"Der Hauptmann von Köpenick"
von Carl Zuckmayer
Diese Geschichte des Protagonisten "Wilhelm Voigt" (1849-1922), die wohl einen wahren Ursprung hat, verarbeitete der Autor Carl Zuckmayer in einem TheaterstĂŒck, welches mehrfach verfilmt wurde. Es gibt viele weitere literarische Beschreibungen dieser biografischen Begebenheit.
Wilhelm Voigt war, warum auch immer, auf die "schiefe Bahn" geraten und verbrachte sein Leben als Gauner auf "Wanderschaft", die ihn durch Teile Pommerns und Brandenburgs fĂŒhrte. FĂŒr seine Taten saĂ er viele Jahre im Zuchthaus.
Zuckmayer beschreibt in seiner Darstellung bereits in der Eröffnungsszene die Problematik, dass der Protagonist aufgrund seiner Straftaten Schwierigkeiten hatte, rechtmĂ€Ăige Aufenthaltspapiere zu bekommen. Ein preuĂischer Beamter, der voller Vorurteile zu sein scheint, verweigert ihm die Ausstellung von Aufenthaltspapieren, die fĂŒr eine Anmeldung in PreuĂen notwendig waren. Da er aus dem GefĂ€ngnis kam, hatte er keine Papiere und war auch zuvor, wohnortstechnisch, nirgends vernĂŒnftig angemeldet. Der Beamte fordert erst einen Arbeitsplatz vorweisen zu können. Voigt fleht ihn an, dass er ohne Papiere keine Arbeit findet. Ohne Arbeit keine Papiere und ohne Papiere keine Arbeit. Der Teufelskreis scheint ohne erkennbaren Ausweg zu sein.
Nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Schwester beschlieĂt er einen "Coup" durchzufĂŒhren, den er sich vermutlich schon lange Zeit vorher ausdachte. Er drang, verkleidet als Hauptmann, in das Rathaus Köpenick ein, um den nieder-rangigeren BĂŒrgermeister festnehmen zu lassen. Diese freche Tat wurde spĂ€ter im Volksmund "Köpenickiade" genannt. In der Version Zuckmayers entstand der Eindruck, dass es Voigt ĂŒberwiegend um die Papiere ging und weniger um die Stadtkasse. Die Papiere wurden jedoch nicht im Rathaus, sondern im Landratsamt ausgestellt. Voigt konnte den Coup, ohne Papiere aber mit Stadtkasse zu Ende bringen, wurde aber kurze Zeit spĂ€ter festgenommen.
Ăber das Motiv werden in der Literatur widersprĂŒchliche Aussagen beschrieben. Vielleicht war es die Stadtkasse, vielleicht waren es die Papiere oder auch beides.
Ich habe mir am Freitagabend (17.07.2020) das Hörbuch angehört. Zuckmayers TheaterstĂŒck las ich bereits im Unterreicht wĂ€hrend meiner Schulzeit. Besonders prĂ€gend ist fĂŒr mich der Satz "Erst kommt der Mensch, dann die Menschenordnung", der die damalige BehördenwillkĂŒr bzw. festgesetzte Ordnung kritisiert.
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