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Dienstag, 8. Oktober 2019

Eintrag 220

VerÀnderte Vaterrolle

Ich war bis zum 3. Lebensjahr meines Sohnes mehr oder weniger tĂ€glich in seinem Leben prĂ€sent. Aufgrund des trennungsbedingten Umzugs nach Berlin im Jahr 2014 fiel es mir schwer, mich den verĂ€nderten Gegebenheiten anzupassen. Da Leonard mit seiner Mutter vorĂŒbergehend nach Sachsen zog, begann fĂŒr mich an jedem 2. Wochenende ein Pendel-Leben mit dem Fernreisebus. Als er dann nach kurzer Zeit wieder in diese Region zog, sah ich ihn wegen der viel grĂ¶ĂŸeren Entfernung lediglich einmal im Monat. Zwischen meinem Sohn und mir entwickelte sich eine Sehnsuchts-Defizit-Beziehung, die es zu meistern galt. Nun bin ich in seine NĂ€he gezogen, was fĂŒr die Vater-und-Sohn-Bindung von Vorteil ist.  

Aufgrund meiner hĂ€ufigeren PrĂ€senz wird sich auch meine Vaterrolle verĂ€ndern. Ich werde in der Erziehung mehr Einfluss auf meinen Sohn haben als noch vor wenigen Wochen. Die vermehrte Wahrnehmung von mir, seinem leiblichen Vater, fĂŒhrt automatisch zu einer Verschiebung der Patchwork-Familienstruktur. Mein Wort aus der NĂ€he wird mehr Gewicht als aus der Distanz am Telefon haben, so meine Vermutung. Leonard nahm mich bis jetzt eher als Urlaubs- oder Freizeitvater wahr, nun erlebt er mich öfter im Alltag, wozu ich auch die Wochenenden zĂ€hle. 

Leo kann sich gut allein beschĂ€ftigen, er braucht aber auch eine geistige Herausforderung, wie ich mal wieder am Wochenende feststellte. Mein Kind brennt förmlich darauf, dass man ihm knifflige Rechenaufgaben stellt. Ich möchte dieses Interesse fördern, so gut es geht. In der PubertĂ€t kann es Phasen geben, in denen die Schule weniger im Vordergrund steht. 

Im Grunde besteht ein wichtiger Punkt in der Erziehung darin, das Selbstvertrauen des Nachwuchses zu stĂ€rken. Das soziale Leben besteht meistes aus Kompromissen. Mein Sohn soll lernen sich in gewissen Punkten durchzusetzen, aber auch mal nachzugeben. Das Nachgeben ist nicht zwingend eine "SchwĂ€che". Ich möchte ihm ein "Spielfeld" bieten, in dessen Grenzen er sich ausprobieren und entwickeln kann. 

NatĂŒrlich lernt man auch als erwachsener Mensch von einem Kind, indem es einen stets vor neue Situationen stellt, auf die es adĂ€quat zu reagieren gilt.