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Donnerstag, 30. Juli 2020

Eintrag 342

"Demian"
von Herrmann Hesse

Diese mystisch-betörende ErzĂ€hlung von Herrmann Hesse beschreibt die tiefen VerĂ€nderungen in der Jugend des Protagonisten Emil Sinclair. 

Die frĂŒhe Kindheit Sinclairs war geprĂ€gt von einem "heilen" und religiösem Elternhaus. Er war ein schĂŒchterner und unauffĂ€lliger Junge, der nach einer erfundenen Mutproben-Geschichte in die FĂ€nge seines erpresserischen Peinigers Franz Kromer geriet. Seine heile Welt bekam erste Risse. Der wohl erzogene Junge begann seine Familie zu bestehlen, um sich von den DemĂŒtigungen Kromers freizukaufen.

Eines Tages kommt Max Demian an seine Schule, ein selbstbewusster Junge, der auf Sinclair eine faszinierende Ausstrahlung hatte. Demian befreite ihn aus den FĂ€ngen des Peinigers und begann durch die Offenbarungen seiner Welt-Anschauungen Sinclairs religiöse PrĂ€gung Schritt fĂŒr Schritt zu zerstören. 

Durch sĂ€mtliche Kapitel hindurch hinterfragt Sinclair die Erziehung seines Elternhauses und begibt sich auf die "dunkele Seite" des Denkens. Die Geschichte von Kain und Abel wird neu gedacht und der Gott "Abraxas" fasziniert ihn zunehmend. TrĂ€ume und Fiktionen verschwimmen mit der RealitĂ€t. 

Diese Geschichte von Hesse hat mich als junger Mann elektrisiert. Mein damaliger Schulfreund und heutige Theater- und Fernsehschauspieler, André R., brachte mir dieses Buch nahe. A. und ich pflegten eine kurze, aber intensive geistige Freundschaft. Wir inspirierten uns gegenseitig durch Gedichte und eben auch dieses Buch.

Diese ErzĂ€hlung fĂŒhrt den Leser durch sĂ€mtliche Entwicklungsschritte des Protagonisten und stellt eine Art "psychoanalytische Interpretation" seiner Jugend dar. Verschiedenste Motive und Symbole veranschaulichen jeden einzelnen Entwicklungsschritt. Am Ende wird Sinclair geistig eins mit Demian und braucht ihn nicht mehr.

Das Hörbuch zu dieser ErzÀhlung habe ich mir am 18.07.2020 angehört.

Sonntag, 26. Juli 2020

Eintrag 341

"Der Hauptmann von Köpenick"
von Carl Zuckmayer

Diese Geschichte des Protagonisten "Wilhelm Voigt" (1849-1922), die wohl einen wahren Ursprung hat, verarbeitete der Autor Carl Zuckmayer in einem TheaterstĂŒck, welches mehrfach verfilmt wurde. Es gibt viele weitere literarische Beschreibungen dieser biografischen Begebenheit. 

Wilhelm Voigt war, warum auch immer, auf die "schiefe Bahn" geraten und verbrachte sein Leben als Gauner auf "Wanderschaft", die ihn durch Teile Pommerns und Brandenburgs fĂŒhrte. FĂŒr seine Taten saß er viele Jahre im Zuchthaus.

Zuckmayer beschreibt in seiner Darstellung bereits in der Eröffnungsszene die Problematik, dass der Protagonist aufgrund seiner Straftaten Schwierigkeiten hatte, rechtmĂ€ĂŸige Aufenthaltspapiere zu bekommen. Ein preußischer Beamter, der voller Vorurteile zu sein scheint, verweigert ihm die Ausstellung von Aufenthaltspapieren, die fĂŒr eine Anmeldung in Preußen notwendig waren. Da er aus dem GefĂ€ngnis kam, hatte er keine Papiere und war auch zuvor, wohnortstechnisch, nirgends vernĂŒnftig angemeldet. Der Beamte fordert erst einen Arbeitsplatz vorweisen zu können. Voigt fleht ihn an, dass er ohne Papiere keine Arbeit findet. Ohne Arbeit keine Papiere und ohne Papiere keine Arbeit. Der Teufelskreis scheint ohne erkennbaren Ausweg zu sein.

Nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Schwester beschließt er einen "Coup" durchzufĂŒhren, den er sich vermutlich schon lange Zeit vorher ausdachte. Er drang, verkleidet als Hauptmann, in das Rathaus Köpenick ein, um den nieder-rangigeren BĂŒrgermeister festnehmen zu lassen. Diese freche Tat wurde spĂ€ter im Volksmund "Köpenickiade" genannt. In der Version Zuckmayers entstand der Eindruck, dass es Voigt ĂŒberwiegend um die Papiere ging und weniger um die Stadtkasse. Die Papiere wurden jedoch nicht im Rathaus, sondern im Landratsamt ausgestellt. Voigt konnte den Coup, ohne Papiere aber mit Stadtkasse zu Ende bringen, wurde aber kurze Zeit spĂ€ter festgenommen.

Über das Motiv werden in der Literatur widersprĂŒchliche Aussagen beschrieben. Vielleicht war es die Stadtkasse, vielleicht waren es die Papiere oder auch beides. 

Ich habe mir am Freitagabend (17.07.2020) das Hörbuch angehört. Zuckmayers TheaterstĂŒck las ich bereits im Unterreicht wĂ€hrend meiner Schulzeit. Besonders prĂ€gend ist fĂŒr mich der Satz "Erst kommt der Mensch, dann die Menschenordnung", der die damalige BehördenwillkĂŒr bzw. festgesetzte Ordnung kritisiert.

Donnerstag, 23. Juli 2020

Eintrag 340

Corona-Lage im Juli

Das Corona-Virus scheint besonders in den USA, SĂŒdamerika und Afrika zu wĂŒten. Es gibt auch in Israel und in den Balkan-Staaten grĂ¶ĂŸere AusbrĂŒche. Die USA verzeichnen fast tĂ€glich neue Rekord-StĂ€nde, was die Anzahl der tĂ€glichen Neuinfektionen betrifft. Die Zahlen schwanken bisher zwischen circa 40.000 und ĂŒber 70.000 Neuinfektionen pro Tag (!). Zur Zeit herrscht in den USA eine große Uneinigkeit, was die EinfĂŒhrung einer Maskenpflicht betrifft. Offenbar sind dort die Rechte der Selbstbestimmung grĂ¶ĂŸer einzustufen als eine potentielle Infektion mit dem Virus, welche zum Tod fĂŒhren kann.


Hier in Deutschland sind ReisebeschrĂ€nkungen und andere Corona-Maßnahmen weiter gelockert worden. Das Bollwerk gegen eine 2. Welle scheint weiter die Maskenpflicht in den GeschĂ€ften und im ÖPNV zu sein. Dass besonders weite Teile einer hedonistisch veranlagten Jugend unsolidarisch sind und auf geltende Regeln pfeift, konnte man an dem Partywochenende in Mallorca sehen. Saufgelage und nicht eingehaltene Abstandsregeln fĂŒhrten in der Konsequenz dazu, dass viele Lokale wieder schließen mussten. 


Nach dem Aufflackern von Hotspots in der Fleischindustrie und diversen StĂ€dten, hat sich die Lage wieder stabilisiert. Die regionalen Lockdowns wurden inzwischen weitgehend wieder aufgehoben. Die Zahl der tĂ€glichen Neuinfektionen bewegt sich zwischen circa 300 und 700 pro Tag. Wie schnell jedoch die Situation wieder eskalieren kann, wenn die Bedingungen fĂŒr eine Ausbreitung gegeben sind, hat man eben an diesen Hotspots gesehen. In den Medien ist ĂŒber BefĂŒrchtungen berichtet worden, dass nach dem Ende der Urlaubssaison die Zahlen hier in Deutschland wieder schnell ansteigen könnten.

Inzwischen ist der Stand der Forschung und Wissenschaft ĂŒber das neuartige Virus vorangeschritten. Nach ersten Studien gibt es einen Trend, der aufzeigt, dass es auch bei anfĂ€nglich milden Verlaufen lĂ€ngerfristig zu dauerhaft schweren OrganschĂ€den kommen kann. Die LangzeitschĂ€den werden gerade erst intensiv erforscht.


und


Im Lichte dieser Erkenntnis stelle ich mir schon die Frage, wie es immer noch Menschen gibt, die meinen, Corona sei "nur" ein grippeÀhnlicher Virus? Also ich hÀtte keine Lust Wochen nach einer Infektion unter Erschöpfung, Atemnot oder GedÀchtnisverlust zu leiden. Meinungen dieser Art enthalten beim Meinungsinhaber entweder eine Faktenresistenz oder eine boshafte Ignoranz.

