8. Gast-Beitrag
Im
Rahmen meiner Blog-Interaktion findet ihr einen Gastbeitrag zum Thema "Wie eine Krankheit mein Leben rettete". FĂŒr den Inhalt des Textes ist der Autor
verantwortlich.
Viel SpaĂ beim Lesen wĂŒnscht Euch Euer Pascale
Ich bin Steffie und blogge seit 3 1/2 Jahren im kreativen Bereich des Do
It Yourself. Auf meinem Blog "CreaSTYLity" findet ihr hauptsÀchlich
handgemachte Werkelein, egal ob gebastelt, gemalt, gehÀkelt, genÀht,
aber auch die ein oder andere Geschichte, die das Leben so schreibt.
Schaut gerne mal vorbei auf www.creastylity.wordpress.com
Wie eine Krankheit mein Leben rettete
Als
Kind habe ich den Kunstunterricht gehasst. Zum einen, weil ich – laut
der Lehrer - nie etwas vernĂŒnftig hinbekommen habe, zum anderen, weil
die vorgegeben Themen mir nicht zusagten. Die einzige Ausnahme bildeten
die Malwettbewerbe, weil man sich nach Lust und Laune austoben und
seiner Fantasie freien Lauf lassen konnte.
Auch
Handarbeiten waren nie mein Fall. Meine Mutter kann zwar sticken,
stricken, hĂ€keln, nĂ€hen und knĂŒpfen, doch mich konnte sie immer mit
Handarbeitsnadeln aller Art jagen.
Als
Kind war ich ein Mobbingopfer – und das nicht zu knapp. Selbst mehrere
Schulwechsel Ànderten nichts daran. Ich wurde gehÀnselt, festgehalten,
mit Schulmaterialien attakiert, vor Schulbusse gezerrt, öffentlich bloĂ
gestellt, ausgegrenzt. Bis zur siebten Klasse war mein Selbstbewusstsein
auf die GröĂe einer Erbse geschrumpft.
2005
erkrankte ich an Krebs. Ich war 14 Jahre alt, als man bei mir einen
Tumor am Kleinhirn und am Knochenmark diagnostizierte. Wirklich was
mitbekommen habe ich davon nicht, nur das auf einmal alles ganz schnell
gehen musste. Es folgte eine recht schwere Operation, mehrere
Chemotherapien und Bestrahlung. Knapp zwei Jahre durchlebte ich eine Art
persönliche Hölle. Ich konnte meinen Hals so gut wie garnicht bewegen,
nahm rapide ĂŒber 20 Kilo ab, verlor fast sĂ€mtliche Kraft in meiner
Muskulatur, kĂ€mpfte mit Ăbelkeit, Schmerzen und diversen anderen, nicht
gerade angenehmen Nebenwirkungen. Die Zeit war alles andere als ein
Zuckerschlecken, doch sie bot auch einen entscheidenden Vorteil. Sie
isolierte mich von meiner AuĂenwelt.
Im
Oktober 2006 wurde ich dann als geheilt entlassen und in eine
Rehaklinik geschickt, um mich dort wieder aufpÀppeln zu lassen. Die
Angebote der Reha bauten mich wieder auf. Und zwar nicht nur körperlich,
sondern auch seelisch. Und sie heilten nicht nur die Wunden, die durch
die Krankheit entstanden waren, sondern ein StĂŒck weit auch die, die
schon vorher entstanden waren – durch die Erniedrigung meiner
MitschĂŒler.
WĂ€hrend
der Reha entdeckte ich auĂerdem meine kreative Seite und – was fĂŒr mich
noch viel wichtiger war – etwas, worin ich total aufgehen konnte und
was mir Kraft gab bzw. auch heute noch gibt.
AbgehÀrtet
durch die Krankheit und wieder aufgebaut durch die Reha kam ich zurĂŒck
und startete durch. Ich gab nichts mehr auf die Meinung oder das Gehabe
anderer, umgab mich mit positiven Menschen, machte mein Abitur. Frei
nach dem Motto „Wenn ich diesen Tumor geschafft habe, schaffe ich alles
andere auch!“ zog ich mein Ding durch. Und auch wenn ich heute – ĂŒber 10
Jahre danach – noch deutlich die Nachwirkungen von Chemotherapie und
Bestrahlung spĂŒre, muss ich sagen, dass diese Krankheit das Beste, was
mir je passieren konnte.
Ich
weiĂ, das klingt idiotisch und viele mögen mich jetzt fĂŒr völlig
durchgeknallt halten, aber ich will mir garnicht ausmalen, wo ich heute
wÀre, hÀtte ich den Tumor nicht gehabt. Wahrscheinlich garnicht mehr
unter den Lebenden, weil ich unter dem Druck des Mobbings und vor lauter
Depressionen Selbstmord begangen hÀtte. Wenn man es also recht bedenkt,
hat mir diese Krankheit mein Leben gerettet – und mir die KreativitĂ€t
geschenkt.
Es
gibt meiner Meinung nach nichts Wichtigeres im Leben als diese zwei
Dinge: Siegreich aus einer richtig bescheidenen Lebenssituation
hervorzugehen und eine Leidenschaft zu haben, fĂŒr die man brennt. Durch
den Krebs habe ich beides bekommen.
Ich
liebe es, sowohl Dinge fĂŒr mich selbst herzustellen, wie auch andere
damit zu beschenken – ob nun mit dem fertigen Produkt oder mit einem
eigens gefĂŒhrten Workshop, der sie dazu befĂ€higt, es anzufertigen. Das
Schöne an selbstgemachten Dingen ist, dass man sie individuell an die
jeweilige Person anpassen kann und sich nicht an irgendwelche Muster
halten muss. Doch auch, weil man damit eine gewisse MentalitÀt und
Lebenseinstellung weitergeben kann.
Und
das ist der Grund, warum ich blogge. KreativitĂ€t macht einen groĂen
Teil meines Lebens und meiner Persönlichkeit aus. In ihr kann ich mich
selbst verwirklichen. All diese Dinge, die ich mit dem Selbermachen
verbinde – die Kraft, die Freude, die IndividualitĂ€t – möchte ich mit
meinen BeitrÀgen weitergeben und andere damit inspirieren.
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