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Sonntag, 9. September 2018

Eintrag 59


8. Gast-Beitrag


Im Rahmen meiner Blog-Interaktion findet ihr einen Gastbeitrag zum Thema "Wie eine Krankheit mein Leben rettete". Für den Inhalt des Textes ist der Autor verantwortlich.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch Euer Pascale
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Ich bin Steffie und blogge seit 3 1/2 Jahren im kreativen Bereich des Do It Yourself. Auf meinem Blog "CreaSTYLity" findet ihr hauptsächlich handgemachte Werkelein, egal ob gebastelt, gemalt, gehäkelt, genäht, aber auch die ein oder andere Geschichte, die das Leben so schreibt. Schaut gerne mal vorbei auf www.creastylity.wordpress.com

Wie eine Krankheit mein Leben rettete

Als Kind habe ich den Kunstunterricht gehasst. Zum einen, weil ich – laut der Lehrer - nie etwas vernünftig hinbekommen habe, zum anderen, weil die vorgegeben Themen mir nicht zusagten. Die einzige Ausnahme bildeten die Malwettbewerbe, weil man sich nach Lust und Laune austoben und seiner Fantasie freien Lauf lassen konnte.
Auch Handarbeiten waren nie mein Fall. Meine Mutter kann zwar sticken, stricken, häkeln, nähen und knüpfen, doch mich konnte sie immer mit Handarbeitsnadeln aller Art jagen.

Als Kind war ich ein Mobbingopfer – und das nicht zu knapp. Selbst mehrere Schulwechsel änderten nichts daran. Ich wurde gehänselt, festgehalten, mit Schulmaterialien attakiert, vor Schulbusse gezerrt, öffentlich bloß gestellt, ausgegrenzt. Bis zur siebten Klasse war mein Selbstbewusstsein auf die Größe einer Erbse geschrumpft.

2005 erkrankte ich an Krebs. Ich war 14 Jahre alt, als man bei mir einen Tumor am Kleinhirn und am Knochenmark diagnostizierte. Wirklich was mitbekommen habe ich davon nicht, nur das auf einmal alles ganz schnell gehen musste. Es folgte eine recht schwere Operation, mehrere Chemotherapien und Bestrahlung. Knapp zwei Jahre durchlebte ich eine Art persönliche Hölle. Ich konnte meinen Hals so gut wie garnicht bewegen, nahm rapide über 20 Kilo ab, verlor fast sämtliche Kraft in meiner Muskulatur, kämpfte mit Übelkeit, Schmerzen und diversen anderen, nicht gerade angenehmen Nebenwirkungen. Die Zeit war alles andere als ein Zuckerschlecken, doch sie bot auch einen entscheidenden Vorteil. Sie isolierte mich von meiner Außenwelt.

Im Oktober 2006 wurde ich dann als geheilt entlassen und in eine Rehaklinik geschickt, um mich dort wieder aufpäppeln zu lassen. Die Angebote der Reha bauten mich wieder auf. Und zwar nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Und sie heilten nicht nur die Wunden, die durch die Krankheit entstanden waren, sondern ein Stück weit auch die, die schon vorher entstanden waren – durch die Erniedrigung meiner Mitschüler.
Während der Reha entdeckte ich außerdem meine kreative Seite und – was für mich noch viel wichtiger war – etwas, worin ich total aufgehen konnte und was mir Kraft gab bzw. auch heute noch gibt.

Abgehärtet durch die Krankheit und wieder aufgebaut durch die Reha kam ich zurück und startete durch. Ich gab nichts mehr auf die Meinung oder das Gehabe anderer, umgab mich mit positiven Menschen, machte mein Abitur. Frei nach dem Motto „Wenn ich diesen Tumor geschafft habe, schaffe ich alles andere auch!“ zog ich mein Ding durch. Und auch wenn ich heute – über 10 Jahre danach – noch deutlich die Nachwirkungen von Chemotherapie und Bestrahlung spüre, muss ich sagen, dass diese Krankheit das Beste, was mir je passieren konnte.

Ich weiß, das klingt idiotisch und viele mögen mich jetzt für völlig durchgeknallt halten, aber ich will mir garnicht ausmalen, wo ich heute wäre, hätte ich den Tumor nicht gehabt. Wahrscheinlich garnicht mehr unter den Lebenden, weil ich unter dem Druck des Mobbings und vor lauter Depressionen Selbstmord begangen hätte. Wenn man es also recht bedenkt, hat mir diese Krankheit mein Leben gerettet – und mir die Kreativität geschenkt.

Es gibt meiner Meinung nach nichts Wichtigeres im Leben als diese zwei Dinge: Siegreich aus einer richtig bescheidenen Lebenssituation hervorzugehen und eine Leidenschaft zu haben, für die man brennt. Durch den Krebs habe ich beides bekommen.

Ich liebe es, sowohl Dinge für mich selbst herzustellen, wie auch andere damit zu beschenken – ob nun mit dem fertigen Produkt oder mit einem eigens geführten Workshop, der sie dazu befähigt, es anzufertigen. Das Schöne an selbstgemachten Dingen ist, dass man sie individuell an die jeweilige Person anpassen kann und sich nicht an irgendwelche Muster halten muss. Doch auch, weil man damit eine gewisse Mentalität und Lebenseinstellung weitergeben kann.

Und das ist der Grund, warum ich blogge. Kreativität macht einen großen Teil meines Lebens und meiner Persönlichkeit aus. In ihr kann ich mich selbst verwirklichen. All diese Dinge, die ich mit dem Selbermachen verbinde – die Kraft, die Freude, die Individualität – möchte ich mit meinen Beiträgen weitergeben und andere damit inspirieren.

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