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Samstag, 12. Januar 2019

Eintrag 114

Vermittler a. D. 

Mir geht seit Tagen soviel durch den Kopf, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann. Es gibt einen negativen Zustand, den ich gern ändern möchte. Diesen Zustand habe ich weder herbeigeführt noch kann ich ihn irgendwie allein lösen, dennoch betrifft er mich (indirekt). 

Die Problematik liegt darin, dass ich ungewollt als "Vermittler" fungiere. Mir liegt eine positive Problemlösung jedoch sehr am Herzen, sodass ich keine andere Wahl hatte mich dazu zu entschließen, eine Vermittlung zumindest zu versuchen. Ich stoße jedoch in vielerlei Hinsicht eindeutig an meine Grenzen, besonders emotional. 

Grundsätzlich bin ich ein guter Vermittler und konnte schon viele Konflikte zwischen Personen- oder Personengruppen lösen oder minimieren. 

Als ich noch in Siegen wohnte und Mitglied in einer politischen Partei war, entbrannte aus dem Nichts ein persönlicher Konflikt zwischen zwei Gruppen. Da ich Zank nicht mag, hörte ich mir beide Konfliktparteien an und versuchte an einer Konfliktlösung zu arbeiten. 

Der Streit wurde jedoch immer erbitterter, weil beide Seiten nicht mehr miteinander redeten. Direkte Vermittlungsgespräche hätten nur unter Vorbedingungen an die andere Konfliktpartei stattfinden können, was im Grunde albern ist. "Vorbedingungen" behindern ein Gespräch schon im Vorfeld und zeugen vom Unwillen einer Partei, an einer Konfliktlösung ernsthaft interessiert zu sein. So entstanden weitere Missverständnisse und Vorurteile, die eine nicht mehr zu beeinflussende Dynamik in Gang setzte. 

In Parteiveranstaltung ignorierten sich die Streithähne oder brüllten sich an, weil offenbar Eitelkeiten befriedigt werden mussten. Ein konstruktives Gespräch war ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr möglich. Dieser Streit lähmte die Parteiarbeit und führte zu Parteiaustritten. Mir wurde oft unterstellt, ich sei ein "Spion" und plötzlich war ich selbst Teil des Zankes. Ich wurde nie beauftragt als Vermittler tätig zu sein, aber meine Bemühungen wurden wohlwollend zur Kenntnis genommen. 

Ich wollte einfach nicht zusehen, wie Missverständnisse und übertriebene Vorurteile die Ortspartei zerstörten. Die Streitlust war stärker und hatte gesiegt. Am Ende bin auch ich aus der Partei ausgetreten, weil Weltfrieden im Parteiprogramm und interne Intrigen moralisch nicht zusammenpassen. 

Die jahrelange Vermittlung in diesem Fall steckt mir noch heute in den Knochen. Dieser Streitschlichtungsversuch setze in mir viel negative Energie und Hormone frei. Ich lernte kennen, was Niedertracht und Feindseligkeit bewirken können. Es war tragisch zu beobachten, wie sehr ein banaler Anlass, gepaart mit persönlicher Abneigung und einer starken Prise Missverständnisse, zu einer vollständigen Zerstörung einer sozialen Gruppe führen kann. Das eben genannte Beispiel ist ein exemplarischer Streitverlauf. So kann es gehen, wenn Kommunikation nicht mehr stattfindet. Ein Vermittler hat keine Chance einen Streit zu lösen, wenn eine Konfliktpartei direkte Gespräche ablehnt. Der Streit kann höchstens temporär geschlichtet werden. 

Das Leben kann so schnell vorbei sein. 
Dauerstreit ist verschenkte Lebenszeit.

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