Das menschliche Verhalten scheint Krisen dauerhaft ignorieren zu "mĂŒssen", damit der Mensch weiter existieren kann. Vermutlich gibt es hierfĂŒr gute psychologische, evolutionsbedingte Verhaltensmuster. Anders lassen sich bizarre Szenen zu Kriegszeiten nicht erklĂ€ren. Obwohl in Hannover schon die Bomben fielen, wurden in Braunschweig im Schrebergarten noch die Kartoffeln geerntet. Der Mensch scheint erst einen Krieg wahrzunehmen, wenn eine Granate ins Nachbarhaus einschlĂ€gt. Solange man keinen Corona-Patienten aus seinem Umfeld kennt (mit einem schweren Verlauf), solange werden die Berichte und Zahlen aus den Medien unterschwellig abstrakt bewertet, so meine Vermutung. Das daraus resultierenden Verhalten ist dann einfach das Motto: "Solange es mich nicht trifft, geht das Leben weiter". Diese Handlungsweise mag psychologisch betrachtet aus der Evolution heraus zwar nachvollziehbar sein, das Virus "freut" sich aber ĂŒber so eine Denkweise und dem damit verbundenen Verhalten (hemmungslose Massenpartys).

Dieser Eintrag wurde am 18.07.2020 geschrieben.

Freitag, 17. Juli 2020

Eintrag 339

Doppel-Moralisten

Ein Kommentar 
von Pascale A. 

Tief in mir verborgen steckt ein GerechtigkeitsgefĂŒhl gegenĂŒber jedermann, verknĂŒpft mit einem Drang zu einem harmonischen Zustand. Dies gilt sowohl fĂŒr den privaten als auch fĂŒr den gesamtgesellschaftlichen Bereich. Auch wenn diese ZustĂ€nde nicht oft herbeizufĂŒhren sind, weil die UmstĂ€nde sich als unpraktikabel erweisen, so sind sie fĂŒr mich ein erstrebenswertes Ziel.

Besonders grotesk empfinde ich das Verhalten von Menschen, die eine gewisse Doppelmoral enthĂ€lt. Hierbei handelt es sich meist um gesellschaftliche Gruppen, die Toleranz einfordern, sich dann aber, um ihr Ziel zu erreichen, selbst in einem gewissen Maße intolerant verhalten. Ihr Motto: Der Zweck (die Zielerreichung) heiligt die Mittel (ihr Verhalten zur Zielerreichung).

Gern möchte ich meine Sichtweise anhand eines Beispiels aufzeigen: Man stelle sich vor, einige Kinder spielen auf einem Spielplatz. Die Kinder stellen in diesem "Bild" die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen dar und das Spielen soll das Funktionieren der Demokratie verdeutlichen. Der Spielplatz ist ein Parlament oder der Rahmen einer Gesellschaft.

Die Kinder beschließen gemeinsam eine große Sandburg zu bauen. Sie mĂŒssen miteinander kommunizieren und sich abstimmen, damit diese Burg auch entsteht. Es liegt im Wesen der Kinder, dass jeder seine eigenen Vorstellungen hat, wie die Burg am Ende aussehen soll. Doch sie merken schnell, dass sie einander zuhören mĂŒssen, um die Sichtweise des jeweils anderen zu verstehen, weil sich nur daraus ein gemeinsames Handeln ableiten lĂ€sst.

Nun beginnt ein Kind durch ein dominantes Spielen die anderen Kinder "unterdrĂŒcken" zu wollen. Es verhĂ€lt sich gewissermaßen undemokratisch und unsolidarisch bezĂŒglich des Ziels, gemeinsam die Sandburg zu errichten. Dieses Kind beginnt die anderen herumzuschubsen und eine eigene Sandburg zu bauen. 

Die anderen Kinder empfinden dieses Verhalten als störend und es entsteht eine Disharmonie. Die Kommunikation zwischen den Kindern bricht ab und die Situation im Sandkasten scheint außer Kontrolle zu geraten. Einige Kinder gehen zur Erzieherin und beschweren sich ĂŒber den Zustand. Die Erzieherin sagt jedoch, dass alle Beteiligten versuchen sollten sich abzustimmen und die Situation allein lösen mögen. Nur so entsteht ein "Lerneffekt".

