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Montag, 30. MĂ€rz 2020

Eintrag 288

Corona in Deutschland
Die ersten Forderungen nach dem "Exit".

Mein Kommentar zur aktuellen Lage

Seit gestern werden aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft Stimmen lauter, die ein Nachdenken darĂŒber fordern, wann denn (endlich) Schluss sei mit diesem "Corona-Ausnahmezustand". Ganz konkret soll eine breite öffentlichen Debatte ĂŒber eine Exit-Strategie stattfinden, um das wirtschaftliche Leben wieder zu normalisieren.

Viele SĂ€tze dieser "Klagenden" lauten in etwa so: NatĂŒrlich mĂŒssen die Neuinfektionszahlen gedrĂŒckt werden, ABER.....(die Volkwirtschaft dĂŒrfe darunter nicht leiden; Arbeitslosigkeit verursacht auch Tote ect.). 

Wie diese mehrmals am Tag aktualisierte "Echtzeit-Corona-Karte" zeigt, haben wir in Deutschland einen hohen Anstieg der tÀglichen Neuinfektionen:


Dabei mahnt der PrÀsident des RKI, dass wir erst am Anfang der Pandemie seien und ZustÀnde wie in Italien nicht ausgeschlossen sind:


Ich kann die Ungeduld in der Bevölkerung nachvollziehen, wieder zur NormalitĂ€t zurĂŒckkehren zu wollen. Aber mit einer frĂŒhzeitigen Debatte (bereits nach einer Woche nach der VerkĂŒndung der "Regeln zur KontoaktbeschrĂ€nkung") bestĂ€rkt man die Zweifel in denjenigen Kreisen der Bevölkerung, die sowieso alles fĂŒr Panikmache halten. Ich finde das Statement vom Bundesfinanzminister Olaf Scholz zu den Exit-Überlegungen zum jetzigen Zeitpunkt aus der FAZ gut. Er sei dagegen, Menschenleben mit Wirtschaft aufzuwiegen:


Ich stelle mir oft die Frage, warum in Spanien und Italien sogenannte "Ausgangssperren" von der Bevölkerung weitgehend akzeptieren werden, auch fĂŒr mehrere Wochen, wĂ€hrend in Deutschland schon nach ein paar Tagen alles wieder kaputt-diskutiert wird. 

Meine Vermutung ist leider, dass die Verfechter dieser Kontaktsperre Tag fĂŒr Tag mehr in der Defensive landen werden, weil ein stetig grĂ¶ĂŸerer Anteil von Menschen in wirtschaftliche Not gerĂ€t und sich die Frage stellt, ob der "Preis des wirtschaftlichen Stillstands" nicht zu hoch sein könnte. Diese Überlegungen werden in der Ökonomie, in leicht abgewandelter Form, "OpportunitĂ€tskosten" genannt. 

Unsere Gesellschaft muss sich ganz konkret die Frage stellen, wieviel SolidaritĂ€t sie mit ihren alten und gefĂ€hrdeten Menschen ausĂŒben möchte. Insbesondere sollten sich die jungen Menschen die Frage stellen, wieviel Wohlstand sie fĂŒr ihre Eltern oder Großeltern bereit sind zu "opfern" (von denen der ein oder andere bestimmt mit zur Risiko-Gruppe zĂ€hlt), um sie bestmöglich zu schĂŒtzen.

Ich hĂ€tte mir erhofft, dass diese "Exit-Strategie" nicht öffentlich diskutiert wird. Hinter den Kulissen sollten aus meiner Sicht Virologen sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Soziales austĂŒfteln, wann und wie die KontaktbeschrĂ€nkungen wieder gelockert werden können. 

Diese Exit-Strategie-Debatte ist vor dem Hintergrund sich fĂŒllender KrankenhĂ€user, auch in Deutschland, Ă€ußerst grotesk. Zynisch betrachtet könnte man meinen, dass offenbar auch hierzulande dramatische Bilder wie aus Italien, Spanien oder den USA notwendig seien, damit die "Exit-Fans" den Ernst der Lage erkennen.