paar Euro gekauft. Man glaubt gar nicht, wieviel gut erhaltene Möbel in so einem Laden zu fairen Preisen angeboten werden. Abends haben wir Leonard von Zuhause abgeholt, nachdem sein Kindergeburtstag in einem Bastel-Club beendet war. Mein Kumpel hat uns vor der Haustür abgesetzt und Leonard und ich gingen dann in die Wohnung. Ich habe meinem Sohn zuvor erklärt, dass die Wohnung noch fast leer ist.

Am Wochenende haben wir Lebensmittel einkauft, rechneten viele knifflige Aufgaben, bastelten kleine Häuschen für die Eisenbahn und schauten DVD. Ruck Zuck ging das schöne Wochenende mit ihm vorbei.

Eintrag 218

Die ersten Tage in Siegen

Am Samstag, den 28.09. belud ich mit freundlicher Unterstützung den Transporter und fuhr nach dem Abschied über die A2 nach Siegen. Ich kam am späten Abend an und übernachtete in einem Ferienzimmer. 

Den Sonntag "gammelte" ich in Siegen herum und besuchte ein Restaurant, in dem ich mich relativ lange aufhielt. Es gab auch die ein oder andere Stunde, die ich auf dem Parkplatz im Transporter verbrachte, weil es stark regnete. Am späten Nachmittag konnte ich dann zu Leo, der tagsüber unterwegs war. Mein Sohn hat sich sehr gefreut mich zu sehen. Nach dem Abendessen gingen wir gleich ins Bett, denn ich war extrem erschöpft. 

Der Montag (Umzugstag) begann mit einem Guten-Morgen-Kuss von meinem Sohn. Nach dem Frühstück brachte ich ihn in die Schule und fuhr nach einer kurzen Pause zur Wohnungsübergabe in die Siegener Oberstadt. Die Übergabe verlief reibungslos. Gegen 11.00 kam ein Kumpel aus alten Uni-Zeiten und half mir, den Transporter zu entladen. Das hat einige Zeit gedauert. Als wir fertig waren und ich den Transporter in einer Dreipunkt-Wendung drehen wollte, streifte ich in der Einfahrt die Häuserwand. 

Natürlich habe ich gleich die Polizei gerufen, da am Auto ein nicht geringer Schaden entstanden ist. An der Häuserwand ist nur etwas Farbe abgeblättert, aber auch hier ging ich auf Nummer sicher und habe den Schaden der Hausverwaltung gemeldet. Die Schadensmeldung der Polizei habe ich zuerst dem Autoverleiher gemeldet, als ich den Wagen abgegeben habe. Da ich die Eigenbeteiligung im Schadensfalle mit einer kleinen Zusatzgebühr von 900 Euro auf 100 Euro reduziert habe, bekomme ich sogar noch 150 Euro meiner Kaution wieder.  Mir werden lediglich 100 Euro von meiner Mietkauton einbehalten, mehr passiert für mich nicht. Alles weitere regelt die Versicherung der Autovermietung.

Mein Kumpel hat mir erstmal ein paar Dinge (z.B. Matratze) geliehen, die ich mir während der nächsten Wochen / Monate günstig selbst anschaffen werde. 

Wichtig sind natürlich auch DSL, TV und Laptop. Alles nur über das Handy zu regeln ist auf die Dauer zu kompliziert, weil für mich das Handy zum Tippen zu klein ist. Die Hausverwaltung, welche vor Ort einen großen Wohnungsbestand betreut, hat Sonderkonditionen mit einem großen regionalen Kabel- und Internetanbieter ausgehandelt. Ich habe mir diesen unschlagbaren Billig-Tarif natürlich gesichert und DSL ist jetzt freigeschaltet. Bei TV und Laptop habe ich nach günstigen Ausstellungs- bzw. "Schaufenstergeräten" gefragt. Mir ist es nun gelungen sehr günstige Geräte zu ergattern. Für mich reichen Geräte in der unteren Preiskategorie völlig aus und wenn ich darauf nochmal viele Prozente bekomme, ist das doch gut. Eine kleine Anzahlung habe ich geleistet, den Rest bezahle ich in wenigen und niedrigen Raten. 