Nun beginnt ein anderes Kind, welches sich besonders lautstark bei der Erzieherin ĂŒber dieses unsolidarische Verhalten beschwert hat, selbst eine eigene Sandburg zu bauen. Anstatt zu probieren, die Kommunikation mit dem "Störenfried" zu suchen, um seine BeweggrĂŒnde zu erfragen, wiegelt es die anderen Kinder auf, seine Sandburg zu zerstören. Plötzlich ist ein Klima der Angst entstanden, in dem sich auch die anderen Kinder nicht mehr trauen ihre Meinung zu sagen.

Dieses kleine "Bild" soll aufzeigen, wie aus meiner Sicht Demokratie nicht funktioniert. In einer Demokratie oder zwischenmenschlichen Beziehung ist es wichtig sich sachlich streiten zu können. Man sollte aber niemals damit beginnen, den Standpunkt des anderen "zerstören" zu wollen, wenn Argumente nicht mehr weiterhelfen. Dieses Verhalten kann zu einem gesellschafts- oder beziehungszersetzenden Prozess fĂŒhren. 

Es ist unabdingbar einer anderen Partei (im allgemeinen Sinne) zuzuhören, damit kleinste Gemeinsamkeiten erkennbar werden, um den Zustand der Disharmonie beenden zu können (wenn man dies ĂŒberhaupt will). HierfĂŒr ist jedoch der Wille zu einer offenen Kommunikation notwendig und die Bereitschaft, eine andere Meinung "auszuhalten". Dieser Wille und diese Bereitschaft sind, allgemein betrachtet, einem Klima der Intoleranz gewichen.

Auf mich wirkt es Ă€ußerst grotesk, wenn sich Menschen, die sich gegen Intoleranz einsetzen (egal aus welcher gesellschaftlichen Gruppe) selbst zu intoleranten Mitteln greifen. Dies widerspricht ihrem eigenem Ziel (einen toleranten Zustand herbeizufĂŒhren) und schreckt potentielle Mitstreiter ab, weil ihr Verhalten unglaubwĂŒrdig wirkt. 

Hier kommt fĂŒr mich die "Doppelmoral" ins Spiel. Hierbei handelt es sich z.B. um verschiedene BewertungsmaßstĂ€be, obwohl der zugrunde liegende Bewertungssachverhalt eigentlich gleichartig ist. Viele dieser Menschen leben in einer Art "Meinungsblase". Sie kommunizieren meistens mit ihresgleichen und bestĂ€tigen sich oft gegenseitig in ihrer Denkweise. Eine Art "WagenburgmentalitĂ€t" könnte so entstehen, die keine "frische Luft" in diese Gedankenzirkel wehen lĂ€sst. Ein ĂŒbertriebenes "Gut-und-Böse"-Schema kann die Folge sein. Reflexartig werden andere Meinungen vorverurteilt. Ein "aufeinander Zugehen" und den "anderen verstehen wollen" ist kaum noch möglich.

Doppelmoralisten erkennen meistens nicht, dass sie einer Doppelmoral unterliegen. Sie glauben stets das "Richtige" zu tun, wenden aber fĂŒr ihre Ziele Methoden an, die sie bei ihren "Gegnern" selbst kritisieren. In einer Demokratie sollte man Konkurrenten durch Argumente stellen und nicht durch Ausgrenzung versuchen eine Debatte zu verhindern. Anstatt zu erkunden, weshalb der Konkurrent so denkt wie er denkt, soll durch eine Moralvorstellung (imaginĂ€re Grenze) ein Diskurs vermieden werden. HĂ€lt man Doppelmoralisten einen "Spiegel" vor, dann reagieren sie oft reflexartig dadurch, dass der "Spiegelvorhalter" in eine unliebsame politische Ecke gestellt und somit diskreditiert werden soll. So etwas stellt das vorher "gute und richtige" Verhalten ins Zwielicht.

Hier noch ein allgemeines Beispiel: Wenn ich mich in den Medien so umschaue, dann scheinen Teile der jungen Generation moralisch besonders fest im Sattel zu sitzen. Beispielsweise wird von den "Alten" SolidaritĂ€t in Umweltschutz-Angelegenheiten eingefordert ("Umwelt-Sau"-Lied). Bei der EindĂ€mmung des Coronavirus, welches meistens Ă€ltere Menschen schwere VerlĂ€ufe bescheren kann, verhĂ€lt man sich jedoch egoistisch. Es wird hedonistisch herumgetanzt und illegal gefeiert (was neue Infektionsketten auslösen könnte), wĂ€hrend die Alten in den Heimen durch neue Infektionsketten um ihr Leben bangen mĂŒssen. Dies ist ein Beispiel fĂŒr eine Doppelmoral im Punkt "eingeforderte SolidaritĂ€t der Jungen von den Alten".

