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Samstag, 18. Mai 2019

Eintrag 169

Ein bisschen Ich.
Teil 24. Wie ich in der Schule fast gescheitert wäre.

Seit kurzer Zeit stehe ich mit 2 ehemaligen Klassenkameraden aus meiner Realschulzeit über ein großes soziales Netzwerk in Verbindung. Wir planen uns zeitnah zu treffen und über alte Zeiten zu plaudern.

Mir ist wieder eingefallen, wie knapp es war, dass ich die Versetzung in die 10. Klasse geschafft habe. Ich wäre fast zwei Mal in der 9. Klasse sitzen geblieben und hätte die Realschule ohne Abschluss verlassen. Das wäre wohl mein Untergang gewesen. 

Während dieser Zeit war ich emotional instabil, weil mein Vater starb als ich 15 Jahre alt war. Obwohl meinem Klassenlehrer Herrn W. die familären Umstände bekannt waren, empfing ich von ihm wenig Sensibiliät, sondern erlebte eher eine Bloßstellung vor allen Mitschülern. Er forderte mich auf Mathe-Aufgaben an der Tafel zu vorzurechnen, obwohl er wusste, dass ich diese Aufgaben nicht lösen konnte. Die Mitschüler kicherten natürlich über mein Nicht-Wissen. Anstatt mich aufzubauen, hat er verbal noch "nachgetreten". Zwei Fünfen ohne einen richtigen Notenausgleich reichten für eine Nichtversetzung aus. 

Ich wiederholte die neunte Klasse bei Herrn S. und lernte die netten Klassenkameraden kennen, mit denen ich mich vielleicht bald treffen werde. Die Versetzung in die 10. Klasse schaffte ich ganz knapp, nachdem ich bei meinem Erdkundelehrer Herrn B. eine 2 "erbetteln" musste. Ich erledigte 1-2 Extraaufgaben und erhielt dafür am Jahresende die für mich wichtige 2, weil ich leider wieder zwei Fünfen hatte.

Die 10. Klasse verlief ähnlich wackelig, weil ich einfach zuviel Probleme mit mir selbst hatte. Neben einer 5 in Englisch erhielt ich eine im Fach "Sport", obwohl ich ein Schulhalbjahr lang mit Attest vom Sport befreit war. Diese Notenkonstellation bedeutete, dass ich keinen Schulabschluss erhalten hätte. 

Der Sportlehrer, der auch gleichzeitig Schulrektor war, ordnete nach den Schulferien eine "Nachprüfung" an. Die Nacht davor hatte es stark geregnet, der Sportplatz stand unter Wasser. Trotz der Bedenken der anderen anwesenden Sportlehrer, lies er mich gnadenlos durch die Pfützen laufen und in den matschigen Sand springen. Es fehlten nur wenige Zentimeter im Weitsprung, dann hätte ich eine 4 erhalten. Am Ende der Sportprüfung bin ich durchgefallen und hatte keinen Schulabschluss! Ich war emotional total am Ende. Mir war das Leben und die Welt um mich herum völlig egal.

Eine Vertrauenslehrerin sagte mir, dass ich gegen die 5 in Sport beim Schulamt einen "Widerspruch" einlegen könnte. Ich schilderte dort die Umstände und legte das Attest vor. Die Schulamtsleiterin blickte auf mein Zeugnis und erkannte aufgrund der Notenkonstellation sofort, dass ich auf jeden Fall einen "erweiterten Hauptschulabschluss"hätte haben müssen. Allein das ist schon ein Skandal. Wie kann es sein, dass sowas nicht bei der regulären Notenkonferenz auffällt? Nach eingehender Prüfung meines Falls wurde die Note 5 "aufgehoben" und ich erhielt eine 4 und somit einen Realschulabschluss! 

Welch eine positive Wendung doch alles genommen hatte: Man bedenke: Im Juli 1992 hatte ich offiziell keinen Abschluss (Abgangszeugnis), dann schaut das Schulamt und sieht, dass ich zumindest einen "erweiterten Hautschulabschluss" hatte. Ende Juli erhielt ich dieses Zeugnis überreicht. Kurze Zeit später kassierte das Schulamt auch dieses Zeugnis ein und verpflichtete den Rektor, mir ein "Realschul-Abschluss-Zeugnis" auszuhändigen. Ihr hättet mal den versteinerten Gesichtsausdruck des Rektors sehen müssen, als er mir dieses Dokumet überreichte.👿 Mein Gesichtsausdruck sah eher so aus: 😏

Anschließend besuchte ich eine kaufmännische Berufsfachschule und verbuchte am Ende einen Notendurchschnitt von 1,7!!! Die Noten am Ende meiner kaufmännischen Berufsausbildung und meines folgenden Fach-Abiturs waren ebenfalls "gut", sodass ich mein Studium beginnen konnte.

Ich hatte großes Glück, denn ohne die Mithilfe meines Erdkundelehrers und die Information der Vertrauenslehrerin wäre ich vermutlich nicht so weit gekommen. In vielen Fällen gibt es immer einen positiven Ausweg, wenn man die richtigen "Instanzen" kennt. 

Als ich an der Uni war, schrieb ich meinem damaligen Klassenlehrer Herrn W. Ende der 90ér Jahre einen Brief. Ich schilderte ihm ausführlicher meine damaligen Umstände und das Empfinden seiner Bloßstellung. Ich protzte damit, dass ich nun den Sprung an die Uni geschafft hatte, blieb aber im Schreibstil sachlich und höflich. Irgendwie konnte ich mir nicht verkneifen ihm mitzuteilen, das mir seine Art, wie er mit mir umgegangen ist, nicht geschadet hat. Den Brief versendete ich an die Schuladresse. Nach meiner Erinnerung habe ich diesem Schreiben als "Beweis" meine guten Schulzeugnisse der weiterführenden Schulen beigefügt. Erst nach diesem "Akt" konnte ich innerlich mit der Angelegenheit abschließen. Leider habe ich nie eine Antwort erhalten.

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