Mit meinem Arbeitgeber stehe ich in Kontakt. Ein Arbeitseinsatzbetrieb wird weiterhin gesucht. Aber so wie ich die Branche kenne, kann es von heute auf morgen passieren, dass mich ein Kunde bucht.

Samstag, 5. Oktober 2019

Eintrag 217

Gedanken 
am letzten Tag 
vor der Abreise 
von Berlin nach Siegen.


Das Atmen fällt schwer, alles ist so trübe, traurig und voller Fragen. Warum ist alles soweit gekommen? Alles hörte plötzlich auf und fand nicht mehr statt, was vorher so vertraut war. Träume blieben Träume, doch die vielen schönen Momente von 2014 bis 2019 möchte ich nicht missen.  

Und wieder bin ich in Berlin gescheitert, in dieser lebendigen, aber zerrissenen Stadt. Berlin ruht niemals, alles ist gefühlt Rund-um-die-Uhr. Man ist, allgemein betrachtet, nirgendwo allein, auch nicht an einem See. Irgendwo ist immer einer, der einem die Ruhe nimmt, die man in dieser Metropole auch Mal sucht. Warum ist es mir bisher nicht gelungen dauerhaft anzukommen? Ich weiß es nicht.

Nun ein letzter Versuch in Siegen, in der Nähe meines Kindes. Auch diese Stadt in Südwestfalen bringe ich mit dem Wort "Scheitern" in Verbindung (1. Ehe / Studium). Aber: Wenn ich jetzt noch einmal von vorn beginnen muss, dann möchte ich öfter bei meinem Kind sein und mehr Zeit mit ihm verbringen. Ich habe all die Jahre aufgrund der Entfernung und Lebensumstände sowieso zuviel Kindheit verpasst, die nicht mehr wieder kommt. Vielleicht gelingt es mir, aufgrund meiner häufigeren Präsenz vor Ort, mehr für meinen Sohn da zu sein und ihn besser zu unterstützen. Wenn man sich in meine Lage versetzt, ist dieser Gedanke absolut nachvollziehbar und nicht verwerflich.

Jetzt sitze ich hier, alles ist für den Umzug gepackt und vorbereitet. Morgen hole ich den Transporter, fahre noch einmal in die Wohnung, lade die Sachen ein und fahre nach Siegen. Wie schnell doch am Ende alles ging. Wie schnell doch alles endete und zur Vergangenheit wird. Wie schnell man Entscheidungen trifft, die einen Prozess in die Wege leiten, der alles verändert. 

Ich bin absolut nicht froh darüber, wie sich die Dinge zum Schluss entwickelt haben. Ich fühle mich leer und ausgebrannt. Traurigkeit kann ich nicht auf Knopfdruck zeigen, obwohl ich traurig bin. Jeder Mensch verarbeitet seine Trauer anders. Wenn es um die Bewältigung meiner Gefühle geht, dann weine ich meistens allein. Einige Zeit wird ins Land gehen, bis ich die Veränderungen realisiert habe. Mein komplettes Leben mit all seinen Abläufen muss ich auf die neuen Gegebenheiten anpassen und umstellen.

Dieses Foto ist das letzte von mir aus meiner Berliner Zeit. Es entstand am 21.09.2019 nach dem Spiel Hertha BSC : Paderborn im leeren Berliner Olympia-Stadion. Hinter dem leichten Schmunzeln verbirgt sich eine tiefe Traurigkeit.



Info: Dieser Eintrag wurde am 27.09.2019 geschrieben und heute veröffentlicht.

