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Samstag, 5. Oktober 2019

Eintrag 217

Gedanken 
am letzten Tag 
vor der Abreise 
von Berlin nach Siegen.


Das Atmen fällt schwer, alles ist so trübe, traurig und voller Fragen. Warum ist alles soweit gekommen? Alles hörte plötzlich auf und fand nicht mehr statt, was vorher so vertraut war. Träume blieben Träume, doch die vielen schönen Momente von 2014 bis 2019 möchte ich nicht missen.  

Und wieder bin ich in Berlin gescheitert, in dieser lebendigen, aber zerrissenen Stadt. Berlin ruht niemals, alles ist gefühlt Rund-um-die-Uhr. Man ist, allgemein betrachtet, nirgendwo allein, auch nicht an einem See. Irgendwo ist immer einer, der einem die Ruhe nimmt, die man in dieser Metropole auch Mal sucht. Warum ist es mir bisher nicht gelungen dauerhaft anzukommen? Ich weiß es nicht.

Nun ein letzter Versuch in Siegen, in der Nähe meines Kindes. Auch diese Stadt in Südwestfalen bringe ich mit dem Wort "Scheitern" in Verbindung (1. Ehe / Studium). Aber: Wenn ich jetzt noch einmal von vorn beginnen muss, dann möchte ich öfter bei meinem Kind sein und mehr Zeit mit ihm verbringen. Ich habe all die Jahre aufgrund der Entfernung und Lebensumstände sowieso zuviel Kindheit verpasst, die nicht mehr wieder kommt. Vielleicht gelingt es mir, aufgrund meiner häufigeren Präsenz vor Ort, mehr für meinen Sohn da zu sein und ihn besser zu unterstützen. Wenn man sich in meine Lage versetzt, ist dieser Gedanke absolut nachvollziehbar und nicht verwerflich.

Jetzt sitze ich hier, alles ist für den Umzug gepackt und vorbereitet. Morgen hole ich den Transporter, fahre noch einmal in die Wohnung, lade die Sachen ein und fahre nach Siegen. Wie schnell doch am Ende alles ging. Wie schnell doch alles endete und zur Vergangenheit wird. Wie schnell man Entscheidungen trifft, die einen Prozess in die Wege leiten, der alles verändert. 

Ich bin absolut nicht froh darüber, wie sich die Dinge zum Schluss entwickelt haben. Ich fühle mich leer und ausgebrannt. Traurigkeit kann ich nicht auf Knopfdruck zeigen, obwohl ich traurig bin. Jeder Mensch verarbeitet seine Trauer anders. Wenn es um die Bewältigung meiner Gefühle geht, dann weine ich meistens allein. Einige Zeit wird ins Land gehen, bis ich die Veränderungen realisiert habe. Mein komplettes Leben mit all seinen Abläufen muss ich auf die neuen Gegebenheiten anpassen und umstellen.

Dieses Foto ist das letzte von mir aus meiner Berliner Zeit. Es entstand am 21.09.2019 nach dem Spiel Hertha BSC : Paderborn im leeren Berliner Olympia-Stadion. Hinter dem leichten Schmunzeln verbirgt sich eine tiefe Traurigkeit.



Info: Dieser Eintrag wurde am 27.09.2019 geschrieben und heute veröffentlicht.