Betrachtet man das Wirken in einer Demokratie ganzheitlich und nicht nur aus einem politischen Blickwinkel heraus, dann sollte als eine von vielen wichtigen Regeln der Satz gelten: "Was Du nicht willst, das man dir tut, das fĂŒg auch keinem anderen zu" (Kontext).

Dienstag, 14. Juli 2020

Eintrag 338

"BahnwÀrter Thiel"
Novelle von Gerhart Hauptmann

Diese beklemmende, novellistische Studie aus dem Jahre 1887 hatte mich schon als junger Erwachsener interessiert. 

Dem Autor ist es hervorragend gelungen eine dĂŒstere AtmosphĂ€re zu beschreiben, in dem es dem Protagonisten "Thiel" nicht gelingt, sein krankes Kind, welches er von seiner verstorbenen Frau aus erster Ehe anvertraut bekam, vor der Herrschsucht seiner zweiten Frau (Stiefmutter) zu schĂŒtzen. Aufgrund der Beschaffenheit seines "einfachen", aber gutmĂŒtigen Charakters unterwirft er sich dem Charakter seiner zweiten Frau, die er nur deswegen heiratete, damit sie wĂ€hrend des Dienstes auf sein Kind aufpassen konnte. Damals waren es auch die einfachen Gegebenheiten, welche die Menschen zu Bindungen fĂŒhren ließ.

Ich mag den Schreibstil der damaligen Zeit sehr. Gerhart Hauptmann beschreibt hervorragend den gewöhnlichen Alltag des BahnwĂ€rters und man erfĂ€hrt einen kleinen Ausschnitt ĂŒber diejenigen UmstĂ€nde, welche die Industrialisierung hervorbrachte und die Menschen der damaligen Zeit prĂ€gten.

Am Sonntagnachmittag habe ich mir das circa einstĂŒndige Hörbuch angehört. Diese Novelle lese ich alle 5 Jahre immer mal wieder und lasse mich in diese beklemmende Situation "hineinziehen", um den Charakter Thiels zu verstehen.

Sonntag, 12. Juli 2020

Eintrag 337

Nein, ich werde hier jetzt nicht ĂŒber meinen langen Arbeitsweg herumjammern, denn ich habe mir diese Bedingungen (grundsĂ€tzlich) selbst ausgesucht.

Es spielt aber eine gewichtige Rolle, ob ich normal 2 Stunden pro Strecke ( 4 Stunden insgesamt) oder mit Baustelle 3 Stunden pro Stecke (6 Stunden insgesamt) benötige. Meistens versuche ich im Zug noch ein Nickerchen zu machen, aber die Ein- und AusstiegsgerÀusche lassen nicht viel Schlaf zu. Zudem besteht immer die Gefahr den Um- oder Ausstieg zu verpassen.

Damit ich meiner Arbeitszeit gerecht werden kann, fahre ich eine Stunde frĂŒher als ĂŒblich los und komme eine Stunde spĂ€ter als ĂŒblich nach Hause. Mir fehlen also 2 Stunden Schlaf. An "Freizeit" ist wĂ€hrend der Woche gar nicht zu denken. Im Grunde komme ich nach Hause, esse schnell eine Kleinigkeit und gehe nach dem Duschen sofort ins Bett.

Ärgerlich sind diejenigen Tage, an denen etwas (fahrtechnisch) dazwischen kommt, sodass ich noch spĂ€ter in Siegen bin. Dann verpasse ich meistens den Bus in die Oberstadt und darf als "Belohnung" fĂŒr mein Pflichtbewusstsein und Ergeiz noch 20 Minuten den Berg hochlaufen. Ganz großes Kino!

Wenn meine Informationen stimmen sollten, dann endet diese Baustelle Mitte der nÀchsten Woche. Ich hoffe, dass dann endlich NormalitÀt in den Fahrplan einkehrt und ich wieder etwas mehr Zeit zum Essen und Schlafen habe.

Mittwoch, 8. Juli 2020

Eintrag 336

Seit Oktober habe ich ĂŒber 12 Kilogramm abgenommen. Dieser Umstand liegt vermutlich an meinem verĂ€nderten Essverhalten. 

Da ich einen sehr langen Fahrtweg zum Arbeitsplatz habe und morgens nicht hungrig bin, fĂ€llt das FrĂŒhstĂŒck als Mahlzeit schon mal weg. 

