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Donnerstag, 3. Oktober 2019

Eintrag 216

Umzug

Bye Bye Berlin - Hello again Siegen


Ein neuer Lebenswendepunkt findet gerade statt. Nach vielen Tränen habe ich mich dazu entschlossen in die Nähe meines Sohnes zu ziehen, um noch etwas mehr an seiner Kindheit teilzuhaben und ihn auf dem Weg in die Pubertät zu begleiten. Es wird vermutlich mein letzter Neuanfang sein, denn ich bin kraftlos, leer und ausgebrannt.

Das mit Berlin und mir sollte offenbar irgendwie nicht sein. Ich werde die Jahre von Ende September 2014 bis September 2019 mit all denjenigen Menschen, die mir während dieser Zeit nahe standen, stets in sehr guter Erinnerung behalten. Auch die schönen und emotionalen Ostsee-Besuche werde ich nie vergessen!

Als ich Ende September 2014 von Siegen nach Berlin zog, hoffte ich, dass ich in der Hauptstadt dauerhaft glücklich werden könnte. Fast genau 5 Jahre später ziehe ich wieder in die Gegenrichtung. Doch ich gehe im Guten und Blicke nicht im Groll zurück!

Der Wohnungsmarkt in Siegen ist deutlich entspannter als in Berlin. Trotz großer Bedenken fand ich relativ zügig eine Wohnung in der Siegener Oberstadt und mein bundesweit tätiger Arbeitgeber hat mich an die Kölner Kollegen überstellt. Ich ziehe nur nach Siegen, weil mein Sohn in der Nähe wohnt und ich nun bei ihm sein möchte. Dass die ständige Fahrerei von Berlin nach Siegen zukünftig entfällt, ist ein guter Nebeneffekt. 

Eines ist klar, so cool und lässig diese Nachricht vielleicht beim Leser rüberkommen mag, so fühle ich mich nicht. Die Entscheidung für einen Weggang aus Berlin war äußerst schwer. Wenn ich jetzt noch einmal von vorn Anfangen muss, dann möchte ich meinen Sohn in der Nähe haben und ich glaube, dieser Gedanke ist nicht verwerflich, sondern menschlich nachvollziehbar. Wie es mit mir weitergeht, wird die Zeit zeigen. 

Das unten stehende Gedicht entstand kurz nach der Ankunft in Berlin im Jahre 2014, als ich sorgenvoll und ängstlich in die Zukunft blickte, weil ich wusste, dass man in dieser großen Stadt schnell untergehen kann. Der Titel "...denn mein Sommer endet hier." wurde auch der Titel meiner beiden Web-Blogs. In Berlin wuchs ich auf, lebte, liebte und scheiterte, wie man sieht, leider erneut. Zwischendurch studierte ich viele Jahre in Siegen und hatte auch dort Höhen und Tiefen erfahren müssen. Natürlich entstand dieser Text in einer völlig anderen Zeit unter anderem Umständen, aber so ein ganz kleines bisschen endet wieder ein Sommer für mich.

Info: Dieser Eintrag wurde am 24.09.2019 geschrieben und heute veröffentlicht.



...,denn mein Sommer endet hier.

Von
regenbogenverschmierter Kindheit
zum Lebensrand.
Die Herbstsonne Berlins
verursacht Atemnot.
Der Schneemann
im Garten
trinkt Rotwein
und zählt die Blumen,
die aus einer Tränenrinde
emporwachsen.
Das Gestern
ertrank im Alltagssee.

Ich liege nackt
im Scherbenmeer
vor einer Gletscherspalte.
Meine Kindheitsträume
produzieren Angstzustände.
Der Stein im Herzen
trägt mich unbeschwert
durch das Leben.
Verloren im Transit,
mit einer Kerze
in der Hand.

Der tiefe Winter naht.
Mein Fluss
hat eine Haut bekommen,
auf der die Sehnsucht
Schlittschuh fährt.
Trauermaschine 
zerschmettert die Eisdecke,
denn mein Sommer endet hier.

Pascale Anhalt
Berlin, den 5. Oktober 2014