Corona in Deutschland
Die ersten Forderungen nach dem "Exit".
Mein Kommentar zur aktuellen Lage
Seit gestern werden aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft Stimmen lauter, die ein Nachdenken darüber fordern, wann denn (endlich) Schluss sei mit diesem "Corona-Ausnahmezustand". Ganz konkret soll eine breite öffentlichen Debatte über eine Exit-Strategie stattfinden, um das wirtschaftliche Leben wieder zu normalisieren.
Viele Sätze dieser "Klagenden" lauten in etwa so: Natürlich müssen die Neuinfektionszahlen gedrückt werden, ABER.....(die Volkwirtschaft dürfe darunter nicht leiden; Arbeitslosigkeit verursacht auch Tote ect.).
Wie diese mehrmals am Tag aktualisierte "Echtzeit-Corona-Karte" zeigt, haben wir in Deutschland einen hohen Anstieg der täglichen Neuinfektionen:
Dabei mahnt der Präsident des RKI, dass wir erst am Anfang der Pandemie seien und Zustände wie in Italien nicht ausgeschlossen sind:
Ich kann die Ungeduld in der Bevölkerung nachvollziehen, wieder zur Normalität zurückkehren zu wollen. Aber mit einer frühzeitigen Debatte (bereits nach einer Woche nach der Verkündung der "Regeln zur Kontoaktbeschränkung") bestärkt man die Zweifel in denjenigen Kreisen der Bevölkerung, die sowieso alles für Panikmache halten. Ich finde das Statement vom Bundesfinanzminister Olaf Scholz zu den Exit-Überlegungen zum jetzigen Zeitpunkt aus der FAZ gut. Er sei dagegen, Menschenleben mit Wirtschaft aufzuwiegen:
Ich stelle mir oft die Frage, warum in Spanien und Italien sogenannte "Ausgangssperren" von der Bevölkerung weitgehend akzeptieren werden, auch für mehrere Wochen, während in Deutschland schon nach ein paar Tagen alles wieder kaputt-diskutiert wird.
Meine Vermutung ist leider, dass die Verfechter dieser Kontaktsperre Tag für Tag mehr in der Defensive landen werden, weil ein stetig größerer Anteil von Menschen in wirtschaftliche Not gerät und sich die Frage stellt, ob der "Preis des wirtschaftlichen Stillstands" nicht zu hoch sein könnte. Diese Überlegungen werden in der Ökonomie, in leicht abgewandelter Form, "Opportunitätskosten" genannt.
Unsere Gesellschaft muss sich ganz konkret die Frage stellen, wieviel Solidarität sie mit ihren alten und gefährdeten Menschen ausüben möchte. Insbesondere sollten sich die jungen Menschen die Frage stellen, wieviel Wohlstand sie für ihre Eltern oder Großeltern bereit sind zu "opfern" (von denen der ein oder andere bestimmt mit zur Risiko-Gruppe zählt), um sie bestmöglich zu schützen.
Ich hätte mir erhofft, dass diese "Exit-Strategie" nicht öffentlich diskutiert wird. Hinter den Kulissen sollten aus meiner Sicht Virologen sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Soziales austüfteln, wann und wie die Kontaktbeschränkungen wieder gelockert werden können.
Diese Exit-Strategie-Debatte ist vor dem Hintergrund sich füllender Krankenhäuser, auch in Deutschland, äußerst grotesk. Zynisch betrachtet könnte man meinen, dass offenbar auch hierzulande dramatische Bilder wie aus Italien, Spanien oder den USA notwendig seien, damit die "Exit-Fans" den Ernst der Lage erkennen.