Das erste kleine HungerfĂŒhl kommt gegen Mittag. Leider war es bisher aufgrund der UmstĂ€nde Ă€ußerst ungĂŒnstig sich irgendwo eine Mahlzeit zu organisieren. Offengestanden bin ich auch nicht der Stullen-Schmierer, der sich morgens die Brotboxen mit zur Arbeit schleppt. Ich bevorzuge es möglichst wenig Dinge mitzunehmen, weil mich Taschen oder Beutel stören. 

Entweder kaufe ich mir auf dem RĂŒckweg am Bahnhof ein par belegte Brötchen beim BĂ€cker oder ich mache mir abends Abendbrot. Dieses Abendbrot ist dann, bis auf wenige Ausnahmetage, meine einzige (aber ĂŒppige) Mahlzeit. An den Wochenenden esse ich mehr und ausgewogener. 

Offengestanden fĂŒhle ich mich mit dem deutlich reduzierten Gewicht besser. Ich war vorher nicht "dick", aber mein Gesicht neigte immer zur "Rundlichkeit". Dies habe ich von meinem Vater genetisch geerbt, der auch ein eher rundliches Gesicht hatte. Nun sind meine GesichtsbĂ€ckchen etwas schmaler und ich gefalle mir so besser😅

Sonntag, 5. Juli 2020

Eintrag 335

AnkĂŒndigung 
zu meinem Facebook-Profil

Aufgrund verschiedenster verbaler Entgleisungen von einigen meiner "Facebook-Freunde" mir gegenĂŒber, habe ich mich dazu entschlossen, meine Facebook-Postings bis auf Minimum zu reduzieren. 

WĂ€hrend der letzten Monate habe ich meine Meinung insbesondere zum Thema "Corona", die bekanntermaßen auf "Regierungslinie" liegt, vertreten und auch auf Profilen meiner Facebook-Freunde mitdiskutiert. Im Zuge dieser Diskussionen ist es einigen Personen immer weniger gelungen, mir gegenĂŒber sachlich zu bleiben. Sie haben CharakterzĂŒge an den Tag gelegt, mit denen ich nicht umgehen möchte. Es soll jeder seine Meinung haben, aber wenn meine Postings, die ĂŒberwiegend in den gĂ€ngigen Nachrichten-Portalen nachzulesen waren und als Quelle meiner Meinung dienen sollten, mit "Unterstellungen" mir gegenĂŒber kommentiert werden, dann ist etwas aus dem Ruder gelaufen.

Im Zuge dessen habe ich ĂŒberlegt, sĂ€mtliche Chronik-EintrĂ€ge zu löschen, egal welcher Art sie waren. Ob ich etwas bei Facebook poste oder ob in einem Hamburger Schrebergarten 3 Kirschen vom Baum fallen, spielt eh keine Rolle.

Fazit: SÀmtliche Facebook-Postings (bis auf 2), habe ich gelöscht. Ich werde meinen Account behalten, aber nur noch sehr wenig posten oder kommentieren. Mir ist meine Lebenszeit zu schade, um mich mit Menschen auszutauschen, die unterstellende Formulierungen verwenden, wenn ihnen kein besseres Gegenargument mehr einfÀllt. Soll jeder machen, was er will. Meine AktivitÀten bei Facebook werden, bis auf Weiteres, ruhen.

Donnerstag, 2. Juli 2020

Eintrag 334

Ein Leben im Zug

Aufgrund von Gleis-Bauarbeiten zwischen Siegen und Bochum verzögert sich meine Fahrtzeit pro Strecke um 1 Stunde. Ich fahre jetzt nicht 2 Stunden pro Strecke, sondern 3 Stunden, sodass ich 6 Stunden am Tag im Zug sitze.

Gestern habe ich aufgrund einer Signalstörung den Anschlusszug in Köln verpasst und war insgesamt 7 Stunden im Zug. Aufgrund fahrplantechnischer UmstĂ€nde fahre ich einen Umweg ĂŒber Köln, weil ich dann nur einmal umsteigen muss. 

2 Stunden pro Strecke sind fĂŒr mich hinnehmbar, aber 3 Stunden sind schon sehr anstrengend. Leider habe ich keine andere Wahl. Eine SchwĂ€che von mir ist, dass ich meine MĂŒdigkeit kaum verbergen kann. Mein Umfeld wertet dieses Verhalten oft als Grundgenervtheit, was aber so nicht zutreffend ist. Der Fahrtweg schlaucht mich einfach, das ist alles.