Donnerstag, 3. Oktober 2019

Eintrag 216

Umzug

Bye Bye Berlin - Hello again Siegen


Ein neuer Lebenswendepunkt findet gerade statt. Nach vielen Tränen habe ich mich dazu entschlossen in die Nähe meines Sohnes zu ziehen, um noch etwas mehr an seiner Kindheit teilzuhaben und ihn auf dem Weg in die Pubertät zu begleiten. Es wird vermutlich mein letzter Neuanfang sein, denn ich bin kraftlos, leer und ausgebrannt.

Das mit Berlin und mir sollte offenbar irgendwie nicht sein. Ich werde die Jahre von Ende September 2014 bis September 2019 mit all denjenigen Menschen, die mir während dieser Zeit nahe standen, stets in sehr guter Erinnerung behalten. Auch die schönen und emotionalen Ostsee-Besuche werde ich nie vergessen!

Als ich Ende September 2014 von Siegen nach Berlin zog, hoffte ich, dass ich in der Hauptstadt dauerhaft glücklich werden könnte. Fast genau 5 Jahre später ziehe ich wieder in die Gegenrichtung. Doch ich gehe im Guten und Blicke nicht im Groll zurück!

Der Wohnungsmarkt in Siegen ist deutlich entspannter als in Berlin. Trotz großer Bedenken fand ich relativ zügig eine Wohnung in der Siegener Oberstadt und mein bundesweit tätiger Arbeitgeber hat mich an die Kölner Kollegen überstellt. Ich ziehe nur nach Siegen, weil mein Sohn in der Nähe wohnt und ich nun bei ihm sein möchte. Dass die ständige Fahrerei von Berlin nach Siegen zukünftig entfällt, ist ein guter Nebeneffekt. 

Eines ist klar, so cool und lässig diese Nachricht vielleicht beim Leser rüberkommen mag, so fühle ich mich nicht. Die Entscheidung für einen Weggang aus Berlin war äußerst schwer. Wenn ich jetzt noch einmal von vorn Anfangen muss, dann möchte ich meinen Sohn in der Nähe haben und ich glaube, dieser Gedanke ist nicht verwerflich, sondern menschlich nachvollziehbar. Wie es mit mir weitergeht, wird die Zeit zeigen. 

Das unten stehende Gedicht entstand kurz nach der Ankunft in Berlin im Jahre 2014, als ich sorgenvoll und ängstlich in die Zukunft blickte, weil ich wusste, dass man in dieser großen Stadt schnell untergehen kann. Der Titel "...denn mein Sommer endet hier." wurde auch der Titel meiner beiden Web-Blogs. In Berlin wuchs ich auf, lebte, liebte und scheiterte, wie man sieht, leider erneut. Zwischendurch studierte ich viele Jahre in Siegen und hatte auch dort Höhen und Tiefen erfahren müssen. Natürlich entstand dieser Text in einer völlig anderen Zeit unter anderem Umständen, aber so ein ganz kleines bisschen endet wieder ein Sommer für mich.

Info: Dieser Eintrag wurde am 24.09.2019 geschrieben und heute veröffentlicht.



...,denn mein Sommer endet hier.

Von
regenbogenverschmierter Kindheit
zum Lebensrand.
Die Herbstsonne Berlins
verursacht Atemnot.
Der Schneemann
im Garten
trinkt Rotwein
und zählt die Blumen,
die aus einer Tränenrinde
emporwachsen.
Das Gestern
ertrank im Alltagssee.

Ich liege nackt
im Scherbenmeer
vor einer Gletscherspalte.
Meine Kindheitsträume
produzieren Angstzustände.
Der Stein im Herzen
trägt mich unbeschwert
durch das Leben.
Verloren im Transit,
mit einer Kerze
in der Hand.

Der tiefe Winter naht.
Mein Fluss
hat eine Haut bekommen,
auf der die Sehnsucht
Schlittschuh fährt.
Trauermaschine 
zerschmettert die Eisdecke,
denn mein Sommer endet hier.

Pascale Anhalt
Berlin, den 5. Oktober 2014