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Dienstag, 14. Juli 2020

Eintrag 338

"Bahnwärter Thiel"
Novelle von Gerhart Hauptmann

Diese beklemmende, novellistische Studie aus dem Jahre 1887 hatte mich schon als junger Erwachsener interessiert. 

Dem Autor ist es hervorragend gelungen eine düstere Atmosphäre zu beschreiben, in dem es dem Protagonisten "Thiel" nicht gelingt, sein krankes Kind, welches er von seiner verstorbenen Frau aus erster Ehe anvertraut bekam, vor der Herrschsucht seiner zweiten Frau (Stiefmutter) zu schützen. Aufgrund der Beschaffenheit seines "einfachen", aber gutmütigen Charakters unterwirft er sich dem Charakter seiner zweiten Frau, die er nur deswegen heiratete, damit sie während des Dienstes auf sein Kind aufpassen konnte. Damals waren es auch die einfachen Gegebenheiten, welche die Menschen zu Bindungen führen ließ.

Ich mag den Schreibstil der damaligen Zeit sehr. Gerhart Hauptmann beschreibt hervorragend den gewöhnlichen Alltag des Bahnwärters und man erfährt einen kleinen Ausschnitt über diejenigen Umstände, welche die Industrialisierung hervorbrachte und die Menschen der damaligen Zeit prägten.

Am Sonntagnachmittag habe ich mir das circa einstündige Hörbuch angehört. Diese Novelle lese ich alle 5 Jahre immer mal wieder und lasse mich in diese beklemmende Situation "hineinziehen", um den Charakter Thiels zu verstehen.