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Freitag, 17. Juli 2020

Eintrag 339

Doppel-Moralisten

Ein Kommentar 
von Pascale A. 

Tief in mir verborgen steckt ein Gerechtigkeitsgefühl gegenüber jedermann, verknüpft mit einem Drang zu einem harmonischen Zustand. Dies gilt sowohl für den privaten als auch für den gesamtgesellschaftlichen Bereich. Auch wenn diese Zustände nicht oft herbeizuführen sind, weil die Umstände sich als unpraktikabel erweisen, so sind sie für mich ein erstrebenswertes Ziel.

Besonders grotesk empfinde ich das Verhalten von Menschen, die eine gewisse Doppelmoral enthält. Hierbei handelt es sich meist um gesellschaftliche Gruppen, die Toleranz einfordern, sich dann aber, um ihr Ziel zu erreichen, selbst in einem gewissen Maße intolerant verhalten. Ihr Motto: Der Zweck (die Zielerreichung) heiligt die Mittel (ihr Verhalten zur Zielerreichung).

Gern möchte ich meine Sichtweise anhand eines Beispiels aufzeigen: Man stelle sich vor, einige Kinder spielen auf einem Spielplatz. Die Kinder stellen in diesem "Bild" die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen dar und das Spielen soll das Funktionieren der Demokratie verdeutlichen. Der Spielplatz ist ein Parlament oder der Rahmen einer Gesellschaft.

Die Kinder beschließen gemeinsam eine große Sandburg zu bauen. Sie müssen miteinander kommunizieren und sich abstimmen, damit diese Burg auch entsteht. Es liegt im Wesen der Kinder, dass jeder seine eigenen Vorstellungen hat, wie die Burg am Ende aussehen soll. Doch sie merken schnell, dass sie einander zuhören müssen, um die Sichtweise des jeweils anderen zu verstehen, weil sich nur daraus ein gemeinsames Handeln ableiten lässt.

Nun beginnt ein Kind durch ein dominantes Spielen die anderen Kinder "unterdrücken" zu wollen. Es verhält sich gewissermaßen undemokratisch und unsolidarisch bezüglich des Ziels, gemeinsam die Sandburg zu errichten. Dieses Kind beginnt die anderen herumzuschubsen und eine eigene Sandburg zu bauen. 

Die anderen Kinder empfinden dieses Verhalten als störend und es entsteht eine Disharmonie. Die Kommunikation zwischen den Kindern bricht ab und die Situation im Sandkasten scheint außer Kontrolle zu geraten. Einige Kinder gehen zur Erzieherin und beschweren sich über den Zustand. Die Erzieherin sagt jedoch, dass alle Beteiligten versuchen sollten sich abzustimmen und die Situation allein lösen mögen. Nur so entsteht ein "Lerneffekt".

Nun beginnt ein anderes Kind, welches sich besonders lautstark bei der Erzieherin über dieses unsolidarische Verhalten beschwert hat, selbst eine eigene Sandburg zu bauen. Anstatt zu probieren, die Kommunikation mit dem "Störenfried" zu suchen, um seine Beweggründe zu erfragen, wiegelt es die anderen Kinder auf, seine Sandburg zu zerstören. Plötzlich ist ein Klima der Angst entstanden, in dem sich auch die anderen Kinder nicht mehr trauen ihre Meinung zu sagen.

Dieses kleine "Bild" soll aufzeigen, wie aus meiner Sicht Demokratie nicht funktioniert. In einer Demokratie oder zwischenmenschlichen Beziehung ist es wichtig sich sachlich streiten zu können. Man sollte aber niemals damit beginnen, den Standpunkt des anderen "zerstören" zu wollen, wenn Argumente nicht mehr weiterhelfen. Dieses Verhalten kann zu einem gesellschafts- oder beziehungszersetzenden Prozess führen. 

Es ist unabdingbar einer anderen Partei (im allgemeinen Sinne) zuzuhören, damit kleinste Gemeinsamkeiten erkennbar werden, um den Zustand der Disharmonie beenden zu können (wenn man dies überhaupt will). Hierfür ist jedoch der Wille zu einer offenen Kommunikation notwendig und die Bereitschaft, eine andere Meinung "auszuhalten". Dieser Wille und diese Bereitschaft sind, allgemein betrachtet, einem Klima der Intoleranz gewichen.

Auf mich wirkt es äußerst grotesk, wenn sich Menschen, die sich gegen Intoleranz einsetzen (egal aus welcher gesellschaftlichen Gruppe) selbst zu intoleranten Mitteln greifen. Dies widerspricht ihrem eigenem Ziel (einen toleranten Zustand herbeizuführen) und schreckt potentielle Mitstreiter ab, weil ihr Verhalten unglaubwürdig wirkt. 

Hier kommt für mich die "Doppelmoral" ins Spiel. Hierbei handelt es sich z.B. um verschiedene Bewertungsmaßstäbe, obwohl der zugrunde liegende Bewertungssachverhalt eigentlich gleichartig ist. Viele dieser Menschen leben in einer Art "Meinungsblase". Sie kommunizieren meistens mit ihresgleichen und bestätigen sich oft gegenseitig in ihrer Denkweise. Eine Art "Wagenburgmentalität" könnte so entstehen, die keine "frische Luft" in diese Gedankenzirkel wehen lässt. Ein übertriebenes "Gut-und-Böse"-Schema kann die Folge sein. Reflexartig werden andere Meinungen vorverurteilt. Ein "aufeinander Zugehen" und den "anderen verstehen wollen" ist kaum noch möglich.

Doppelmoralisten erkennen meistens nicht, dass sie einer Doppelmoral unterliegen. Sie glauben stets das "Richtige" zu tun, wenden aber für ihre Ziele Methoden an, die sie bei ihren "Gegnern" selbst kritisieren. In einer Demokratie sollte man Konkurrenten durch Argumente stellen und nicht durch Ausgrenzung versuchen eine Debatte zu verhindern. Anstatt zu erkunden, weshalb der Konkurrent so denkt wie er denkt, soll durch eine Moralvorstellung (imaginäre Grenze) ein Diskurs vermieden werden. Hält man Doppelmoralisten einen "Spiegel" vor, dann reagieren sie oft reflexartig dadurch, dass der "Spiegelvorhalter" in eine unliebsame politische Ecke gestellt und somit diskreditiert werden soll. So etwas stellt das vorher "gute und richtige" Verhalten ins Zwielicht.

Hier noch ein allgemeines Beispiel: Wenn ich mich in den Medien so umschaue, dann scheinen Teile der jungen Generation moralisch besonders fest im Sattel zu sitzen. Beispielsweise wird von den "Alten" Solidarität in Umweltschutz-Angelegenheiten eingefordert ("Umwelt-Sau"-Lied). Bei der Eindämmung des Coronavirus, welches meistens ältere Menschen schwere Verläufe bescheren kann, verhält man sich jedoch egoistisch. Es wird hedonistisch herumgetanzt und illegal gefeiert (was neue Infektionsketten auslösen könnte), während die Alten in den Heimen durch neue Infektionsketten um ihr Leben bangen müssen. Dies ist ein Beispiel für eine Doppelmoral im Punkt "eingeforderte Solidarität der Jungen von den Alten".

Betrachtet man das Wirken in einer Demokratie ganzheitlich und nicht nur aus einem politischen Blickwinkel heraus, dann sollte als eine von vielen wichtigen Regeln der Satz gelten: "Was Du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu" (Kontext).

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