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Mittwoch, 24. Juni 2020

Eintrag 331

Ein bisschen Ich. 

Teil 28. 
Ein Dinosaurier 
aus einer anderen Zeit. 

-Eine zynische Betrachtung-

Wenn ich mir den aktuellen Zeitgeist der letzten Jahre so anschaue, dann merke ich, dass ich mit meinem, von mir fĂŒr richtig empfundenen gesellschaftlichen Wertesystem (insbesondere Familie) aus einer anderen Zeit zu stammen scheine.

Ohne das ich in diesem Eintrag großartig irgendwelche Statistiken bemĂŒhen möchte stelle ich gefĂŒhlt fest, dass die Ur-Familie (Mutter-Vater-Kind) unter einem Dach und somit auch die "Ehe," völlig aus der "Mode" gekommen ist. Die Ehe ist nur noch eines von vielen Lebensmodellen. Ich bin ein Kind der frĂŒhen 70Ă©r Jahre und erlebte noch, dass eine Familie aus Mutter-Vater-Kind in einem Haushalt der Normalzustand war.

Nun leben wir in 2020. Es gibt viele Singles, die durch die Gegend "tindern" und Menschen sich untereinander kaum noch "analog" kennenlernen. Und es gibt eine hohe Anzahl an offenen Lebenspartnerschaften, also "Beziehung ohne Trauschein". 

Aus meiner Sicht ist eine Familie die "Urzelle" einer jeden Gesellschaft. Doch irgendwann war es politisch nicht mehr korrekt, dass sich Frauen eher um die Kinder kĂŒmmern und der Mann arbeiten geht. Seit den auslaufenden 70Ă©r Jahren löste ein neuer Zeitgeist den Gedanken der Kernfamilie ab ohne das dies so gewollt oder vorhersehbar war. Gesellschaftlich sollte eine, aus meiner Sicht notwendige (!), Gleichstellung zwischen Mann und Frau organisiert werden. Doch es gab hierfĂŒr kein musterhaften Lehrbuchfall, wie die Politik dies umsetzt ohne in Übertreibungen zu verfallen.

Eine "Übertreibung" aus meiner Sicht ist, dass ein völlig individualisiertes Gesellschaftsbild entstanden ist, in dem z.B. Kinder nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Da nun viele Frauen nicht mehr den Ofen schĂŒren, sondern an den UniversitĂ€ten Veranstaltungen besuchen, passt so ein Kind kaum noch in die Lebensplanung. Wenn es eine Zelle schafft, an der VerhĂŒtung vorbei zu einem Embryo zu werden, dann kann dieses werdende Leben froh sein, dass es nicht einem Auslandssemester in Australien oder einem Praktikum in Frankreich zum Opfer fĂ€llt. "Abtreibung" ist ein so verblĂŒmtes Wort fĂŒr einen Eingriff, fĂŒr den sich viele Frauen oder Paare viel zu schnell entscheiden. (Meine Meinung zu diesem Thema findet ihr in der Rubrik "GastbeitrĂ€ge" in der MenĂŒleiste unten). Dieses werdende Leben wird in dieser Gesellschaft zunehmend nicht mehr als etwas Schönes erlebt, sondern als Hindernis. 

Dieses, von vielen politischen Gruppen und BĂŒndnissen herbei organisierte, individualisierte Gesellschaftsmodell fĂŒhrte aus meiner Sicht zu einer völlig fragmentierten Gesellschaft, in der jeder fĂŒr sich irgendwie versucht durchs Leben zu kommen. Die politisch gewollte Vereinzelung wurde von den 70Ă©rn bis in die Gegenwart zum Normalzustand. Es gibt seit Menschheitsbeginn auch die ungewollte Vereinzelung z.B. wenn ein Partner stirbt. Im Zuge dieser Individualisierung möchten sich viele Menschen gar nicht erst an einen Partner binden oder trennen sich viel frĂŒher als noch vor 100 Jahren. Daraus entstanden "Pachtwork-Familien" (in der auch ich lebe), deren Bindeglied mindestens ein Kind ist. 

Inzwischen gilt man als konservativ, wenn man die Ur-Familie mit Ehe als bevorzugtes Gesellschaftsmodell empfindet. Es ist auch völlig aus der Zeit geraten, sein Kind nicht kurz nach der Entbindung in eine Kita zu schleppen, weil sich ja NĂ€he zwischen Mutter und Kind aufbauen könnte (ok, ist sehr zynisch formuliert). Leider ist die Berufswelt auch so organisiert, das beide Elternteile arbeiten mĂŒssen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Daher ist eine Kita in vielen FĂ€llen zur einer notwendige Institution geworden, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. 

Familien, die den Geist der "Familie" noch leben wollen, stecken oft in einem Dilemma. Bleibt die Frau zuhause und passt auf das Kind auf, muss der Mann genug Geld verdienen und die Frau muss dies auch wollen. In den meisten Situationen gehen jedoch beide Elternteile arbeiten. Kommt es zur Trennung, muss eine Kita diesen "Mangel" ausgleichen. Das Familienmodell kommt an dieser Stelle schon ins Trudeln und das Kind, was immer beide Elternteile braucht, bleibt oft auf der Strecke. Weitere Konstellationen und Auswirkungen, die ich hier nicht betrachtet habe, sind denkbar.

Es gibt aber auch Familien, die sich bewusst dafĂŒr entscheiden ihr Kind erst etwas spĂ€ter in die Kita zu geben. Aber selbst diese Eltern werden von durch-ideologisierten Menschen als "konservativ" betrachtet, weil man der Auffassung ist, Kinder sollten sofort mit anderen Kindern spielen und nicht zuerst Familien-NĂ€he aufbauen (auch das ist wieder zynisch formuliert).

NatĂŒrlich kann man auch das individualisierte Gesellschaftsmodell gut finden, dann sollte man sich aber als Konsequenz nicht ĂŒber niedrige Geburtenraten wundern oder diese bejammern. Aus diesem Grund betrachte ich dieses Modell als kinder- und familienunfreundlich.

Fazit: Ich bin fĂŒr eine Gleichstellung von Mann und Frau ohne Ausnahme. So, wie diese Geleichstellung politisch organisiert wird, kollidiert dies mit meinem fĂŒr richtig empfundenen Bild der Kern-Familie. Das ursprĂŒngliche Familienmodell wurde von den implementierten gesellschaftspolitischen Entscheidungen zerschreddert. Einen Ausweg aus dem Dilemma zwischen Beruf und Familie sehe ich nicht mehr, weil die negativen Prozesse dafĂŒr zu weit fortgeschritten sind, wie man an dem Zeitgeist erkennt. Die Gesellschaft ist zerklĂŒftet und fragmentiert. Im Sinne der Kinder kann man im Patchwork-Familienmodell nur das Beste machen, damit Kinder beide Elternteile erleben können.

Die Tragik: Immer mehr Kinder wachsen in getrennten Familien auf und bekommen die Kern-Familie nicht mehr vorgelebt. Trennungen werden somit von Generation zu Generation als Normalzustand wahrgenommen.

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